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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Hanne Kaugummi an.
    »Da siehst du’s«, sagte die, ohne zuzugreifen. »Schlüssel haben wir immer bei uns. Wo stecken die von Sidensvans?«
    Hanne wartete nicht auf Antwort, sondern bat um Siljes Maglite. Nachdem sie einige Minuten lang Unterlagen, Bücher und Ausdrucke betrachtet hatte, schüttelte sie langsam den Kopf.
    »Du hast natürlich recht«, sagte sie. »Wir können nichts mit Sicherheit sagen. Aber trotzdem …«
    Sie erstarrte in der Bewegung, als sie die Taschenlampe zurückgeben wollte.
    »Aber irgend etwas stimmt hier nicht«, erklärte sie plötzlich voller Überzeugung. »Jedenfalls kommt mir das so vor. Ich werde eine richtige Durchsuchung der ganzen Wohnung beantragen. Fingerabdrücke. Biologische Spuren. Alles.«
    »Unsere Mittel sind begrenzt, Hanne. Ist es nicht wichtiger, sich auf den Tatort zu konzentrieren? Und auf Familie Stahlberg?«
    »Das werden wir ja auch tun«, sagte Hanne und knöpfte ihre Jacke zu, ehe sie zur Wohnungstür hinübernickte. »Wir werden unendlich viel Zeit auf die Familie Stahlberg verwenden. Aber wir müssen uns auch für diese Wohnung Zeit nehmen. Es gibt vier Opfer. Nicht nur drei.«
    Sie schloß sorgfältig hinter sich ab und befestigte den Schlüssel an ihrem eigenen Bund, dann kam ihr plötzlich eine Idee.
    »Hast du Lust, mit mir nach Hause zu kommen, Silje? Zum Essen?«
    »Ja, sehr gern! Ich … ach, nein. Ich muß nach Hause. Tom geht heute abend zu einer Weihnachtsfeier, und ich muß auf Simen aufpassen.«
    »Schade«, sagte Hanne leichthin. »Da verpaßt du was. Marry ist die absolute Küchenfee geworden. Ein andermal vielleicht.«
    »Ja, bestimmt! Ich würde sehr gern, weißt du, aber bei einem kleinen Kind und … dann kann man nicht mehr so spontan sein.«
    Auf Siljes Wink hin hielt ein Taxi. Sie stieg ein und winkte Hanne durch das Rückfenster zu, bis der Wagen im nachmittäglichen Stoßverkehr verschwunden war. Hanne blieb mit hochrotem Gesicht stehen.
    Das war die Schuld der Psychologin. Und die von Nefis. Du mußt direkter sein, Hanne, damit nervten die beiden sie ständig. Sag anderen, was du willst, damit lagen sie ihr die ganze Zeit in den Ohren. Da passiert nichts. Die anderen freuen sich. Versuch es einfach, Hanne.
    Jetzt hatte sie es versucht. Sie hatte mit Silje Marrys freitägliche Frikadellen essen und vielleicht ein paar Bier trinken wollen. Nefis wäre froh über diesen unerwarteten Besuch gewesen. Marry hätte geschimpft, weil Hanne nicht angerufen hatte, aber sie hätte dann doch mit dem schönsten Porzellan gedeckt und türkisches Bier aus dem Kühlschrank geholt.
    Sie hatte getan, was Nefis und die Psychologin ihr geraten hatten.
    Die Röte wich nur sehr langsam aus ihren Wangen.
    Der verstorbene Karl-Oskar Wetterland war ein Anwalt der alten Schule gewesen. Bei seinem Tod besaß er eine geräumige Wohnung in Oslo, ein Ferienhaus auf der Insel Hvaler, das im Winter keine Wasserversorgung hatte, einen Volvo Baujahr 1992 und ein nettes kleines Bündel von Aktien. Dieses Portfolio war konservativ zusammengesetzt und wurde vorsichtig verwaltet. Dazu kamen drei Hochzinskonten, und alles hatte er in einem versiegelten und mit dem Namen seines Sohnes versehenen Umschlag hinterlassen. Seine Witwe würde in den ihr verbleibenden Jahren gut davon leben können.
    Darin fand der Sohn Trost.
    Der Vater hatte zeit seines Lebens gut für seine Familie gesorgt, und an der Übersichtlichkeit, mit der er seine Hinterlassenschaft geordnet hatte, konnte man ablesen, daß er auf den Tod vorbereitet gewesen war. Terje Wetterland, das einzige Kind des Anwalts, erbte nicht eine Krone. Das entlockte ihm ein Lächeln, als er durch das Büro seines Vaters wanderte und den einen oder anderen Gegenstand berührte. Natürlich fiel alles der Mutter zu. Terje war siebenundvierzig und lebte geschäftlich erfolgreich in Frankreich, mit Frau, Kindern und einem Einkommen, das den Ertrag, den sein Vater aus seiner kleinen Kanzlei gezogen hatte, bei weitem überstieg. Die Mutter sollte sich einen schönen Lebensabend machen können. In dieser Hinsicht waren sie ganz einer Meinung gewesen, sein Vater und er. Sie sollte sich eine Hilfe im Haushalt leisten können. Sie sollte lange Sommer mit den Enkelkindern in der Provence verbringen können, ohne sich dazu einladen lassen zu müssen. Auf jeden Fall sollten solche Einladungen nicht offen geschehen müssen. Sie hatten vor einem guten halben Jahr eines Abends darüber gesprochen. Vater und Sohn hatten am Mittsommerabend

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