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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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offensichtlichste Methode anzubieten. Dabei handelte es sich jedoch um eine zweischneidige Meuterei, die für sie genauso unerfreulich war wie für ihn und die sich zu einem Spiel auswuchs, mit dem sie sich beschäftigen konnte.
    Eines Abends, als Phin Mina das Tischkegeln beibrachte, boten sich zahlreiche Gelegenheiten, sie zu berühren, was sie auch zuließ, um sich zu beweisen, wie standhaft sie sein konnte. Als Phin hinter ihr stand und sich gegen sie lehnte, um besser zielen zu können, verspürte sie plötzlich den unwiderstehlichen Wunsch, sich über den Tisch zu beugen und ihm wie ein unterwürfiges Tier ihren Nacken zu präsentieren. Sogleich ärgerte sie sich über sich selbst. »Du könntest mich berühren, wo du willst«, sagte sie. »Vorausgesetzt, ich bin frei, meine eigenen Entscheidungen zu treffen und Risiken einzugehen, wenn ich es für richtig halte.«
    Dass sie wie aus dem Nichts über ihre Gefangenschaft zu reden anfing, überrumpelte Phin. Doch selbst wenn sie schwiegen, hing das Thema wie ein Damoklesschwert über ihnen. »Aber nicht, wenn du tot bist.« Erschöpfung lag in seinem Blick, verließ er doch jeden Tag zu später Stunde das Haus, um die dunkelsten Gassen zu durchkämmen, stets auf der Suche nach Bonham. »Wenn du in einem Sarg liegen würdest, könnte ich dich nicht berühren.«
    In der zweiten Woche fand Mina heraus, dass Phin einen Brief abgefangen hatte, den Bonham an sie geschickt hatte. In dem Schreiben schlug Bonham Ort und Zeit für eine Übergabe vor: Sie lieferte ihm die Dokumente, und er verriet ihr im Gegenzug den Aufenthaltsort ihrer Mutter. »Nimm sein Angebot an«, sagte Mina beim Abendessen. »Wir werden ihm alles aushändigen.«
    Ein Muskel an Phins Kinn zuckte, als er das Glas abstellte und antwortete: »Das haben wir bereits versucht.«
    Mina schwieg einige Sekunde, um die Nachricht zu verdauen. »Wann?«
    »Vor zwei Tagen. Er ist nicht aufgetaucht.«
    »Weil ich nicht da war!«, rief sie aufgeregt. »Er besteht auf meiner Anwesenheit. Du hast alles verdorben.«
    »Hör mir zu«, sagte er. »Hinter der ganzen Sache steckt mehr, als wir ahnen. In den Dokumenten befindet sich weder ein Code noch irgendein Hinweis. Und keines der Papiere beweist in irgendeiner Form seine Unschuld nach der Aktion in Providence. Er will etwas anderes von dir, und solange du keine Vermutung hast, um was es ihm geht, können wir nichts anderes tun, als abzuwarten.« Als Phin ihr an der Nasenspitze ansah, dass sie gleich eine Diskussion vom Zaun brechen würde, fügte er eine Spur schroffer hinzu: »Man hat ihn in London gesehen. Und angesichts der vielen Agenten, die bereits nach ihm suchen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis …«
    »Und meine Mutter ist und bleibt die ganze Zeit über verschollen«, unterbrach sie ihn mit eisiger Stimme.
    »Ich bin überzeugt, dass es ihr am liebsten ist, du bleibst am Leben«, entgegnete er.
    »Dann lass wenigstens Tarbury zu mir.« In der Gegenwart ihres Dieners würde sie sich nicht mehr so hilflos fühlen.
    »Du kannst ihm ja schreiben«, schlug er vor. »Er hat sich in einem gemütlichen Hotel am anderen Ende der Stadt einquartiert. Was aber deine Sicherheit angeht, ziehe ich es vor, auf die Fähigkeiten meiner eigenen Männer zu vertrauen.«
    Nach diesem Gespräch begegnete sie Phin noch abweisender; sie ging wieder dazu über, ihn mit »Ashmore« anzureden und betont häufig von Collins zu sprechen. »Du erinnerst mich in manchem an ihn«, sagte sie.
    Phin riss allmählich der Geduldsfaden, denn der Vergleich mit Collins behagte ihm ganz und gar nicht. Als Bonham keinerlei Anstalten machte, aus seinem Versteck gekrochen zu kommen, nahmen Minas Gedanken an ihre Mutter immer schwärzere Züge an.
    Wenn sie und Phin so weitermachten, würden sie am Ende beide mit größter Verbitterung aus der Sache herausgehen. Und genauso wäre es vermutlich auch gekommen, wenn Mina nicht eines Nachts aufgewacht und einen Eindringling in ihrem Schlafzimmer entdeckt hätte.
    Das Geräusch ihres auf den Boden fallenden Schmuckkästchens drang ihr als Erstes ins Bewusstsein.
    Im ersten Moment kam es ihr noch nicht einmal in den Sinn, zu schreien. Sie hatte von Hongkong geträumt. Das Gefühl, das kalte Eisen eines Pistolenlaufs zu spüren zu bekommen, der sengende Schmerz im Nacken, wo sich Finger in ihr Fleisch bohrten, ehe sie ihre Schultern nach unten drückten, verband sich nahtlos mit ihrem Albtraum.
    Als sie die Augen öffnete, strich der heiße und

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