Die wahre Koenigin
das Laken.
Brice schob mit einer schnellen Bewegung die Waffe beiseite, packte dann wieder Merediths Hände und drückte sie auf das Bett. „Ich dachte, es wäre ein Traum“, sagte er, und seine Stimme klang gefährlich leise. „Wäre ich nicht rechtzeitig aufgewacht, hättet Ihr mich getötet.“
„Ja. Für das, was Ihr mir angetan habt, verdient Ihr den Tod.“ Meredith fühlte Tränen in den Augen brennen. Ihre Hände wurden taub und gefühllos. Hatte der Barbar ihr die Knochen gebrochen? Sie versuchte, die Finger zu bewegen, und fühlte wieder einen stechenden Schmerz.
„Ich habe nur meine Ehre verteidigt.“ Campbell lockerte seinen Griff nicht. „Gareth MacKenzie hat mir Verbrechen vorgeworfen, die ich nicht begangen habe.“
„Und was hat das mit mir zu tun?“
„Nichts“, gab Campbell zu, aber sein schroffer Ton erlaubte keinen Protest. „Ich kämpfe nicht gegen Euch. Ihr seid nur ein kleines Hindernis in meinem Kampf um Gerechtigkeit.“
„Gerechtigkeit“, höhnte Meredith. „Was Ihr getan habt, ist gegen alles Recht.“
Brice sah Meredith aufmerksam an. Er war noch immer maßlos wütend, aber der schlimmste Zorn hatte sich gelegt. „Ich hatte nicht vor, Euch in diese Fehde zu verwickeln, Mädchen. Aber es ist nun mal passiert.“
„Dann beweist, dass Ihr ein Ehrenmann seid, und lasst mich frei.“
Merediths leise Hoffnung wurde im Keim erstickt. „Für die MacKenzies gibt es keinen Ehrbegriff“, erwiderte Brice. „Das Einzige, was sie verstehen, ist die Sprache der Macht. Ich habe Euch meinen Plan bereits erklärt. Ihr werdet mir als Köder dienen, und Gareth MacKenzie wird in die Falle tappen.“
Allmählich verließ Meredith der Mut. Konnte man mit diesem Verrückten nicht vernünftig reden?
Brice riss einen Streifen vom Laken und legte ihn sich auf die Wunde. Nachdem er den Dolch in den entferntesten Winkel des Raumes geschleudert hatte, forderte er Meredith auf, ihn zu verbinden. „Ganz fest, damit das Blut gestillt wird“, befahl er.
Die Situation war grotesk. Meredith versorgte die Wunde des Mannes, den sie vor wenigen Augenblicken hatte töten wollen.
Wie mit tausend Nadeln stach sie der Schmerz, als das Gefühl in ihre Finger zurückkehrte. Brice beobachtete ihre vorsichtigen Bewegungen.
„Sie ist gebrochen“, sagte Meredith tonlos; „Ihr habt mir die Hand gebrochen. “
Er sah sie ungerührt an und sagte kein Wort.
Das war zu viel. Meredith konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie begann hemmungslos zu weinen. Nicht nur vor Schmerz. Sondern in der Erkenntnis, dass sie ihre Fluchtchance vertan hatte.
Von ihren Tränen gerührt, nahm Brice ihre Hand und betastete sie behutsam. „Sie ist nicht gebrochen“, sagte er schroff. „Vielleicht verstaucht, aber nicht gebrochen. Bei Eurem nächsten Angriff wird es Euch schlechter ergehen, das schwöre ich Euch!“
Er ließ die Hand nicht los. So klein. So weich. Wie konnte eine Frau mit einer so zarten Hand zu solch einer Tat fähig sein ...?
Campbells Wut vermischte sich mit anderen, unerklärlichen Gefühlen. Sein Blick wurde weich, und ohne dass er es sich klarmachte, strich er sanft über Merediths Finger. „So ein hübscher Köder. Wie konnte Gareth MacKenzie da widerstehen?“, sagte er leise.
Wieder packte Meredith die kalte Angst, als sie Campbells veränderten Blick bemerkte. Sie war zu verletzlich. Und er zu gefährlich.
„Gareth wird nicht in Eure Falle gehen. Ihr habt selbst gesagt, dass er nichts für mich empfindet.“
Brice musterte sie kühl, und jetzt klang seine Stimme wieder hart. „Ich glaube, Ihr schätzt Euren Wert zu gering ein, Lady MacAlpin. Ich wüsste keinen Mann, der Euren offenkundigen Reizen widerstehen könnte.“
Meredith hatte es gewusst. Der begehrliche Ausdruck in Campbells Augen sagte ihr, wie gefährlich der Mann war. Viel zu gefährlich ...
Er neigte das Gesicht zu ihr hinab, bis sein Mund ihren Lippen ganz nahe war. Sie fühlte, wie sein Atem sich mit ihrem vermischte.
Verdammt, Holden Mackay! dachte Brice. Der Kerl hatte ihm einen Gedanken in den Kopf gesetzt, der ihn nicht mehr losließ. Die Frau, die da vor ihm lag, lockte wie eine verbotene Frucht. „Ich fürchte, ich werde den Köder kosten müssen“, sagte er mit verlangendem Blick.
„Nein.“ Meredith versuchte, sich ihm zu entziehen, aber Brice hielt sie fest und senkte den Kopf tiefer. Sein Mund streifte ihre Lippen.
Die Berührung brannte wie Feuer. Meredith drehte das Gesicht zur Seite, um
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