Die wahre Koenigin
Solange Ihr in diesen Mauern weilt, steht Ihr unter meinem Schutz. So etwas braucht Ihr nicht.“
Ein eisiges Lächeln traf Brice. „Anscheinend habt Ihr vergessen, dies Holden Mackay zu sagen.“
Brice war an seinem wunden Punkt getroffen. Er räusperte sich verlegen.
„Unterschätzt mich nicht, Brice.“ Meredith hob drohend den Dolch. „Schon als kleines Mädchen, auf dem Schoß meines Vaters, habe ich den Gebrauch von Waffen gelernt. Seid gewarnt. Ich will Euch zwar nicht an den Kragen, aber vor einem Kampf schrecke ich nicht zurück.“
Bei dem Anblick der winzigen drohenden Gestalt und des mächtigen Riesen brach Jamie in Lachen aus. „Was wirst du nun tun, Brice? Entweder musst du Meredith beweisen, dass du der Stärkere bist, oder du gibst klein bei und lässt es zu, dass ein Mädel aus den Lowlands dich mit einem Dolch einschüchtert.“
Brice musterte sein Gegenüber. Meredith war vollkommen beherrscht. Ihr Blick verriet nicht die leiseste Furcht. Die Hand, die den Dolch hielt, war ruhig.
„Also, Mylady, seid Ihr wie Jamie der Meinung, dass ich gegen Euch im Hintertreffen bin?“
Ein feines Lächeln huschte über Merediths Gesicht. „Ja, Mylord. Das denke ich. Es ist Zeit, dass ich Euch dazu bringe, mich freizulassen, bevor meine Leute in die Highlands aufbrechen und Euch in einen Krieg verwickeln.“
Brice machte eine blitzschnelle Bewegung. Ehe Meredith mit der Wimper zucken konnte, hatte er sie bei der Hand gepackt und herumgewirbelt. Dann umschlang er sie von hinten mit den Armen und drückte ihr die gekreuzten Hände gegen den Magen. Das Messer fiel scheppernd zu Boden.
Merediths Atem ging keuchend. Ihr Puls raste. Mit jeder Faser ihres Körpers spürte sie die sinnliche Wärme des Mannes, der sie an sich gepresst hielt.
„Nun, Mylady?“ Sein Atem war heiß, und seine Lippen streiften sanft das Haar an ihrer Schläfe. „Ich glaube, der Vorteil ist auf meiner Seite. Vergesst Eure Forderung. Ich werde Euch nicht an Gareth MacKenzie ausliefern, und ich will nichts mehr davon hören.“
Meredith stieß scharf die Luft aus und versuchte mit aller Kraft, sich freizukämpfen, Aber sie wurde wie von eisernen Klammern festgehalten. „Von Gareth ist keine Rede. Mein Clan will mich zurückhaben. Meine eigenen Leute wollen es.“
„Und wer ist mit den MacKenzies verbündet?“
„Sobald ich frei bin, werden die MacAlpins mir folgen.“ „Natürlich. Der starken Frau mit der Führernatur. Wie Ihr ja oft genug betont habt.“
Vom anderen Ende des Raums ertönte Jamies Lachen. „Was ist, Meredith, gebt Ihr Eure Niederlage zu?“
Sie gab das Kämpfen auf. Stattdessen wehrte sie sich gegen ihr wachsendes Verlangen nach dem Mann, der sie so demütigend und noch dazu vor Jamies Augen außer Gefecht setzte. „Ja, Jamie.“ Sie schlug die Augen nieder, damit der Junge nicht die lodernde Glut darin bemerkte. „Ja. Aber die Niederlage ist nur vorübergehend.“
„Ich gebe mich auch mit dem kleinsten Sieg zufrieden“, sagte Brice dicht an ihren Schläfen. „Selbst wenn er nur einen Atemzug lang dauert.“ Er strich mit den Daumen leicht über Merediths Brüste, sog den süßen Duft ihrer Haut ein, ließ die Lippen über ihr Haar gleiten. Heftiges Verlangen erfasste ihn, und er spürte, wie Meredith erbebte.
Er fragte sich nach der Ursache ihrer Reaktion. War es seine Nähe oder der Gedanke an die bevorstehenden Ereignisse? Brice ließ Meredith los und trat einen Schritt zurück. Als
Meredith sich umdrehte, verbeugte er sich leicht. „Ich freue mich schon auf die nächste Runde“, sagte er mit einem hinreißenden Lächeln.
„Reiter in Sicht!“
Das Wort ging von Mann zu Mann. Die Posten auf den Felskuppen riefen es den Männern in den Baumwipfeln zu, und die gaben es an jene weiter, die sich entlang der Wege hinter dichten Büschen versteckten. Laufende Boten schließlich überbrachten die Nachricht den Wachtposten an den Toren von Kinloch House.
Tagelang hatten Campbells Trupps die Wälder durchstreift, sie waren jedoch nur auf vereinzelte bewaffnete Gruppen von Lowlandern gestoßen. MacKenzies Armee blieb wohlweislich dicht zusammen. Ihre Stärke machte einen Angriff der Highlander unmöglich.
Und nun waren Gareth MacKenzies Reiter im Anmarsch. Der Tag war gekommen, den Meredith so sehr gefürchtet hatte.
In der Burg war alles auf die Belagerung vorbereitet. Bis zum letzten Raum war das Schloss mit den Familien aus dem Dorf belegt. Sogar das Vieh befand sich im Innern der
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