Die wahre Koenigin
Herberge für die Nacht.“
Der kleine Trupp ritt eine Gasse in der Nähe des Canongate entlang und machte vor einem kleinen ordentlichen Gasthaus halt. Brice stieg vom Pferd und ging hinein. Kurz darauf kam er zurück und half Megan und Brenna aus dem Sattel. „Du bringst das Gepäck“, beauftragte er Angus und führte die Frauen zu ihren Zimmern. „Angus und ich wohnen gegenüber.“ Er zeigte auf die andere Seite des Flurs. „Kommt in die Gaststube hinunter, wenn Ihr Euch erfrischt habt.“
Megan und Brenna fühlten sich wesentlich besser, nachdem sie sich von dem Staub der Reise gereinigt hatten. Ein hastiger Bürstenstrich durchs Haar, ein glättendes Zupfen am Rock, und dann trieb der Hunger sie in die Gaststube.
Brice und Angus löschten ihren Durst mit einem Schluck Ale. Mit den Bechern in der Hand standen sie vor dem Feuer und unterhielten sich leise. Als die beiden jungen Frauen eintraten, blickten sie auf.
„Wir sitzen hier.“ Brice führte sie zu einem mit weißem Leinen und feinem Porzellan gedeckten Tisch. Unter der Aufsicht des Wirtes bediente sie ein junges dralles Mädchen. Es brachte Wein zum Aufwärmen. Dann wurde geröstete Gans serviert, ein Fleischpudding mit Nierenstückchen und dazu Brot, warm aus dem Ofen. Anschließend an die Mahlzeit gab es Tee und frisches Gebäck.
Brenna bestrich sich ihr Brötchen mit dicker Sahne und Marmelade und biss herzhaft hinein. „Ich glaube, mir hat noch nie eine Mahlzeit so gut geschmeckt“, sagte sie.
Brice lehnte sich entspannt zurück. „Ja, es war eine schwierige Reise. Aber Ihr habt Euer Wort gehalten.“ Er trank einen kräftigen Schluck Ale und lächelte den Mädchen zu. „Ihr habt weder geklagt, noch habt Ihr gebummelt und uns aufgehalten. Wir haben die Strecke schnell geschafft.“
Megan sprach aus, was sie alle dachten. „Und Meredith? Ob sie genauso viel Glück hatte wie wir? Was meint Ihr, Brice?“
Er blickte von Megan zu Brenna. Ihre Mienen spiegelten ihre Sorge wider. „Ich bin sicher, dass sie irgendwo in Edinburgh vor einem warmen Feuer sitzt und eine gute Mahlzeit genießt.“ Eine andere Möglichkeit ließ er nicht zu. Denn den Gedanken, seine geliebte Meredith könne auf der Suche nach einer Herberge in den dunklen Straßen umherirren und womöglich Gareth MacKenzie in die Arme laufen, ertrug er nicht.
„Was hast du vor, mein Freund?“, fragte Angus beunruhigt, als Brice sein Schwert gurtete. Sie hatten die Mädchen auf ihre Zimmer begleitet, und Angus konnte sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten. „Ist es nicht höchste Zeit, schlafen zu gehen?“
„Ich kann nicht schlafen, solange ich nicht weiß, wo Meredith steckt. Es lässt mir keine Ruhe, dass sie ganz allein in einer fremden Stadt ist, wo überall Gefahren lauem. Bleib du hier, und sorge für den Schutz der Mädchen. Ich gehe aus.“ „Edinburgh ist groß. Du wirst Meredith nicht finden.“
„Ich muss es versuchen.“
Angus sah seinem Freund kopfschüttelnd nach. Die Schritte auf der Treppe verhallten. Brice Campbell war krank vor Liebe. Er würde keine Ruhe finden, bevor er die Frau seines Lebens nicht wieder in den Armen halten würde.
„Nun, wo habt Ihr den Schurken Brice Campbell und seine schöne Gefangene versteckt?“
Beim Klang der herrischen Stimme fuhr Meredith hoch und rieb sich die Augen. Liebe Güte, sie war in den Gemächern der Königin eingeschlafen. Und welchen Anblick musste sie mit ihrem zerzausten Haar und der verdreckten Männerkleidung bieten!
Sie sprang von dem Sessel hoch, als die Tür aufflog und die Königin in Begleitung der allgegenwärtigen Marys in den Raum schritt.
„Wo steckt der Schurke?“
„Brice Campbell ist nicht hier“, sagte Mary Fleming behutsam. „Der Torwächter erwähnte zwar beide Namen, aber Meredith ist allein gekommen.“
„Dann ist es also wahr. Brice ist tot.“
„Majestät.“ Meredith knickste. „Brice ist nicht tot“, sagte sie, und da ihr Kopf tief geneigt war, konnte sie den erleichterten Ausdruck der Königin nicht sehen. „Ich habe seinen Namen genannt, weil ich wusste, dass Ihr Euch meiner nicht entsinnen würdet.“
„Ich soll mich nicht an die Frau erinnern, die einen Abend lang Königin von Schottland war?“ Mary Stuart lachte ihr perlendes Lachen. „Wie könnte ich Euch je vergessen, Meredith MacAlpin.“
„Das ehrt mich, Majestät.“ Meredith wagte es, den Kopf zu heben, und sie bemerkte den belustigten Blick der Königin. „Heute steckt Ihr in einer
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