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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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du verletzt?«
    »Nein.« Mina war, als hätten sich ihre Gelenke verflüssigt, als bildete sich eine dicke Eisschicht in ihrer Magengrube, die sich allmählich auf ihren ganzen Körper ausdehnte. Nicht mehr lange, und sie würde von einem Schaudern ergriffen, das ihr das Herz gefrieren ließ.
    Sie sah zwar, wie Phin über die Leiche hinwegstieg, brachte aber nicht die Kraft auf, vor ihm zurückzuschrecken. Die Hände, die jetzt nach ihren Schultern griffen, hatten soeben mit lautloser Effizienz zwei Männer getötet, während seine Opfer geflucht und geschrien hatten. Dieser stumme, gesichtslose Scharfrichter war derselbe Mann, der sie mit ungeahnter Zärtlichkeit berührt hatte.
    Phin zog Mina in die Höhe und bettete ihr Gesicht auf seiner Brust. Als er merkte, dass sie wie Espenlaub zitterte, drückte er sie fester an sich, so, als wollte er sie davor bewahren, auseinanderzubrechen. »Alles in Ordnung«, raunte er.
    Nein, sie würde nicht hysterisch werden. Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, ihm genau das zu sagen, doch ihr Verstand war mit anderen Dingen beschäftigt. Mit der Tatsache, dass sie sich trotz allem, was sich gerade abgespielt hatte, in seinen Armen sicher und geborgen fühlen konnte. Sicherer denn je, um genau zu sein. Es erschien ihr jedoch ein wenig eigenartig, dass er nicht auch zitterte. Jeder Muskel, der sich an sie drückte, war hart wie Stahl. Wie Sie wissen, bin ich auf diesem Gebiet sehr erfahren .
    Ein tiefes Gefühl des Unbehagens rüttelte an ihr. Sie schlang die Arme um ihn, sodass der Pistolenkolben auf seiner Wirbelsäule ruhte. Erst jetzt ging ihr auf, welchen Preis ein Mensch bezahlen musste, um so viel Routine zu erwerben. Dass er nicht zitterte, erschien ihr um Längen schlimmer, als wenn er es täte. »Du hast recht«, sagte sie gegen seine Hemdbrust. Wie stark, gesund und kräftig er war. Sein Herz, auf dem ihre Wange ruhte, schlug kraftvoll und ruhig und schien erst jetzt in einen schnelleren Takt zu verfallen. So, als wäre die Sicherheit, in der sie sich befanden, alarmierender als lauernde Gefahr.
    Der beißende Gestank nach Schießpulver erfüllte die Luft. Am Ende des Korridors wurden Türen zugeschlagen, laute Stimmen regten sich. In wenigen Augenblicken würde der gesamte Haushalt bei ihnen sein.
    Phin ließ Mina los. »Komm mit«, sagte er ruhig, nahm sie beim Handgelenk und bückte sich, um die andere Pistole aufzulesen.
    »Dein Diener ist verletzt«, sagte sie.
    Phin ging zurück in den Vorraum und schaltete das elektrische Licht ein. Die plötzliche Helligkeit ließ Gompers Lider zucken. Im Kontrast zu der dunklen Korona aus Blut auf dem Teppich wirkte sein Gesicht bleich. Mina nahm an, Phin würde zu ihm gehen, doch stattdessen führte er sie weiter durch die Zimmer, wobei er sie genau hinter sich hielt. Er prüfte jede Ecke und jede Nische.
    »Hier ist niemand mehr«, murmelte sie.
    Seine Hand schloss sich noch fester um ihr Handgelenk, sodass es fast schon wehtat. Das geöffnete Fenster hatte Phins Aufmerksamkeit erregt. Als er sich zu ihr umdrehte, sah er ungewöhnlich blass aus, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war leer und nichtssagend – wie Ton, dem erst noch der Odem des Lebens eingehaucht werden musste. »Wie du siehst, können Fenster auch Nachteile haben«, sagte er.
    Mina öffnete den Mund, fand aber keine passende Antwort.
    Sein Blick eilte zur Tür. Der Diener war wieder bei Bewusstsein, er stöhnte und versuchte mühsam, sich aufzusetzen. »Ich muss dringend etwas unternehmen.« Als Phin sie wieder ansah, entdeckte sie nichts in seinem Gesichtsausdruck, das sie motivierte, mit ihm zu reden. »Keine Widerrede«, sagte er. »Du kommst mit mir.«
    Phin brachte Mina in ein Zimmer seiner privaten Suite. Es war dunkel getäfelt und nur spärlich eingerichtet. Und es war fensterlos. Hätte die Einrichtung nicht so intim angemutet, hätte Mina es als unzumutbar empfunden. Die Landkarten, die aufgeschlagenen Bücher auf dem Tisch, die sorgsam gezeichneten Skizzenvon Bergen und tiefen Tälern, all das gehörte Phin und bescherte ihr das Gefühl, von ihm umgeben zu sein.
    Eine echte Umarmung wäre ihr dennoch lieber. Sie hatte sich auf dem Sofa zusammengerollt und lauschte den schwachen, entfernten Geräuschen, die durch die Wände drangen. Sie hörte, wie Türen geöffnet und wieder geschlossen wurden, Männer, die kamen und gingen, miteinander diskutierten, Pläne schmiedeten. Die Sonne musste längst aufgegangen sein, ohne die Uhr auf dem

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