Die wahre Koenigin
Gewand aus Wolle und ein paar feste Schuhe erhalten.
Morgen früh wird deine Herrin nicht mehr da sein, frohlockte Meredith. Sie wird meilenweit fort sein, und sie wird die Stiefel und den Rock deines angebeteten Lords tragen.
Vom Kamin her hörte Meredith das leise Schnaufen eines Hundes. Sie musste sehr vorsichtig zu Werke gehen, wenn ihr Plan angesichts der neuen Schwierigkeiten glücken sollte. Sie musste sich schlafend stellen und geduldig abwarten.
Mit geschlossenen Augen lag sie da. Nicht einmal mit den Lidern zuckte sie. Denn sie spürte Campbells warmen Atem und wusste, dass er ihr zugewandt lag. Wahrscheinlich beobachtete er sie. Ihr Herz hämmerte.
Geduld! mahnte sie sich. Sie musste abwarten, bis das Feuer heruntergebrannt wäre und der Raum wieder im Dunkeln lag. Sie musste warten, bis Brice ruhig und gleichmäßig atmete. Dann würde sie ihm den Dolch ins Herz stoßen und in den dichten Wäldern des Hochlands verschwinden.
Brice bewegte sich leicht. Seine Schenkel berührten Merediths Schenkel. Sie hielt den Atem an und rührte sich nicht.
Wie weich und warm die Berührung war ...
Meredith war von ihrem Gedanken entsetzt. Wieder und wieder sagte sie sich, dass sie nicht in einem Brautgemach, sondern im Bett eines grausamen Wilden lag. Sie durfte sich Campbell nicht als Mann vorstellen. Er war ein Barbar, unmenschlich und widerwärtig. Er hatte eine MacAlpin gedemütigt und würde seine Strafe bekommen.
Brice seufzte und bewegte sich so heftig, dass die Felldecke fortrutschte.
Mit jedem seiner Atemzüge streifte sein Oberkörper Merediths Brüste, und jede Berührung löste einen Strom prickelnder Gefühle in ihr aus. Sie spürte ihn mit allen Fasern ihres Körpers, spürte erregt den Druck seiner Schenkel und seiner Hand. Eine berauschende Wärme erfüllte sie und drohte, sie zu überfluten.
Der Plan. Fast hatte Meredith ihn vergessen. Sie zwang sich zur Selbstbeherrschung und horchte auf Campbells Atemzüge.
Ruhig. Gleichmäßig.
Es war Zeit. Sie musste es tun, bevor sie vergaß, dass der Mann neben ihr ein Monstrum war, ein roher Wilder, der sie wie eine Kriegstrophäe gefangen hielt. Jetzt! Bevor sie vergaß, wer sie selbst war. Und bevor sie Skrupel bekam, einen Mord zu begehen.
Es ging um ihre, Meredith MacAlpins Freiheit. Um ihr Leben.
Sie umklammerte den Griff des Dolches, setzte sich auf die Knie und hob die Hand. Dann ließ sie den Dolch mit aller Kraft hinabsausen. Bevor sie zustieß, schloss sie die Augen. Sie ertrug es nicht, die Klinge in Campbells Herz dringen zu sehen.
Brice träumte. Eine schöne, ganz in Weiß gekleidete Frau lief mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Wie eine Schleppe wehte ihr langes dunkles Haar in dem sanften Frühlingswind.
Er fing die Frau auf, hob sie hoch und küsste sie auf den Mund. Ganz langsam und gefühlvoll ließ er sie dann an sich hinabgleiten, bis sie wieder auf den Füßen stand. Noch immer hielt er sie umschlungen. Er fühlte ihre kleinen festen Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel. Die Hände um ihre schmale Taille gelegt, zog er sie an sich.
Doch plötzlich spürte er ihren Widerstand. Sie wich zurück, ihr Lächeln schwand und wurde zu einer gemeinen Grimasse. Sie streckte die Hand aus, doch statt ihn zu liebkosen, schlug sie zu. Fest, mit ganzer Kraft.
Brice erwachte und tauchte langsam aus seinem Alptraum auf.
Meredith spürte, wie die Federkissen unter ihr nachgaben, als Brice zur Seite rollte. Sie riss die Augen auf und sah, dass sie ihn an der Schulter getroffen hatte. Blut rann an seinem Arm hinab.
Rasch zog sie den Dolch aus der Wunde. Doch ehe sie zum zweiten Mal zustechen konnte, wurde ihr Arm gepackt und
herumgedreht, sodass sie vor Schmerz aufschrie.
Brice fluchte laut und unflätig, während er mit eisernem Griff ihre Hand festhielt. „Lasst sofort den Dolch fallen, oder ich breche sämtliche Knochen in Eurem hübschen Körper! “ „Nein! Ich ergebe mich nicht. Nie und nimmer.“ Meredith kniete rittlings über dem riesigen Mann und klammerte die Hand um das Messer.
„Ergeben?“, kam es höhnisch. „Wer spricht von ergeben!“ Brice packte Meredith an beiden Armen und zwang sie auf den Rücken. Hasserfüllt starrte er sie an. „Du wirst mehr tun als dich ergeben. Du wirst sterben, wenn du mir nicht die Waffe gibst. Jetzt!“ Er umspannte ihre Handgelenke wie mit Schraubzwingen, und ein stechender, unerträglicher Schmerz durchfuhr Meredith. Mit einem Aufschrei öffnete sie die Faust, und der Dolch glitt auf
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