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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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der Gefahr zu entrinnen. Aber sie war Brice hilflos ausgeliefert.
    Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie fest auf den Mund. Es war, als hätte ein Blitz ihn getroffen. Ein Schlag, der ihn bis ins Innerste erzittern ließ. Merediths Lippen bebten, er wusste, dass sie dasselbe empfand wie er.
    Ihrer beider Reaktion überraschte Brice. Er hob den Kopf und blickte in zwei grüne, schimmernde Augen, tief und unergründlich wie Bergseen. Sie spiegelten die verschiedensten Gefühlsregungen wider. Brice las in Merediths Augen stumme Überraschung. Und Unschuld.
    Unschuld. Liebe Güte. Eine Jungfrau?
    Sie war doch verlobt gewesen. War es möglich, dass Desmond MacKenzie sie nie berührt hatte?
    Was für ein wunderschönes Gesicht! dachte Brice. Hinter der Schönheit, hinter der Unschuld las er noch etwas anderes. Wildheit und Feuer. Ein Feuer, das ihn bereits erfasst hatte.
    Wieder senkte er das Gesicht. Diesmal küsste er Meredith langsam und verführerisch. Erregt spürte er den Strom von Gefühlen, der zwischen ihnen floss. Sein Kuss vertiefte sich, und er genoss die süße Unschuld dieser Frau und kostete ihre in Bann gehaltene Sinnlichkeit.
    Es war nicht Merediths erster Kuss. Auf großen Feiern gab es immer eine Gelegenheit für die jungen Burschen, den Mädchen einen Kuss zu stehlen. Sie hatte es sich gefallen lassen. Diese Feste waren dazu da, dass die Jugend ihr erstes sinnliches Begehren entdeckte.
    Auch Gareth MacKenzie hatte Meredith geküsst, ein einziges Mal. Sein lüsterner Kuss hatte sie erschreckt und abgestoßen, und von da an hatte sie Gareth gemieden.
    Und Desmond. Aber sie waren noch Kinder gewesen und ihre Küsse harmlos und unschuldig.
    Dies war etwas anderes. Es war atemberaubend sinnlich, es war ein verzehrendes Feuer, ein Sturm, der Meredith davontrug.
    Sie spürte die rauen schwieligen Hände an ihren Wangen, Hände, die ihr eben noch fast die Knochen gebrochen hätten. Jetzt waren sie zart und so sanft, dass Meredith mit ihnen zu verschmelzen schien.
    Brice fühlte die langsame Veränderung, die seine Liebkosung in Meredith hervorrief. Zwar war sie noch ängstlich und angespannt, aber sie antwortete. Wie eine Frau, die aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    Wenn er Geduld hätte, würde sie ihm gehören. Die Nacht war noch lang.
    Seine Gedanken überraschten Brice. Und sie irritierten ihn. Wenn ihn nicht alles täuschte, war diese Frau noch nie mit einem Mann zusammen gewesen. Eine Jungfrau, ein unschuldiges Mädchen.
    Das hatte er nicht erwartet. Noch weniger hatte er erwartet, dass er sie begehren würde. Es komplizierte die Dinge. Dieses Abenteuer musste beendet werden, bevor es begonnen hatte.
    Brice verharrte noch einen Moment, mochte sich nicht von Meredith lösen. Nie zuvor hatte er ein so heftiges Begehren gefühlt, bei einer Frau zu liegen und sich alles zu nehmen, was sie zu geben hatte.
    Nicht nur nehmen wollte er. Fast noch stärker war sein Wunsch, Meredith die Freuden der Liebe zu zeigen. Brice kannte sich selbst nicht mehr. Wenn er dies nicht sofort beendete, würde er die Kontrolle über die Dinge verlieren, und das gefiel ihm nicht. Er war nie der Mann gewesen, der sich eine Jungfrau nahm.
    Langsam hob er den Kopf und richtete sich auf. Meredith lag still da und beobachtete ihn. Ihr Atem ging schnell, und ihr Herz hämmerte.
    „Eine hübsche Kostprobe“, flüsterte er.
    „Scher dich zur Hölle!“
    Er lächelte, aber das prickelnde Gefühl in der Magengegend war noch immer da. Immer noch reizte ihn die verbotene Frucht.
    Doch dann stieß er Meredith von sich. „Leg dich schlafen!“ Seine Stimme klang gröber, als er beabsichtigt hatte.
    Er sah den erleichterten Ausdruck in Merediths Augen. Einen Ausdruck von Dankbarkeit.
    „Ich werde nicht in diesem Bett schlafen, nicht in demselben Bett wie Ihr.“
    Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Meinetwegen. Schlaft auf dem Boden, wenn Ihr wollt. Aber nehmt Euch vor den Hunden in acht.“
    Ohne Meredith weiter zu beachten, zog er die Felldecken hoch, deckte sich zu und drehte sich auf die Seite. Sein Puls raste, als hätte er gerade eine Schar Briganten über das Hochland gejagt. Ein Schwert hätte er in diesem Moment nicht einmal halten können.
    Meredith rollte sich ans äußerste Ende des Bettes und krümmte sich zu einer winzigen Kugel zusammen. Ganz gleich, wo sie schlief, es machte keinen Unterschied. Sie war mit Brice Campbell in demselben Raum und musste auf alles gefasst sein.
    Nicht einschlafen!

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