Die wahre Koenigin
Mylady. Wir haben es mit vereinten Kräften gelöscht. Und was ist jetzt zu tun? Bitte sagt uns, wie wir Euch helfen können.“
„Ich brauche für eine Wundsalbe Kräuter, Pflanzenknollen und vergorenes Malz“, sagte Meredith und sprudelte die Liste von Pflanzen herunter, die früher ihre Mutter zur Heilung von Wunden verwendet hatte. „Und saubere Leinentücher. Ich habe alles, was vorhanden war, verbraucht.“
„Wir sind gleich wieder da, Mylady“, versprach Cara, und ehe Meredith es sich versah, war sie wieder mit Brice, Jamie und Angus allein.
„Sollten wir ihn nicht ins Bett legen?“, fragte Angus besorgt.
„Lieber nicht. Durch die Bewegung würden die Blutungen sich nur verstärken“, meinte Meredith. „Vorerst muss er hier vor dem Feuer liegen. Er hat zu viel Blut verloren und braucht vorallem Wärme. “
Jamie brachte Felle und Federkissen und deckte Brice fürsorglich zu.
„Geh schlafen, Jamie. Du kannst dich ja nicht mehr auf den Beinen halten.“ Meredith musterte Angus. „Am besten, du nimmst Angus gleich mit.“
Angus Gordon kniete noch immer neben Brice am Boden. Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, und sein rauchgeschwärztes Gesicht war eingefallen. Das geronnene Blut seiner Kopfwunde klebte in Krusten an seiner Stirn.
„Legt Euch ins Bett, Gordon! Ihr braucht Ruhe und etwas zu essen. Ich werde gleich Mistress Snow zu Euch schicken, damit sie sich um Eure Wunde und“, zum ersten Mal seit einer Ewigkeit lächelte Meredith, „um Euer leibliches Wohl kümmert.“
Der Gewissenskonflikt war Angus anzusehen. Hin und her gerissen zwischen Freundschaftspflicht und zarteren Empfindungen, beugte er sich über Brice. „Ich weiß nicht, Mylady, ich habe kein gutes Gefühl bei dem Gedanken, ihn allein zu lassen.“ Zugleich dachte er an Mistress Snows köstliche Pasteten und an ihre zarten Hände, die Wunder wirken konnten.
„Geht schon, Angus. Ihr seid so erschöpft, dass Ihr noch nicht einmal Eure Verletzung bemerkt habt.“
Angus fuhr sich über die Stirn und starrte entgeistert auf seine blutigen Finger. „Versprecht Ihr, mich zu holen, sobald er bei Bewusstsein ist?“
Meredith lächelte schmerzlich. „Noch hat er nicht entschieden, ob er sich ins Reich seiner Ahnen begeben oder bei uns bleiben will. “ Sie legte Angus freundschaftlich die Hand auf den Arm. „Und bis dahin wird es noch eine ganze Weile dauern. Geht, mein Freund. Ich lasse Euch rufen, sobald Brice aufwacht.“
Falls er je wieder aufwacht, setzte sie in Gedanken und voll Trauer hinzu. Sie faltete die Hände. Bitte, lieber Gott, gib ihm die Kraft, auch diesen Kampf zu bestehen.
Angus stand auf und schleppte sich, auf Jamies Schulter gestützt, aus dem Raum. In der Tür blieb er stehen und drehte sich zu Meredith um. „Verzeiht, Mylady, dass ich an Euch gezweifelt habe.“
Meredith sah ihm fest ins Gesicht. „Eure Zweifel waren berechtigt. Ihr habt Brice Eure Liebe und Loyalität bewiesen. “ „Ja, Mylady, Brice Campbell hat alle Loyalität verdient, die man dem Führer eines Clans entgegenbringen kann. “ Meredith lächelte dem jungen Mann zu. „Ruht Euch aus, Angus. Ihr seid heute durch die Hölle gegangen.“
„Das sind wir alle, Mylady. Kann ich wirklich nichts mehr für Euch tun?“
„Doch, Angus. Ihr könnt beten.“
Meredith legte vorsichtig den Wickel mit der Pomade auf und deckte die Wunden mit dem frischen Verbandszeug ab. Dann hüllte sie Brice bis zum Kinn in die Leintücher und Felldecken und setzte sich neben ihn.
Reglos, still, totenblass lag er da. Mit jedem seiner schwachen Atemzüge schien ein Hauch Leben aus ihm zu weichen. Kein Laut, keine Bewegung, kein Lebenszeichen außer diesen dünnen, flatternden, kaum wahrnehmbaren Pulsschlägen.
Im Schloss herrschte Stille. Die Menschen schlichen umher. Niemand wagte, laut zu sprechen, als fürchtete man, jedes Geräusch könne Brice Campbells flackerndes Leben ausblasen.
Die Zeit schien stehengeblieben zu sein.
Meredith hatte die Schwelle der Müdigkeit und Erschöpfung lange überschritten und befand sich in einem merkwürdig überwachen Zustand. Ab und zu, wann immer sie einen Moment Zeit hatten, kamen Diener in den Raum geschlichen und schauten nach Brice. Auch seine Männer kamen, so weit sie imstande waren zu gehen.
Wie sehr sie sich um ihn sorgten, dachte Meredith tief angerührt. Die ernsten und bekümmerten Mienen verrieten die Angst, Brice zu verlieren. Voller Ehrfurcht und Respekt unterhielten die Männer sich nur im
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