Die wahre Koenigin
schon, Junge!“
Der Junge errötete bis zu den Haarwurzeln, bevor er schnell hinauslief.
Meredith hatte keine Angst, als sie mit ihrem Entführer allein war. Sie hob den Kopf und sah ihn herausfordernd an.
Und wieder fühlte Brice dieses innere Feuer, diesen unwiderstehlichen Sog, der ihn zu ihr hinzog. Ihre Nähe hielt ihn fest, und als er schließlich doch ging, hatte er das Gefühl, vor ihr zu fliehen. „Ich werde Euch Kleidung und Essen bringen lassen“, sagte er im Hinausgehen. In der Tür zum Wohnraum drehte er sich noch einmal um, und in seinem dunklen Blick lag eine Drohung, die Meredith erstarren ließ. „Solltet Ihr versuchen, diesen Raum zu verlassen, so wird das sehr ungemütliche Folgen für Euch haben. “
„Denkt Ihr, ich fürchte mich, von Eurer Hand zu sterben?“ Brice warf ihr ein kaltes Lächeln zu. „Vielleicht beabsichtige ich etwas anderes, als Euch zu töten, Lady Meredith MacAlpin. Und vielleicht ist das für eine so vornehme Lady viel schlimmer als der Tod. Ihr wisst nicht, wie es ist, in den Armen eines ... Barbaren.“
Ein eisiger Schauer lief Meredith über den Rücken. Auf den Tod war sie vorbereitet, aber der Gedanke, wie eine Schenkendirne benutzt zu werden, brachte sie an den Rand eines hysterischen Weinkrampfs.
Campbell würdigte sie keines einzigen Blickes mehr. Er rief die Hunde, die folgsam aus dem Raum liefen. Dann fiel die Tür laut ins Schloss.
Meredith blieb mit ihrer Angst zurück. Während sie rastlos im Raum auf und ab lief, beherrschte sie nur ein einziger Gedanke. Sie musste sich wieder eine Waffe beschaffen, um sich gegen den barbarischen Unhold verteidigen zu können.
Mit der Hoffnung der Verzweifelten durchsuchte sie jeden Zentimeter des Raums. Als sie schon aufgeben wollte und sich entmutigt auf das Bett setzte, erblickte sie in einer Ecke des Zimmers ein achtlos hingeworfenes derbes Wollcape. Sie ging hin und hob es hoch, und darunter lag ein Dolch. Klein und messerscharf. Mit zitternden Händen versteckte sie die Waffe in ihrem Kleid.
Nachdem sie den anderen Dolch schon bei Campbells erstem scharfem Wort gehorsam hatte fallen lassen, war sie überzeugt, dass er ihr keinen weiteren Rettungsversuch zutraute. Ganz bestimmt würde er sie nicht nach Waffen durchsuchen.
Tief in Gedanken versunken, stand Meredith vor dem Kamin und wärmte sich die Hände, die plötzlich eiskalt waren. Wenn Campbell das nächste Mal käme, dann wusste sie, was zu tun war.
3. KAPITEL
Als die Tür sich öffnete, fuhr Meredith unwillkürlich mit der Hand nach dem Dolch unter ihrem Gürtel. Bereit zum Angriff, drehte sie sich um.
„Ich bringe Euch Euer Essen, Mylady.“
Beim Anblick der jungen Dienerin stieß Meredith erleichtert den Atem aus.
Das blonde Mädchen mit dem fest geflochtenen Haarkranz war fast so groß wie ein Mann. Als es das Tablett auf den Tisch neben dem Kamin stellte, bemerkte Meredith seine großen abgearbeiteten Hände.
„Wie heißt Ihr?“
„Cara.“
„Steht Ihr schon lange in Campbells Diensten, Cara?“
Das Mädchen zog einen schweren Stuhl vor den Tisch und wartete, bis Meredith sich gesetzt hatte. „Ich wurde hier in Kinloch House geboren, während mein Vater und mein Lord Campbell in Frankreich weilten. Mein Vater hat mich nie gesehen. Er starb in der Fremde. Der Lord hat sich meiner Mutter angenommen und dafür gesorgt, dass sie und ich hierbleiben konnten. “
„Er hat Euch in seine Dienste gezwungen, und Ihr lehnt Euch nicht dagegen auf?“
„Mylady, wir haben ein gutes Leben. Wohin hätten wir gehen sollen, wenn mein Lord Campbell uns fortgeschickt hätte?“ „Habt Ihr keine Familie?“
„Die beiden Brüder meiner Mutter waren bei Vaters Tod schon verheiratet. Wir wären eine Bürde für sie gewesen, und mit der Zeit hätten sie uns gehasst. Mein Lord Campbell wusste das, und deshalb hat er für uns gesorgt.“
Meredith wunderte sich über den ehrfürchtigen Ton, in dem Cara von Campbell sprach. „Wie kann man einem so grausamen Mann so ergeben sein?“
„Grausam?“ Cara lachte. „Mein Lord Campbell ist ein guter und fairer Herr.“ Sie senkte die Stimme. „Aber er hat ein aufbrausendes Temperament und ist wegen seines Jähzorns gefürchtet. Mein Vater hat Mutter einmal anvertraut, dass er nie einen Streit mit meinem Lord gewagt hätte. In kritischen Momenten ist er ihm immer aus dem Weg gegangen“, fügte sie hinzu.
Meredith erinnerte sich an Campbells Flüche und seinen scharfen Befehlston, der keinen Widerspruch
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