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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Hanne. »Die Nachbarn. Behalten alles und jeden im Auge.«
    »In diesem Fall sollten wir dafür doch dankbar sein.«
    »Wir können also davon ausgehen, daß Henrik Backe als einziger in der Nachbarschaft zu Hause war, als die Schüsse fielen?«
    »Nicht ganz. Wir kennen den genauen Zeitpunkt der Morde ja noch nicht. Vorläufig müssen wir davon ausgehen, daß sie zwischen acht und neun passiert sind. Und was unseren Freund Backe angeht, der war so blau, als wir ihn heute nacht hergeschleift haben, daß er vor der Vernehmung erst mal seinen Rausch ausschlafen mußte.«
    »Hier? Hier im Haus?«
    »Sie hatten ihn schon hergeschleift, ja. Zum Glück konnte Silje dem Trottel von der Streife dann klarmachen, daß wir die Leute nicht einfach aus ihrer Wohnung holen und in die Ausnüchterungszelle stecken können, so lange sie gar nichts angestellt haben. Also wurde er zum Schlafen nach Hause gefahren. Hat hier einen wilden Tanz aufgeführt. Wir können nur hoffen, daß er jetzt umgänglicher ist. Er soll um …«
    Ein Blick auf die Wanduhr ließ ihn stutzen. Er schaute sicherheitshalber auch noch auf die Armbanduhr.
    »Jetzt. Kann jeden Moment hier sein. Willst du zuhören?«
    Hanne dachte kurz nach. Als sie gerade antworten wollte, wurde an die Tür geklopft. Plötzlich stand ein älterer Mann im Zimmer.
    »Henriksen?«
    Die Stimme klang grob und rauh. Seine Gestalt beugte sich aggressiv vor. Hanne nahm den unverkennbaren Geruch wahr, der auf Alkoholismus hindeutet; schlechte Hygiene und selbstbetrügerische Mentholpastillen. Überraschenderweise war er pünktlich.
    »Ich bin das«, sagte Erik jovial und erhob sich zur Begrüßung. »Kommissar Erik Henriksen.«
    »Ich möchte eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen«, sagte der Mann.
    »Das hier ist Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen«, sagte Erik und zeigte auf sie. »Bitte, setzen Sie sich doch.«
    »Ich möchte wissen, mit welchem Recht ich heute nacht hergebracht worden bin«, sagte Backe und hustete bedrohlich, blieb jedoch aufrecht stehen. »Und diese Antwort verlange ich schriftlich.«
    »Natürlich werden Sie eine Antwort auf Ihre Beschwerde erhalten«, sagte Erik. »Aber jetzt bringen wir erst einmal diese Vernehmung hinter uns, ja? Danach helfe ich Ihnen dann bei den Formalitäten. Möchten Sie einen Kaffee?«
    Henrik Backe war von dieser Freundlichkeit sichtlich überrascht. Er wirkte plötzlich unsicher, schien alle Kräfte verbraucht zu haben, indem er eine drohende Haltung eingenommen hatte, an deren Grund er sich jetzt nicht mehr erinnern konnte. Mit verwirrter Miene fuhr er sich über die Stirn und setzte sich neben Hanne in einen Sessel, offenbar ohne ihre Anwesenheit bemerkt zu haben.
    »Ich hätte gern ein Glas Wasser.«
    »Das geht natürlich auch«, sagte Erik Henriksen und beugte sich vertraulich über den Schreibtisch. »Ich verspreche, daß wir so schnell machen wie möglich. Sie möchten sicher bald wieder nach Hause. Hier …«
    Er stellte dem alten Mann eine ungeöffnete Flasche Mineralwasser und ein Glas hin, dann schaltete er seinen Computer ein.
    »Erst die Personalien«, sagte er dann. »Vollständiger Name und Geburtsdatum.«
    »Heinrik Heinz Backe. 17.   10.   29.«
    »Beruf? Rentner vielleicht?«
    »Genau. Rentner.«
    »Und früher?«
    »Früher … wie meinen Sie das?«
    »Was waren Sie, bevor Sie in Rente gegangen sind?«
    »Ach …«
    Backe versank in Nachdenken. Sein Gesicht wurde flach, ausdruckslos. Sein Mund stand halb offen. Seine Zähne waren braun, und unten fehlte ein Schneidezahn. Die Augenbrauen hingen so schwer über der Iris, daß nur der untere Teil der Pupille zu sehen war.
    »Ich war Sachbearbeiter«, sagte er plötzlich und zog eine Packung Prince hervor. »Bei einer Versicherungsgesellschaft.«
    »Versicherungsangestellter«, sagte Erik lächelnd und notierte.
    Backes Hände zitterten heftig, als er versuchte, eine Zigarette aus der Packung zu ziehen. Drei Stück fielen ihm zu Boden, aber er machte keine Anstalten, sie aufzuheben.
    »Ich werde mich beschweren«, sagte er laut.
    »Das kommt schon noch«, beruhigte Erik ihn. »Lassen Sie uns erst die Formalitäten erledigen. Die Adresse kenne ich ja.«
    Schnell gab er sie ein und schaute dann den alten Mann wieder an.
    »Trifft es zu, daß Sie gestern den ganzen Nachmittag und Abend zu Hause waren?«
    »Ja. Ich war zu Hause.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Gelesen.«
    »Gelesen. Die ganze Zeit?«
    »Ich habe die ganze Zeit gelesen.«
    »Ja, aber Sie haben

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