Die Waffenhändler von Hamor
die Klinge geschärft von Zorn und Chaos.
Wie schon in so vielen Kämpfen zuvor, ist es auch diesmal so, dass Lorn gerade noch gekämpft hat und im nächsten Augenblick nur noch von Spiegellanzenkämpfern umgeben ist. Er schaut zum Fluss, wo am anderen Ufer an die zwanzig Barbaren in Richtung Osten flüchten. Um ihn herum schnauben Dutzende von reiterlosen Pferden.
»Ser!«, ruft eine Stimme.
Lorn nimmt den Wallach herum und reitet zu Yusaet, Quytyls Haupttruppenführer. Währenddessen wischt er seinen Säbel ab und steckt ihn in die Scheide. Dabei bemerkt er, dass er doppelt sieht und es in seinem Kopf wie wild pocht, als würde ein unsichtbarer Hammer auf einen Amboss einschlagen.
»Ser …« Yusaet blickt den Sub-Major an. »Ich habe es gesehen … Ihr habt noch versucht, den Unteroffizier zu retten.«
»Ich war nicht schnell genug«, meint Lorn traurig. »Einen habe ich erwischt, aber …«
»Ich habe gesehen, wie Ihr drei auf einmal getötet habt. Keiner von uns hätte mehr tun können.«
»Danke. Er wäre ein guter Hauptmann geworden.« Lorn richtet sich auf. »Nun bist du für die Fünfte Kompanie verantwortlich.«
»Ja, Ser.«
»Stell fest, wie viele Verwundete ihr habt, und holt die Pferde zurück, die ausgerissen sind. Du weißt, was zu tun ist.«
Yusaet nickt. »Ja, Ser.«
Lorn lenkt den Wallach zum Hang, wo die Straße eine Kurve macht und dann zum Fluss hin abfällt. Cheryk, Gyraet und Esfayl haben sich bereits dort versammelt. Hinter sich hört Lorn das Gemurmel der Männer.
»… Sub-Major … hast du gesehen, wie er seine Säbel schwingt?«
»… gesehen, wie er vier auf einmal aus dem Sattel geschlagen hat und gleich darauf noch einmal vier mit der Lanze …«
»… vielleicht sogar mehr …«
»… habe noch niemals einen höheren Offizier so kämpfen sehen …«
»Das wirst du auch nicht mehr. Behaltet es für euch.«
Diese letzte Stimme gehört Yusaet.
»… aber …«
»Behaltet es für euch«, wiederholt Yusaet.
Ein kurzes, bitteres Lächeln huscht über Lorns Gesicht, das er jedoch verschwinden lässt, als er sich den drei Offizieren nähert.
»Seid Ihr unverletzt, Ser?«, fragt Esfayl mit einem Gesichtsausdruck, der halb wie ein Stirnrunzeln und halb besorgt wirkt.
Als Lorn das Pferd zügelt, blickt er hinunter auf seine Hose, dann auf die Ärmel. Die Uniform ist mit Blut verschmiert und über und über mit roten Spritzern besudelt. Alles um ihn herum scheint zu verschwimmen, die Bilder, die er noch immer doppelt sieht, fangen an zu flimmern. Er bewegt seine Arme und stellt sich in die Steigbügel. Die Arme schmerzen und in seinem Kopf pocht es noch immer, aber er kann keine ernsthaften Wunden feststellen. »Es geht mir gut.« Er sieht die drei an. »Wissen wir schon … wie viele Männer wir verloren haben?«
»Fast zwanzig, Ser«, berichtet Gyraet. »Und Emsahl.«
Lorn zuckt zusammen.
»Ein paar Bastarde haben ihn von hinten erschlagen.« Gyraet hält inne. »Wisst Ihr schon von Quytyl?«
»Ich war dabei, konnte ihn aber nicht rechtzeitig erreichen. Ich war mir nie sicher, ob sein Arm wieder richtig verheilt war, er selbst hat niemals mehr etwas davon erwähnt.« Lorn kommen die Worte nur langsam über die Lippen.
»Die fehlenden Feuerlanzen schmerzen«, fügt Cheryk hinzu.
»Das ist ein Grund, warum wir das hier tun«, erklärt Lorn. »Wir werden mit jedem Jahr weniger Feuerlanzen bekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nächstes Jahr noch hätten tun können, was wir jetzt vollbracht haben. Nicht ohne zusätzliche Lanzenkämpfer und größere Verluste.«
»Die meisten Kommandanten kümmern sich aber nur um die Verluste des aktuellen Jahres«, meint Gyraet nachdenklich.
»Es ist kein Trost für mich zu wissen«, sagt Lorn, »dass in diesem Jahr vielleicht zwanzig Männer verschont bleiben, nur damit im nächsten Frühling gleich sechzig Männer sterben werden.« Sein Lachen klingt heiser und bitter. »Es ist auch kein Trost für mich, auf dem Heimweg noch zwanzig Männer zu verlieren.«
»Deshalb seid Ihr Major …«
»Sub-Major«, korrigiert Lorn mit einem traurigen Lachen.
»… und Ihr werdet Kommandant oder noch mehr werden«, schließt Gyraet.
»Wenn ich als Sub-Major überlebe.« Lorn blickt alle drei einen nach dem anderen an und versucht dabei, seinen Blick zu schärfen, was ihm jedoch nicht gelingt. »Es tut mir Leid, Hauptmänner. Ich hoffte, das hier mit weniger Verlusten vollbringen zu können.« Er macht eine Pause. »Lasst es mich wissen,
Weitere Kostenlose Bücher