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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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noch einmal dort gewesen. Die Spuren waren verschwunden, verweht, der Schnee hatte den Besuch des Fremden unsichtbar gemacht. Aber der Alte hatte das Loch gefunden. Er hatte eine kleine Fläche dort, wo er es vermutete, vom Schnee befreit, und die feinen, frisch gefrorenen Ringe im Eis waren leicht zu entdecken gewesen.
    Er staunte über seine Neugier. Als er sich jetzt wieder zu Wort meldete, dieser verdammte Drang, die Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken, wußte er, daß alles mit diesem Mordfall unten in der Stadt zu tun haben mußte.
    Zuvor war er im Dorf gewesen und hatte alle Zeitungen gekauft. Die Polizei behauptete, eine Reihe von Spuren zu verfolgen. Das besagte ja eigentlich nichts. Aber er konnte zwischen den Zeilen lesen. Er wußte, worauf alles hinauslief. Und zwar auf diesen Jungen, diesen Sohn des Hauses.
    Keine Waffen seien gefunden worden, sagte die Polizei.
    Er müßte sofort mitteilen, was er gesehen hatte.
    Andererseits machten solche Dinge immer schrecklich viel Ärger.
    Er gähnte ausgiebig, klopfte seine Pfeife aus und goß den Kaffeesatz in den Kamin. Zum Geruch von verbranntem Kaffee und altem Tabak trottete er zum Bett und war bald eingeschlafen.

Sonntag, 22.   Dezember
    Mabelle Stahlberg brauchte normalerweise jeden Morgen eine Stunde im Badezimmer. Jetzt waren erst einige Minuten vergangen, seit sie aufgestanden war, aber schon saß sie vollständig angezogen an dem großen runden Glastisch mitten in der Küche. Ihr Gesicht wirkte ohne Schminke transparent und nichtssagend.
    »Himmel«, sagte Carl-Christian und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Ihre Hand zitterte, als sie die Kaffeetasse an ihre Lippen hob.
    »Wann bist du nach Hause gekommen?« fragte sie.
    »Vor zwei Stunden. Wollte dich nicht wecken. Hab eine Runde im Gästezimmer geschlafen. Sie wird überleben.«
    Mabelle zeigte keine Reaktion.
    »Hörst du«, sagte er gereizt. »Sie wird überleben.«
    »Schön für sie. Aber streng genommen haben wir doch andere Sorgen.«
    Carl-Christian setzte sich ihr gegenüber an den Küchentisch und stützte das Gesicht in die Hände.
    »Sie ist nur um Haaresbreite davongekommen, Mabelle. Wenn ich nicht vorbeigeschaut hätte, wäre es zu spät gewesen.«
    Noch immer hielt seine Frau ausdruckslos die Tasse an ihren Mund. Der Dampf ließ ihr bleiches Gesicht feucht aussehen. Erst jetzt sah er, daß ihre Augen gerötet waren; ihm ging auf, daß sie nicht geschlafen hatte. Er beugte sich über den Tisch und versuchte, ihre Hand zu fassen.
    »Was wird passieren?« flüsterte sie. »Ich habe solche Angst.«
    Jetzt nahm er ihre Tasse und knallte sie auf den Tisch. Braune Flüssigkeit schwappte über. Er griff nach ihrem Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. Der Blick, der seinem begegnete, war glasig, und für einen Moment fragte er sich, ob auch Mabelle irgend etwas eingeworfen haben könnte. Dann lächelte sie plötzlich, freudlos.
    »Es freut mich, daß Hermine durchkommt, CC . Wirklich. Was für ein Glück, daß du rechtzeitig bei ihr warst!«
    Ein kalter Windhauch kam durch das halboffene Fenster herein, und er stand auf, um es zu schließen. Das graue Licht des Wintermorgens stahl sich jetzt durch die dunklen, nach Osten weisenden Glasscheiben ins Zimmer, schien aber nicht richtig durchzukommen. Die Dunkelheit in den Ecken machte ihn nervös, und er schaltete alle Lampen ein.
    »Wann kommen sie?« fragte sie.
    »Das kann ich doch nicht wissen. Ich nehme an, daß sie bis nach der Beerdigung warten. Wir sind ja wichtige Zeugen, nehme ich an. Als die einzigen Überlebenden. Hermine und ich. Und irgendwie auch noch du. Jennifer und die Kinder sind natürlich auch noch da, aber sie … das, was passiert ist, bringt ihnen ja nicht gerade einen Vorteil. Die Polizei wird uns sicher in die Mangel nehmen. Nach der Beerdigung.«
    »Sie behalten uns die ganze Zeit im Auge.«
    »Garantiert. Deshalb kann ich nicht hinfahren.«
    »Du mußt.«
    »Noch nicht.«
    »Du mußt!«
    Sie schrie auf. Ihre Arme fuchtelten wild und ziellos durch die Luft. Die Kaffeetasse schlitterte über die Glasfläche und fiel klirrend zu Boden. Mabelle brach in ein hysterisches Weinen aus und hörte erst auf, als Carl-Christian ihr die Hand auf den Mund preßte. Er drückte ihr von hinten mit energischem Griff die Arme an den Leib.
    »Ich lasse erst los, wenn du dich beruhigst«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ganz ruhig, Liebes. Psssst … ganz ruhig.«
    Endlich spürte er, daß das

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