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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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sagte er. »Sie halten sich an meine Regeln, wie auch immer diese lauten, bis Ihre Mutter wieder frei ist.«
    Eine Woge der Erleichterung durchströmte Mina. »Einverstanden.« Damit eröffnete sich eine Möglichkeit. Alles war besser als Ridlands Mausefalle. »Wie lauten diese Regeln?«
    Zum wiederholten Male glitt sein Blick an ihr herab. »Das werden Sie noch erfahren.« Das Lächeln, das jetzt auf seinen Lippen lag, ließ ihr Gefühl der Erleichterung im Nu verpuffen, und es wich einer Vorahnung, die mit jedem Herzschlag dunkler wurde. »Jedenfalls werden Sie tun, was auch immer ich von Ihnen verlange, Miss Masters, damit das klar ist.«

7
    Als Mina die Augen aufschlug, umfing sie Dunkelheit. Es dauerte einen Augenblick, bis sie wusste, wo sie war.
    Bei Ashmore.
    Langsam setzte sie sich auf. Der dicke Teppich mit dem Rosenmuster schluckte jedes Geräusch, die doppelverglasten Fenster sperrten jeden Laut der Welt aus. Am Grad der Stille gemessen, konnte es durchaus sein, dass sie die letzte Überlebende auf Erden war, nachdem sich draußen vielleicht eine Katastrophe ereignet hatte, von der sie nichts mitbekommen hatte. Sie würde hier oben eingesperrt sein und dahinsiechen, bis ihr Körper verfaulte.
    Sie atmete tief durch. Die Finsternis war schuld an diesen schlimmen Gedanken. Es gab Nächte, in denen Mina wegen der Dunkelheit nicht schlafen konnte. Dann lag sie wach und dachte an die Zeit zurück, als Jane noch auf einer Liege neben ihrem Bett geschlafen hatte. Die Erinnerung daran weckte in Mina etwas, das sich wie Kummer anfühlte. Wie friedlich und erholsam die Nächte damals gewesen waren, und das trotz all der Sorgen und Enttäuschungen. Verglichen mit damals waren die Tage und Jahre, die seitdem ins Land gezogen waren, von Erschöpfung geprägt. Mina hatte so viel erreicht, aber daran, allein zu schlafen, hatte sie sich nie wieder gewöhnen können. Bis heute war es ein stetiger Kampf.
    Vorsichtig tastete sie nach der Kerze und den Streichhölzern neben dem Bett. Irgendwo gab es einen Knopf, mit dem sie die Elektrizität anschalten konnte, wie das verschüchterte blonde Hausmädchen ihr am Abend gezeigt hatte. Doch es war jetzt viel zu finster, als dass sie diesen Knopf würde finden können.
    Als der Docht der Kerze aufflammte, zogen sich die Schatten im Zimmer zusammen. Eine geschlagene Minute saß Mina da und starrte sie an. Jener dort stammte von dem kleinen Tisch, dieser von dem Krug auf dem Waschtisch.
    Da – ein länglicher Schatten, der sich hinter den Vorhängen abzeichnete. Sie blinzelte einige Male, konnte aber dessen Ursprung nicht entdecken. Der Umriss erinnerte an die Gestalt eines Mannes, der unbeweglich dastand und sie beobachtete.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Im Ungewissen zu sein und abzuwarten ist immer schlimmer, als zu wissen, was vor sich geht .
    Mit einem Satz sprang Mina aus dem Bett und drosch mit der Faust auf den Vorhang ein, traf aber nichts als die nackte Wand dahinter.
    Sie schüttelte ihre schmerzende Hand und versuchte, über sich selbst zu lachen. Doch der Ton, der ihr über die Lippen kam, glich einem Flüstern und taugte nicht dazu, sie zu beruhigen. Als sie sich einmal um sich selbst drehte, malte der Kerzenschein seltsame Schemen auf die pfirsichfarbenen Seidentapeten. Ein Flackern huschte über die Rosenblüten des Brokats, mit dem die Möbel bezogen waren. Das Zimmer wirkte so plüschig wie das Innere eines Schmuckkästchens und schien dafür gemacht, Mina in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sie hatte das Gefühl zu ersticken.
    Sie ging hinüber in den Salon, merkte aber schnell, dass ihr auch dieses Zimmer Unbehagen bereitete. Der flauschige Teppich beschwor für sie das Bild von Treibsand herauf, der sie in die Tiefe ziehen wollte. Ashmore hatte ihr versichert, in Sicherheit zu sein. Aber wie sollte er es anstellen, sie gegen seine eigene Regierung zu verteidigen? Sie würde ihn auf jeden Fall warnen, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob er vertrauenswürdig war. Zum Teufel mit ihrem Instinkt! Er selbst hatte sie davor gewarnt, ihm zu vertrauen. Aus eigener Erfahrung wusste sie jedoch, dass wahre Schurken derlei Ratschläge nicht gaben.
    Im Flur schlug eine Uhr. Das Geräusch ließ Mina erstarren. Womöglich lauschte ihre Mutter jetzt auch irgendwo dem Ticken einer Uhr. Mit geschlossenen Augen tastete Mina nach dem Medaillon an ihrer Halskette und wünschte sich, ihre Gedanken könnten fliegen – hinaus auf die dunklen Straßen Mayfairs und

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