Die wahre Koenigin
Ihr endlich geruhen, Eure Königin zu begrüßen?“, ertönte eine herrische Stimme. „Oder wollt Ihr den ganzen Morgen dort herumstehen und die Dame Eures Herzens mit den Blicken verschlingen?“
Brice ging lachend zu der Person, die von einem prunkvollen Sessel aus die Szene beobachtete. Er verneigte sich tief und hob galant Marys Hand an die Lippen. Dann zog er die Königin vom Sessel hoch, küsste sie auf beide Wangen und schwenkte sie herum.
„Schurke!“ Aufseufzend berührte Mary ihre Wange. „Ihr seid der einzige Mann, der sich so etwas erlaubt.“
„Wirklich der einzige, Majestät?“
Die Königin wurde über und über rot. „Was ist Euch zu Ohren gekommen?“
„Gerüchte. Der Earl of Bothwell ist ein prächtiger und liebenswerter Mann, Mary. Aber seid auf der Hut. Ein Königreich steht auf dem Spiel. “
Mary erwiderte nichts, aber die plötzliche Röte auf ihren Wangen verriet ihre Gefühle. Sie wandte sich rasch den beiden jungen Frauen zu. „Und wer sind diese hübschen Wesen? Kommt und begrüßt Eure Königin.“
Meredith stellte ihre Schwestern vor, die beide in einen tiefen Hofknicks versanken.
Mary musterte Brenna und Megan wohlwollend. „Drei schöne Schwestern aus den Lowlands. Ich sehe schon, wie Euch beiden die Männer Schottlands zu Füßen liegen werden. Willkommen in Holyroodhouse. “
„Kennt Ihr noch meinen alten Freund Angus Gordon?“ Brice legte seinem Freund die Hand auf die Schulter.
„Natürlich. Willkommen, Angus. Kommt.“ Mary fasste Brice beim Arm. „Lasst uns gemeinsam das Morgenmahl einnehmen. Und dann werdet Ihr erzählen, warum Ihr mich so überraschend besucht.“
Während Brice pflichtschuldig Frage für Frage beantwortete, konnte er den Blick nicht von der hinreißenden Frau wenden, die ihm am Tisch gegenübersaß. Er hätte alles darum gegeben, Meredith aus dieser lauten, plappernden Gesellschaft zu entführen, fort von den Fragen und Blicken der Neugierigen. Er sehnte sich danach, mit ihr allein zu sein und ihr seine Gefühle offen zu zeigen. Schon genügte es ihm nicht mehr, sie in Sicherheit zu wissen. Er musste sie berühren, sie in die Arme schließen, sie ganz dicht bei sich spüren.
„... wie lange? Mehrere Tage?“
„Verzeiht, Majestät. Ich war ... abgelenkt.“
„Ich verstehe.“ Mary lächelte vielsagend. „Wenn Ihr nicht auf der Hut seid, wird es Gerüchte geben.“
Brice lachte auf. „Aber es steht kein Königreich auf dem Spiel.“
„Nein, mein Freund.“ Die Königin lächelte wissend. „In diesem Fall sind es nur zwei Herzen.“ Sie erhob sich vom Tisch, woraufhin auch die anderen aufstanden. „Ich habe einen langen und anstrengenden Tag vor mir.“ Es zuckte um ihre Mundwinkel. „Würdet Ihr mich jetzt bitte entschuldigen, Brice? Wir reden morgen weiter.“
„Wie Ihr wünscht.“ Brice neigte sich über Königin Marys Hand und gab seiner Eskorte das Zeichen, sich zurückzuziehen. In der Tür zögerte er und sah Mary und Meredith unschlüssig an.
„Meredith wird noch eine Weile hierbleiben“, beantwortete die Königin seine unausgesprochene Frage. „Wir haben etwas zu erledigen.“
Meredith warf Brice einen sehnsuchtsvollen Blick zu. Endlich waren sie wieder vereint und durften dennoch nicht zueinander. Es gab so vieles, was sie ihm zu sagen hatte, so vieles, was sie ihn fragen wollte.
Ein Diener begleitete Brice und die anderen hinaus, um sie zu den königlichen Gästegemächern zu führen. Während Meredith ihnen nachsah, ergriff sie ein Gefühl von Verlorenheit und Angst.
Kaum war Meredith mit den fünf Marys allein, als die Stimmung unvermittelt in ausgelassene Heiterkeit umschlug. Es wurde gekichert, getuschelt und gelacht. Meredith verstand nichts von den französischen Wortfetzen. Wieder fühlte sie sich als Opfer eines erbarmungslosen Spiels.
„Kommt.“ Die Königin führte sie in das angrenzende Schlaf -gemach, und Fleming, Livingstone, Seton und Beaton folgten. Auf dem Bett lag eine prunkvolle Robe aus scharlachrotem Samt, daneben ein diamant- und rubinbesetztes Diadem und ein kunstvoll gearbeitetes goldenes Kollier, das von riesigen Rubinen durchsetzt war.
Beim Anblick der vor ihr ausgebreiteten Pracht vergaß Meredith einen Moment lang, weshalb sie sich in diesem Raum befand.
„Oh Majestät“, sagte sie, atemlos vor Bewunderung, „wie wunderschön! Ihr werdet hinreißend aussehen.“
Die Königin lächelte nachsichtig, während ihre Freundinnen wie kleine Mädchen kicherten. „Nicht ich, Ihr
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