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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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»… aber mir ist natürlich klar, daß Sie mit mir sprechen müssen.«
    Billy T. fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Hermines Blick schien an ihm zu kleben, sogar, als er von der Bettkante zur Fensterbank ging. Deshalb schwieg er und schaute in eine andere Richtung. Hanne war mit der nichtssagenden Einleitungsrunde beschäftigt. Die Formalitäten zuerst, gefolgt von Beileidsbekundungen und harmlosen Fragen mit den üblichen wertlosen Antworten. Die ganze Zeit über sah Hermine ihn an, nur ihn. Das Piktogramm an der Tür teilte mit, daß das Zimmer über eine eigene Toilette verfügte. Er bat um Entschuldigung. Pißte. Wusch sich gründlich die Hände. Spritzte sich Wasser ins Gesicht. Erst als er hörte, daß die Stimmen der beiden anderen lauter wurden, ging er zurück.
    »Wirklich nur das«, sagte Hanne. »Ich will nur wissen, was Sie am 10.   November gemacht haben. Am Sonntag, dem 10.   November.«
    Jetzt galt Hermines Aufmerksamkeit ihr.
    »Das kann ich doch nicht wissen.«
    Sie schien noch gar nicht gemerkt zu haben, daß er wieder da war. Sie gestikulierte eifrig.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, was ich an einem Tag gemacht habe, der über einen Monat zurückliegt!«
    »Was ist mit dem 16.?« fragte Hanne. »Was haben Sie abends am 16.   November gemacht?«
    »Ich weiß wirklich nicht, warum Sie das wissen wollen.«
    »Das ist auch nicht nötig. Es reicht, wenn Sie meine Fragen beantworten. Aber natürlich, wir können Sie auch zu einer offiziellen Vernehmung auf die Wache schleifen, wenn Ihnen das lieber ist. Wir versuchen nur, Ihnen entgegenzukommen. Die Sache etwas leichter für Sie zu machen.«
    »Mir entgegenzukommen … ha.«
    Hermine ließ sich demonstrativ im Bett zurücksinken und schlug die Hände vors Gesicht. Halbersticktes Schluchzen war zu hören. Hanne seufzte und beugte sich vor.
    »Hören Sie, Hermine Stahlberg. Je schneller Sie unsere Fragen beantworten, desto eher verschwinden wir. Okay? Also frage ich noch einmal: Gibt es irgend etwas, das es leichter für Sie machen kann, sich daran zu erinnern, was Sie am 10. und 16.   November gemacht haben? Einen Kalender? Ein Tagebuch vielleicht?«
    Hermine schlug mit flachen Händen auf die Bettdecke.
    »Ich will einen Anwalt«, sagte sie.
    Ihre Stimme hatte sich verändert. Sie klang jetzt schärfer, wacher, als seien Überdosis und Bettlägrigkeit nur gespielt gewesen, inszeniert zum Schutz gegen unerwünschte Fragen und unangenehme Nachforschungen.
    »Einen Anwalt …«
    Hanne kostete das Wort aus, ließ es sich auf der Zunge zergehen, zuckte mit den Schultern und lächelte freundlich.
    »Sie glauben also, daß Sie einen Anwalt brauchen.«
    Hermine lag mit geschlossenen Augen da, und Billy T. mußte sie dafür bewundern, daß sie ihre Augenlider stillhalten konnte. Nur ein leichtes Zittern der linken Hand verriet, daß die junge Frau eigentlich angespannt war.
    »Interessant«, sagte Billy T. »Frau Wilhelmsen und ich haben beide über vierzig Jahre auf dem Buckel. Bei der Polizei, meine ich. Zusammen. Deshalb wissen wir sehr gut, daß wir auf einen wehen Zeh getreten haben, wenn jemand einen Anwalt verlangt. Und das gefällt uns so.«
    Hermine reagierte noch immer nicht.
    »Sie müssen sich klar vor Augen halten, daß wir wissen, was Sie am …«
    »Ich glaube nicht, daß wir der Dame mitteilen müssen, was wir wissen«, fiel Hanne ihm mit einer mahnenden Geste ins Wort. »Hermine will nichts sagen. Das ist Hermines gutes Recht. Wenn Hermine lieber zum Verhör geschleift werden will, dann kann Hermine das haben. Wir werden ihr sogar einen Anwalt besorgen, nicht wahr, Billy T.? Sie kriegt einen richtig guten Anwalt.«
    Plötzlich streckte Hermine die Hand nach der Klingel aus, die über dem Kopfende ihres Bettes befestigt war. Schon zwei Sekunden später stand eine Krankenschwester im Zimmer.
    »Ich bring das nicht«, murmelte Hermine und schrie dann mit Fistelstimme: »Ich kann diese Leute nicht ertragen. Schafft sie weg. Schafft sie weg von hier!«
    Ihr hysterischer Anfall wirkte fast echt. Das letzte, was Billy T. noch sah, ehe sie von einem Pfleger grob aus dem Zimmer geschoben wurden, war die Schwester, die eine Spritze aufzog.
    »Himmel«, sagte Billy T. draußen. »Die Frau hätte auch Schauspielerin werden können. Wirklich beeindruckend.«
    »Wir wissen nicht, ob sie spielt«, sagte Hanne. »Ich glaube ja eher, daß sie schreckliche Angst hat. Und dazu hat sie auch allen Grund.«
    »Aber jetzt«, sagte Billy T. und

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