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Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Die wahre Lehre - nach Mickymaus

Titel: Die wahre Lehre - nach Mickymaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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bevor er spricht, habe ich ihn erkannt.
    »Hi, Swan.« Er strahlt, als würde er plötzlich Goldmünzen sehen. »Ich habe den Vertrag mitgebracht.«
    Ich sehe helle Lichter. Randys Regenbogengesicht schwebt über mir. Er wedelt mit etwas Weißem.
    »In zwei Wochen sind sie bereit. Eine tolle Frau haben sie diesmal für dich. Charlene heißt sie.«
    Charlene? Eschen. Ein haarloses Knie. Soll ich dich heiraten, Schönheitskönigin? Wer ist Charlene?
    »Ihr Weg zu unbedeutenderem Ruhm ist vorgezeichnet. Sportlich, häuslich, der Sprachbereich auf Güte, Sorge und Unterstützung begrenzt. Man will sie mit dir zusammen zeigen. Du sollst ihr zum Start verhelfen.«
    Charlene, ich liebe dich. Heirate mich! Wir werden jemanden anstellen, der den Müll wegschafft. Ich werde dir Vater, eine Verabredung zum Milkshake, der sommersprossige Junge von nebenan sein. Immer bist es nur du gewesen, Rhonda. Deine Beine sind mein Traum. Ein Walzer durch Champagner. Für dich haben sie mein Haar rosa gefärbt.
    Randys Pfannkuchengesicht verdunkelt das Licht. »Du bist wirklich etwas Besonderes, Swan. Meine Großmutter ist wegen dir ohnmächtig geworden, und meine Mutter auch. Jetzt fängt Sara damit an, und sie ist eben erst zwölf geworden. Du bist einfach das Vorbild.«
    Augen wie Blitzlichter, seine Stimme ist honigsüß. Zum Frühstück gibt’s meine Silhouette. Schau, mein Nasenrücken, man hat ihn für dich gerichtet. Ich habe einen Revolver, Celise. Ich bin ein Cowboy, reite scharf und gebe meine Gefährten, meine Sporen für die Liebe auf.
    »Ich sage ihnen, daß du bereit sein wirst.« Eine Lederlasche plumpst auf meine Hand. »Hier, ich helfe dir beim Unterschreiben.«
    Kratz, kratz. Ein Stück Haut löst sich. Randy gluckst und tritt zurück. Das Licht prallt mir ins Gesicht.
    »Nun muß ich aber gehen, Meister. Paß auf dich auf! Ich seh’ dich bald wieder.« Er geht, und ich mache es mir mit den Schlangen und der Kontrollautomatik bequem.
    Eine Weile später kehrt das dunkle Mondgesicht zurück. Der Mann hebt etwas in die Luft und wickelt es um meinen Arm. Poch, poch, poch. Etwas wie schwarzes Moos schmiegt sich an das Kinn des Mondgesichts. Es bewegt die Augen von Seite zu Seite. Ich blinzle und ziehe die Lippen hoch.
    »Ganz recht, Mann, lach nur drüber! Du kennst nur Glanz, und du trittst ab im Glanz.« Sein Gesicht wird größer. »Die Frauen wollen dich gar nicht, Robotermann. Sie wollen keinen herausgeputzten Mann, keinen vertrockneten Stockfisch. Nicht einmal, wenn du modisch bist und ein schnelles Auto fährst, und Diamanten in den Zähnen und Glanz in den Augen hast. Niemand hat dich je gewollt, außer vielleicht die anderen Roboter, die dich lieben sollen, die Giftzähne küssen, deine Fliege für die Illustrierten, dein Hintern. Sie küssen dein Lächeln, berühmter Mann, und wie fühlt sich das an? Haben sie dir Rubine in deinen Schmuck gesteckt? Ich habe gehört, sie haben dich in Diamanten gepackt, haben sie dich gefesselt? Womit? Jetzt bist du gefesselt, Filmstar, schwer gefesselt, und niemand kommt, dir die Hand zu küssen.«
    Eine horizontale Spalte öffnet sich im Mond, und ich sehe Reihen milchweißer Pfeiler. In jeden ist ein Diamant geschnitten. Die Schwerkraft zerrt an meiner Brust.
    »Tut mir leid für dich, Mann. Wie lang? Wie lang noch?«
    Er sinkt zur Seite, und ich atme auf. Alte Knochen, ein Bettler fürs ganze Leben. Weiße Fahnen flattern, oder sind es Flügel?
     
    »Für Sie, Sir. Es ist The Studio.« Er stellt das Gerät auf den Tisch neben meinem Bett.
    »Danke, Ackerman. Ein wenig mehr Marmelade, bitte. Und lesen Sie die Krümel auf.«
    Ich fahre über den Schalter, und die Bildröhre geht knisternd an. Ein dickes Gesicht füllt die Mattscheibe.
    »Swan. Schön, dich zu sehen. Du siehst gut aus.«
    »Mir geht es auch gut, Billy.« Ich tupfe den Mundwinkel mit der Serviette ab, bevor ich sie aufs Tablett fallen lasse. »Randy meint, es kann mit dem Drehen losgehen.«
    »Diesmal haben wir eine Siegerin, Swan. Charlene heißt sie. Vielleicht kennst du sie …«
    Ich zeige ihm eine ausdruckslose Miene.
    »Nein? Wie ich gehört habe, hat man sie am selben Ort gemacht.«
    »Gewöhnlich verlasse ich das Zimmer nicht, Billy.«
    Seine unehrlichen Augen verraten, daß er mehr erfahren will. Er will immer mehr wissen. Das Schweigen wird länger.
    »Gut. Nun, das haben sie gesagt. Ich habe sowieso nur angerufen, um nach dem Rechten zu sehen. Du siehst gut aus. Zeig mal das Profil!«
    Ich drehe ihm das

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