Die wahre Koenigin
zurückzukehren.“
Meredith strich eine dicke Schicht Wundsalbe auf einen Umschlag. „Ich tue alles, was in meinen Kräften steht, aber sein Leben liegt nicht in meiner Hand.“
Es klopfte leise an der Tür, und Angus ging öffnen. Seine Miene strahlte auf, als Mistress Snow mit einem Tablett hereinkam.
„Hier ist die Brühe, die Ihr bestellt habt, Mylady.“ Die junge Frau stellte das Tablett ab und sah zu, wie Meredith Brice den frischen Verband anlegte. Sie war bestürzt über ihr eingefallenes Gesicht und die tiefen Ringe unter ihren Augen.
„Wenn Ihr so weitermacht, Mylady, dann werdet Ihr bald selbst krank im Bett liegen“, sagte sie besorgt. „Ihr müsst Euch ausruhen!“
„Was für ein Unsinn. Mir geht es gut.“ Meredith kostete die Brühe und nickte anerkennend. „Wie geht es unseren Verwundeten? Erholen sie sich?“
„Ja, Mylady.“ Mistress Snow warf Angus einen vielsagenden Blick zu. „Obwohl einige Widerspenstige nicht im Bett zu halten sind. Die Instandsetzungsarbeiten am Schloss sind ihnen wichtiger als ihre Gesundheit. Hört Ihr hier oben nicht den Krach der Äxte und Sägen?“
„Nun, das Nötigste muss wohl gerichtet werden.“
„Das Nötigste! Wenn es nach Angus ginge, müssten die Männer Tag und Nacht arbeiten.“
„Brice soll Kinloch House in dem alten Zustand vorfinden, wenn er aufwacht“, erklärte Angus. „Wir müssen ihm den Schmerz ersparen, den Sitz seiner Väter von Lowlandern zerstört zu sehen.“ Er wandte sich zum Gehen. „Entschuldigt mich bitte, Mylady. Ich muss wieder an die Arbeit.“
Nachdem er gegangen war, schüttelte Mistress Snow besorgt den Kopf.
„Lasst ihn, Mistress Snow, Ihr könnt ihn nicht zurückhalten. Er tut genau das, was alle Männer in Momenten der Hoffnungslosigkeit tun. Sie stürzen sich in Arbeit und gehen bis an die Grenzen ihrer Kräfte. So als müssten sie sich für den Schicksalsschlag bestrafen.“ Meredith tauchte den Löffel in die Schale und flößte Brice einen Schluck Brühe ein. Widerwillig schluckte er die Flüssigkeit hinunter.
Mistress Snow sah sie erstaunt an. „Woher weiß eine behütete Frau wie Ihr von solchen Dingen. “
Meredith füllte den Löffel von Neuem und trichterte Brice einen winzigen Schluck ein. „Ich weiß es aus Erfahrung. Mein Vater war zwar ein friedliebender Mann, aber die Überfälle der Engländer zwangen ihn zum Kampf. Nach jeder Verwundung suchte er sich die schwierigsten und anstrengendsten Aufgaben. Meine Mutter erklärte mir, dass sein wütendes Aufbegehren unerlässlich für seine Gesundung war.“
„Eure Mutter war eine kluge Frau.“ Mistress Snow seufzte tief auf. „Aber mir wäre lieber, wenn Angus sich für ein sanfteres Heilmittel entscheiden würde. Bei mir im Bett würde er am schnellsten gesund ...“ Sie verstummte und wurde über und über rot. „Oh, Mylady, verzeiht, das ... das ist mir ...“ Meredith brach in Lachen aus. „Jetzt müsstet Ihr Euer Gesicht sehen, Mistress Snow. Angus hätte seine Freude an Euren rosigen Wangen.“
„Ich ... ich habe in der Küche zu tun“, stammelte die junge Witwe verlegen. „Ich werde Euch Cara schicken, damit sie Euch hilft.“
Meredith sah ihr lachend nach, bevor sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf Brice richtete. Sie bettete seinen Kopf in ihren Schoß und schob ihm mit sanftem Zwang den Löffel in den Mund.
Ihr perlendes Lachen zerriss den nebligen Schleier. Meredith, sie war wieder da. Brice täuschte sich nicht. Noch einmal war sie gekommen, um ihn in seinem Elend zu trösten.
Was für eine Wohltat es war, diese Hände zu spüren. Weich lag sein Kopf in Merediths Schoß gebettet. Sanft wiegte sie ihn hin und her.
Woher kam dieser köstliche Duft? Brice fühlte etwas Heißes an seinen Lippen. Er schluckte. Eine warme Flüssigkeit rann seine Kehle hinab und besänftigte seine Sinne. Wärme und Kraft durchströmten ihn.
Er öffnete blinzelnd die Augen. Über ihn geneigt war Merediths Gesicht. Ihr Haar fiel in fließenden Wellen nach vorn und streichelte seine Hand. In fassungslosem Glück schloss er die Augen. Er spürte, wie Meredith sich vorbeugte, um ihm den Löffel an den Mund zu führen. Er fühlte die weiche Berührung ihrer Brüste. Ihre Wärme strömte in ihn über und erfüllte ihn mit Leben.
Und er wollte leben. Irgendwie musste es ihm gelingen, dieser Schmerzenshölle zu entrinnen. Geduldig ließ er sich Löffel für Löffel von der duftenden Brühe einflößen. Mit jedem Schluck fühlte er sich
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