Die wahre Koenigin
auf, aber es gab kein Entrinnen. Die Flammen des Höllenfeuers fraßen sich durch seinen Körper. Er warf sich hin und her, aber die Teufelskralle in seinem Rücken bohrte sich nur noch tiefer in sein Fleisch. Ein Feuersturm tobte in ihm.
Plötzlich berührte etwas Kühles sein Gesicht. Verzweifelt griff er danach, aber die Hand entzog sich ihm. In seinem
Wahn gaukelte er sich vor, dass Meredith ihm Kühlung spendete. Dabei hatte er Meredith verloren, für immer.
Er vernahm ein Geräusch, fern und kaum hörbar. Wie wohltuend und sanft es war. Eine Frauenstimme?
Meredith. Sie rief nach ihm, vom unerreichbaren Ufer der Lebenden. Rief sie um Hilfe? Brice streckte die Hand aus, um sie aus MacKenzies Fängen zu retten. Doch er griff ins Leere und ließ die Hand ermattet sinken. Er würde Meredith nie Wiedersehen. Nie würde er sie nach Kinloch House heimführen können, wo sie von Schutz und Liebe umgeben wäre.
Liebe.
Was er im Leben nie zugegeben hätte, hier konnte Brice es sich eingestehen. Er liebte Meredith MacAlpin. Liebte sie mit einer Hingabe, wie er sie noch nie für eine Frau empfunden hatte. Er liebte sie mehr als sich selbst.
Ein Becher wurde ihm an die Lippen gehalten. Wasser benetzte seinen ausgetrockneten Mund. Er schluckte. Noch einmal. Es strengte ihn unsäglich an, und er drehte den Kopf zur Seite.
Ein kühles Tuch wurde ihm auf die Stirn gepresst. Für einen kurzen Moment wich die sengende Hitze aus seinem Körper. Er wollte sehen, was um ihn herum geschah, und er zwang sich, die Augen einen Spalt zu öffnen.
Er blickte in zwei Augen von der Farbe und unergründlichen Tiefe der Hochlandseen. „Meredith.“ Seine Lippen formten stumm den Namen.
Ein Lächeln war die Antwort. Strahlend wie die Sonne an einem Sommerabend. Warm und tröstend wie das Kaminfeuer in einer kalten Winternacht. Brice wusste, dass es nichts Schöneres auf der Welt gab als dieses Lächeln.
Auf der Welt? Tausend Fragen wirbelten Brice durch den Kopf. Dies war die Hölle. Die Welt hatte er für immer verlassen. Auch Meredith war tot. Durfte sie vor dem Einzug ins himmlische Reich noch einmal zu ihm kommen und von ihm Abschied nehmen?
Brice versuchte zu sprechen. Er bewegte die Lippen, brachte aber nur ein schwaches Krächzen heraus.
„Schlaft“, flüsterte die Himmelsstimme, und Brice fühlte eine zarte Berührung auf der Wange, flüchtig wie ein Hauch.
Er schloss erschöpft die Augen und nahm die liebliche Vision mit in die Welt der Düsternis und des Schmerzes.
Das Feuer in ihm loderte weiter, aber Meredith hatte ihm ein wenig Frieden gebracht.
„Wie geht es ihm?“ Angus kam auf Zehenspitzen ins Zimmer geschlichen.
Meredith war dabei, die Verbände zu wechseln. „Er kämpft“, flüsterte sie. „Noch ist nichts entschieden.“
„Er ist ein Krieger, Mylady. Zäh und stark. Auch diesen Kampf wird er bestehen.“ Angus berührte sacht Merediths Schulter, um ihr Mut zu machen. Fast schrak er zurück. Wie zart und zerbrechlich diese Frau war! Aber mit ihrer eisernen Willenskraft hatte sie Unglaubliches vollbracht. Jeder in Kinloch House sprach voll Hochachtung und Bewunderung von ihr. Und jeder wusste, dass Brice ohne ihre aufopfernde Pflege seinen Verwundungen erlegen wäre.
Was für eine erstaunliche Frau sie war. Sie hatte das Krankenzimmer noch nicht verlassen. Sie ließ sich von den Mägden die Mahlzeiten bringen und schlief, wenn sie sich überhaupt Schlaf gönnte, zusammengerollt neben Brice auf dem Boden.
„Er ist stark, Mylady. So leicht gibt ein Krieger aus den Highlands nicht auf. “
Meredith lächelte schwach, als ihr Blick auf Angus’ dicken Kopfverband fiel. „Und Ihr habt Frauen, die Euch gut versorgen, nicht wahr? Geht es Euch besser?“
Angus betastete seinen Kopf. „Es tut kaum noch weh. Jetzt fühlt es sich nur noch so an, als würde eine Axt in meinem Schädel stecken.“
Meredith lachte, und Angus freute sich, dass er sie aufgeheitert hatte. Sie hatte recht mit ihrer Bemerkung über die Frauen des Campbell-Clans. Aber was bewog sie, eine Fremde, sich für den Mann aufzuopfern, der ihr alles genommen hatte, was ihr lieb war?
Sie hatte Brice nicht von seiner besten Seite kennengelernt und konnte nicht wissen, dass er einer der gerechtesten und gütigsten Männer in ganz Schottland war. Wie kam es, dass sie dies alles für ihn tat?
Angus strich Brice behutsam das schweißnasse Haar aus der Stirn. „Er wird es schaffen, Mylady. Ihr gebt ihm die Kraft, zu uns
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