Die wahre Koenigin
dass ich Euch überwältigt habe.“
Rowena musste zustimmen und fand sogar anerkennende Worte für Merediths Klugheit.
Meredith umfasste ihre Schultern und lächelte ihr zu. „Verzeiht mir, Rowena.“ Sie betrachtete nachdenklich den Dolch, bevor sie ihn in den Gürtel steckte. „Selbst wenn Ihr Euch gewehrt hättet, ich hätte es nicht über mich gebracht.“
„Gott sei mit Euch, Mylady.“
„Danke, Rowena.“ Meredith wickelte der Frau einen Stoffstreifen um den Kopf, sodass kein Laut aus ihrem Mund dringen konnte. „Lebt wohl, Rowena“, flüsterte sie. „Wer weiß, vielleicht werden wir uns einmal Wiedersehen. “
Rowena nickte stumm. Ihre Augen lächelten.
Die Wachen vor der Tür maßen die bucklige Frau, die an ihnen vorbeihuschte, mit einem belustigten Blick. Sie tuschelten hinter ihr her und brachen in Lachen aus.
Die Kapuze des Capes tief über den Kopf gezogen, ging Meredith die Treppe hinunter. Froh, die erste Hürde überwunden zu haben, atmete sie auf und ... sah sich Holden Mackay gegenüber.
Er kam leicht schwankend auf sie zu. „Habt Ihr das Weibsbild für mich hergerichtet?“, grölte er durch die Halle. Sein Atem roch nach Ale.
„Ja, Mylord.“ Sie wollte sich an ihm vorbeidrücken, aber er hielt sie fest.
Es ist aus, dachte sie. Er hat mich erkannt. Ich bin verloren.
„Wohin so schnell, Hexe? Du willst doch nicht auf deinen Lohn verzichten? Zehn Gold-Sovereigns, so war es abgemacht.“
Sie hielt die Hand auf. Lass sie nicht zittern, lieber Gott! betete Meredith. Mackay ließ achtlos die Münzen hineinfallen. Ohne ein weiteres Wort stieg er wankend die Treppe hinauf.
Es kostete Meredith ihre ganze Willenskraft, nicht loszurennen. Ganz ruhig! mahnte sie sich. Du bist Rowena, die bucklige Näherin aus dem Dorf.
Ein Diener schob den Bolzen am Tor zurück, und als Meredith den Hof betrat, holte einer der beiden Torwächter ihr Pferd und half ihr sogar, das Bündel mit den Kleidern auf den Sattel zu schnallen.
Sie stieg auf und ritt langsam vom Burghof. Noch einmal packte sie der Schreck, denn zwei Reiter näherten sich dem Tor. Falls Mackay den Betrug schon entdeckt hatte, könnte er vom Fenster aus Alarm rufen, und seine beiden Krieger brauchten nur zuzupacken.
Meredith trieb das Pferd zum Galopp an und stürmte an den Reitern vorbei. Wie sie gehofft hatte, nahmen sie von der alten Krähe keine Notiz.
Brice stutzte, als er die bucklige Gestalt auf dem Pferd näher kommen sah. Er hatte das sonderbare Gefühl, diese Person zu kennen. Aber woher? Und dann fiel es ihm schlagartig ein.
Rowena. Die kleine freundliche Näherin der Königin.
Als Brice an sein damaliges Versprechen dachte, meldete sich sein Gewissen. Er hatte sich trotz guter Vorsätze nie vergewissert, ob Mackay Wort gehalten hatte und anständig für die Frau sorgte. Immerhin schien sie eine gewisse Achtung zu genießen, denn die Wachen hatten sich ihr freundlich und hilfsbereit gezeigt.
Brice zog den Federhut des getöteten Mackay-Kriegers tief in die Stirn. Wenn Rowena mit allen Bewohnern der Festung so vertraut wie mit den Wachen war, dann würde sie ihn und Angus womöglich als fremde Eindringlinge erkennen. Vielleicht - und dies wäre verhängnisvoll - erkannte sie sogar ihren Beschützer und Reisegefährten von einst wieder und würde ihn laut bei seinem Namen rufen.
Brice atmete auf, als Rowena an ihnen vorbeigaloppierte. Sie hatte sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt.
Aber das merkwürdige Gefühl von eben ließ Brice nicht los. Irgendetwas stimmte nicht, etwas lag in der Luft, das er nicht benennen konnte.
Er verscheuchte die störenden Gedanken. Noch einmal würde er nicht den Fehler begehen, sich vor einem Kampf ablenken zu lassen. Jetzt musste er alle seine Kräfte sammeln.
Sie ritten auf die Wachen zu. Einer der Posten kündigte laut rufend ihre Ankunft an, und wenig später wurde das Tor der Burg geöffnet. Sogar ein Stallbursche lief herbei, um sich um die Pferde der Ankömmlinge zu kümmern.
Brice und Angus gingen mit gesenkten Köpfen auf den Eingang zu. Eine schattenhafte Bewegung und leise Geräusche gaben ihnen die Gewissheit, dass die anderen zur Stelle waren und die Wachtposten überwältigten.
Der Diener, der das Tor geöffnet hatte, kam nicht dazu, die beiden Krieger zu begrüßen. Brice setzte dem Mann seinen Dolch an die Kehle. „Weg vom Tor!“, befahl er. Der zu Tode erschrockene Mann wich zur Seite.
„Wo ist dein Herr?“ Als der Diener nicht sofort antwortete, zog
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