Die wahre Koenigin
erreicht haben.“
Alston machte bereits kehrt. „Überlasst sie mir“, bemerkte er knapp. Dann war er wieder verschwunden.
Wenig später konnten Brice und Angus beobachten, wie die beiden Reiter von ihren Pferden gerissen wurden. Ein kurzes Handgemenge folgte, dann gab Alston ein Zeichen.
Brice und Angus stürmten den Hügel hinunter, und Minuten später bestiegen sie in der Kleidung der getöteten Mackays deren Pferde.
„Ihr wartet im Hinterhalt, bis wir die Tore der Burg passieren“, wies Brice seine Männer an. „Doch bevor sie wieder geschlossen werden, müsst ihr die Wachen entwaffnen und die Burg stürmen. Es muss gelingen, sonst ist alles verloren.“ „Keine Sorge, Brice.“ Alston blickte in die Runde. Mit beifälligem Nicken bestätigten die Männer ihre Bereitschaft. „Es wird alles gutgehen. “
Meredith atmete erleichtert auf und sah unauffällig zu dem Fenster mit dem Balkon hinüber. Holden Mackay war sie los. Nun war nur noch diese merkwürdige bucklige Frau im Wege, die so schwer einzuschätzen war.
Rowena tauchte die Hand ins Wasser. „Kleidet Euch aus, Mylady. Ich werde Euch das Haar waschen und Euch beim Bad zur Hand gehen.“
Meredith wollte kein Misstrauen wecken und beschloss, das Spiel fürs Erste mitzumachen. Sie hob den Umhang vom Boden auf und legte ihn auf einen Stuhl. Während sie aus der Kniehose schlüpfte, zog sie unauffällig den Dolch aus dem Gürtel und versteckte ihn zwischen den Falten des Capes. Nun zog sie das Hemd und ihre Wäsche aus, faltete die Sachen säuberlich und legte sie zu den anderen Kleidern.
Rowena kam näher und musterte sie mit dem Auge der Kennerin. „Ihr habt einen schönen Körper, Mylady. Es muss eine Freude sein, für Euch Gewänder zu schneidern.“
„Habt Ihr alle diese Kleider genäht?“ Meredith trat ans Bett und strich bewundernd über die prachtvollen Roben. „Ja. Das hier ist nur eine kleine Auswahl.“
„Ihr seid eine Meisterin, Rowena.“
Merediths Kompliment tat der Frau sichtlich wohl. Ein Strahlen ging über ihr Gesicht. „Ich war früher Näherin am königlichen Hof, sagte sie stolz, während sie Meredith in den Badezuber half.
„Ihr habt für Königin Mary genäht?“
„Ja, Mylady.“ Rowenas Stimme klang verträumt. „Ich war erst dreizehn, als ich die junge Königin nach Frankreich begleiten durfte. Wegen meines Buckels stand fest, dass ich nie heiraten würde. Deshalb musste ich schon als Kind das Handwerk des Schneiderns lernen. Und als eines Tages die Königinmutter, Marie de Guise, meine Arbeit sah, befahl sie, dass ich nur noch für ihr Kind Roben nähte.“
„Wie schön! Hat Euch die Zeit in Frankreich gefallen?“
„Ja, zuerst fand ich es wundervoll. Es war so heiter und fröhlich am französischen Hof. Dauernd gab es Bälle und Festbanketts. Ich hatte so viel zu tun, dass ich kaum zum Schlafen kam. Mein winziges Zimmer war mit Stoffballen vollgestopft. Es war zugig, und außer dem Bett gab es keine Möbel. Ein Loch im Vergleich zu den prunkvollen Gemächern der Königin und ihrer Hofdamen. Aber gegen unsere armselige Hütte im schottischen Hochland war es für mich das Paradies.“
Meredith lehnte sich wohlig in dem Zuber zurück. Sie genoss es, sich von Rowenas kräftigen Händen die Kopfhaut massieren zu lassen. Das warme Wasser entspannte ihren
Körper, und einen Moment lang ließ sie sich von dem trügerischen Gefühl der Geborgenheit einlullen. Einen kurzen Moment nur, bevor sie sich wieder auf ihren Fluchtplan besann. „Das klingt alles so märchenhaft, Rowena. So wunderbar.“ „Ja, so schien es mir auch.“ Ein bitterer Unterton schwang in Rowenas Stimme mit. „Und es war schön. Bis unsere junge Königin den Dauphin heiratete. Von dem Moment an war ich in den Augen von Catharina de Medici ein Schandfleck, der beseitigt werden musste. Die Mutter des jungen Francois bestand darauf, dass ich nach Schottland zurückgeschickt würde.“
Merediths Mitgefühl besiegte ihre anfängliche Abneigung gegen diese Frau. „Konnte Königin Mary denn nicht ihren Einfluss geltend machen?“
„Einfluss?“ Rowena lachte bitter. „Solange Catharina de Medici lebt, wird niemand außer ihr in Frankreich Einfluss haben.“
„Aber Königin Mary ist wieder in Schottland“, wandte Meredith ein. Sie setzte sich auf, als Rowena ein Leintuch um ihr nasses Haar schlang. „Warum versucht Ihr nicht, Eure frühere Stellung wiederzuerlangen?“
Rowena begann, Merediths Rücken zu waschen. Der Duft aromatischer
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