Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
Vom Netzwerk:
wurden langsam grau. »Zehn Millionen. Außerdem Wohnung, Auto, alles. Das zeigt doch, daß die Familie sehr viel mehr hat, als das Finanzamt erfährt, aber das ist jetzt uninteressant. Auffällig ist, daß der geizige Hermann Stahlberg da so großzügig war. Keiner von den Jungs hat unseres Wissens ähnliche Mengen erhalten. Und noch seltsamer scheint, daß Hermine sich offenbar als einzige mit der ganzen Familie gut versteht.«
    »Könnte das Geld eben dafür eine Belohnung gewesen sein?« überlegte Erik.
    »Es kann ja auch ein Pflaster auf ein schlechtes Gewissen gewesen sein«, sagte Hanne langsam. »Obwohl es sich dann um ein extrem schlechtes Gewissen gehandelt haben muß.«
    Der ganze Raum schien sich ihr zuzuwenden, das Haus schien zu kippen, und der Schwerpunkt schien sich von den Autoritäten am Ende des Tisches, wo Billy T. neben Abteilungsleiter und stellvertretendem Polizeichef stand, zu ihr hin zu verlagern. Alle starrten die Studierenden und Hanne Wilhelmsen an.
    »Oder als Bestechung. Damit die Kleine den Mund hält.«
    »Worüber denn?« fragte Billy T.
    »Das weiß ich natürlich nicht«, sagte Hanne und rieb sich den Nacken. »Ich bin aber deiner Meinung. Es ist überaus seltsam, daß sie soviel Geld bekommen hat, unter diesen Umständen, meine ich. Diese ganze Sache mit Hermine macht einen merkwürdigen Eindruck.«
    »Und deshalb werden wir sie zur Vernehmung holen, sobald die Beisetzung überstanden ist«, sagte der Abteilungsleiter und schaute auf die Uhr.
    »Ich würde nicht so lange warten«, murmelte Hanne.
    »Sonst noch was Wichtiges?«
    Die Stimme des Abteilungsleiters klang schroff, und er sah sich mit einer Miene um, die deutlich zeigte, daß es ganz besonders wichtige Mitteilungen sein müßten, wenn jemand sie noch länger in diesem stickigen, überheizten Zimmer festhalten wollte.
    »Die Waffen«, sagte Erik und hob ganz leicht die rechte Hand. »Die vorläufigen Analysen.«
    »Es geht also um mehr als eine«, sagte Billy T.
    »Zwei. Zwei Typen Munition. 9   mm parabellum und .357   Magnum. Eine Pistole und ein Revolver. Aus der Pistole wurden elf Schuß abgegeben, fünf aus dem Revolver. Die Typenbestimmung der Waffen liegt noch nicht vor.«
    »Elf Schuß mit Pistolenmuni«, wiederholte Billy T. »Es gibt ziemlich viele Pistolen, deren Magazin soviel enthalten kann. Der Mörder brauchte also nicht nachzuladen.«
    »Oder die Mörder«, sagte der stellvertretende Polizeichef Jens Puntvold und kratzte sich am Kinn, was den Bartstoppeln ein Raspelgeräusch entlockte. »Zwei Waffen weisen ja eigentlich auf zwei Mörder hin.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Hanne.
    Es ärgerte sie mehr und mehr, daß Puntvold überhaupt zugegen war. Der Fall Stahlberg war ohnehin schon komplex und unübersichtlich genug. In solchen Fällen mußte man eine Art Gleichgewicht der Effektivität finden; man brauchte genug Leute, um alle Arbeit zu erledigen, aber doch nur so viele, daß man den Überblick nicht verlor. Puntvold hatte sich im Laufe des Herbstes im Haus und in der Öffentlichkeit mit seinem Charme, seinen vielen Auftritten und seinem heftigen Engagement zum Besten der Truppe zwar beliebt gemacht, aber bei dieser Besprechung hatte er trotzdem nichts zu suchen. Das galt auch noch für andere, wie die Studierenden von der Polizeihochschule und die beiden Leute von der Bereitschaftspolizei. Streng genommen saßen in dem stickigen Raum mehr als doppelt so viele, als man gebrauchen konnte, und bei diesem Gedanken schnaubte Hanne resigniert.
    »Es kann auch bedeuten, daß der Mörder clever ist«, sagte sie und versuchte, sich dabei nicht oberlehrerinnenhaft anzuhören. »Oder vorsichtig. Das mit dem Nachladen ist ein gutes Argument. Bei zwei Waffen ist das nicht nötig.«
    »Ich nehme an, daß die technischen Untersuchungen so bald wie möglich vorliegen werden«, sagte der Abteilungsleiter und stand auf. »Ich will fortlaufend auf den neuesten Stand gebracht werden. Was die taktischen Ermittlungen angeht, so liegt es ja wohl auf der Hand, daß Carl-Christian, seine Frau und Hermine im Mittelpunkt stehen.«
    »Vor allem bei diesen löchrigen Alibis«, fügte Billy T. hinzu. »Die sind so schlecht, daß sie fast wahr sein könnten. Mabelle und Carl-Christian waren zusammen zu Hause, niemand kann das bestätigen oder widerlegen. Hermine will den ganzen Abend geschlafen haben, auch zu Hause. Auch das läßt sich nicht beweisen.«
    »Gut«, sagte der Abteilungsleiter, der jetzt sichtlich ungeduldig wurde.

Weitere Kostenlose Bücher