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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Fehde verwickelt sei?“
    „Ich habe gesagt, dass ich Euch als Köder benötige“, entgegnete Brice knapp und verließ den Raum.
    Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, sprang Meredith aus dem Bett. Wenn Campbell sie nicht von hier fortbrächte, würde sie selbst einen Weg aus dieser Wildnis finden.
    Mit einem groben wollenen Umhang und einem Fell über dem Arm schlich Meredith die Treppe hinunter. Die warmen Sachen würde sie für ihre beschwerliche Reise ins Lowland brauchen, denn wahrscheinlich würde sie tagelang durch die Bergwälder irren, bevor sie einen Weg hinaus fand.
    Am Fuß der Treppe hielt sie inne und lauschte. Vom Ende eines langen, schwach erleuchteten Flurs hörte sie Stimmengemurmel. Dort musste der Speiseraum liegen.
    Meredith sah sich nach allen Seiten um und lief dann auf Zehenspitzen in die entgegengesetzte Richtung des Flurs. Er endete an einer Tür, die Meredith vorsichtig öffnete. Sie betrat einen behaglich anmutenden Raum. In dem Kamin, vor dem ein ausladender fellbelegter Sessel stand, brannte bereits ein Feuer.
    Mit grenzenloser Verwunderung entdeckte Meredith auf dem riesigen Eichenpult vor dem Fenster eine Anzahl Bücher, ein Tintengefäß und Schreibfedern. Unglaublich - eine Bibliothek! Sie war sogar größer und umfangreicher als die ihres Vaters.
    Bedeutete dies, dass Campbell lesen konnte? Schwer vorstellbar, denn waren nicht alle Highlander, und insbesondere dieser Mann, roh und ungeschliffen und ohne jede Bildung?
    Meredith fuhr mit der Hand über die Buchrücken und schlug einen der dicken Folianten auf. Wehmut befiel sie und Sehnsucht nach ihrem vertrauten Zuhause. Was interessierte es sie, ob Brice des Lesens mächtig war oder nicht? Das einzig Wichtige war ihre Flucht, und schnell besann sie sich wieder auf ihren Plan.
    Sie hielt nach einem Versteck Ausschau. In einem schweren Eichenschrank verstaute sie ihr Bündel. Dann schlich sie den Gang zurück und folgte dem Stimmengewirr.
    Vor der angelehnten Tür zum Speiseraum blieb sie stehen und horchte.
    „... reite allein ins Grenzland.“ Brice Campbell. Er sprach leise, kühl und bestimmt.
    „Aber warum soll ich nicht mitkommen?“
    Meredith erkannte Angus’ Stimme. Sie spähte durch den Türspalt in den Raum. Angus MacDonald und Holden Mackay saßen Brice gegenüber am Tisch. Angus schien aufgebracht zu sein. Zwar konnte Meredith sein Gesicht nicht sehen, aber seine Stimme klang erregt. „Die MacKenzies sind nicht die Einzigen, die dich auf der Rechnung haben, alter Freund. Vergiss nicht, dass du auch den MacAlpin-Clan gegen dich hast. Du hast eine ihrer Frauen in deine Gewalt gebracht.“
    „Ihr Oberhaupt“, verbesserte Brice.
    „Oberhaupt?“, fragte ein anderer. Meredith erkannte den hageren rothaarigen Mann wieder. Er war bei dem Angriff in der Kirche dabei gewesen.
    Brice nickte. „Seit Alastair MacAlpin tot ist, ist sie der Kopf des Clans.“
    Ein Gemurmel, das Betroffenheit verriet, erhob sich unter dem Dutzend Männer, die um den Tisch herum saßen. Jamie, der neben Brice saß, war sichtlich beeindruckt. „Sie ist nicht größer als ich“, meinte er. „Wie kann eine schwache, hilflose Frau Anführerin ihres Clans sein?“
    „Hilflos?“ Brice lachte trocken auf. „Lass dich niemals vom Aussehen einer Frau täuschen, Junge! Die Lady ist alles andere als hilflos.“
    Meredith hörte den belustigten Unterton aus seinen Worten heraus. Offenbar war Brice Campbell nicht so wütend auf sie, wie er vorgegeben hatte. Noch bemerkenswerter aber fand sie die Art, wie er über den Tod ihres Vaters gesprochen hatte. Ruhig, ohne bösen Triumph oder Hass. Ein Mörder sprach so nicht über sein Opfer. Und es klang nicht so, als hätten Angus oder die anderen etwas mit der brutalen Tat zu tun.
    Wieso war Gareth sich so sicher gewesen, dass Campbell der Schuldige war? Meredith schwor sich, ihn bei ihrer Rückkehr zur Rede zu stellen. Er war einem fatalen Irrtum erlegen und hatte damit eine Katastrophe ausgelöst.
    Meredith straffte entschlossen die Schultern. Sie musste handeln. Es war Zeit, dass sie nach Hause zurückkehrte und Klarheit in die Dinge brachte.
    Die Männer blickten auf, als Meredith eintrat. Schläfrig hoben die Hunde die Köpfe. Sie sprangen hoch, liefen schwanzwedelnd auf die neue Herrin zu und ließen sich bereitwillig das Fell kraulen. Dann trollten sie sich und legten sich wieder vor das Feuer.
    Brice sah unter Merediths bäuerlichem Wollkleid etwas Weißes hervorschimmern. Das

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