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Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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gemacht«, sagte sie störrisch. Als sein Atem ihre Wange streifte, bekam sie an den Oberarmen eine Gänsehaut.
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Urplötzlich erinnerte sie sich an seine Warnung seinerzeit in Hongkong – dass Spione gefährlich waren und sie dem körperlich nicht viel entgegenzusetzen hatte. Ihr war nicht entgangen, wie breit seine Schultern waren. Vielleicht war es ein Fehler, sich nicht um die eigene Sicherheit zu sorgen. Obwohl er sie nicht berührte, spürte sie die Kraft und die große Energie, die von ihm ausgingen. Wie eine Sturmwolke, aus der jeden Augenblick ein Blitz hervorbrechen konnte. Es wäre unklug, sich einem Sturm auszusetzen, der unweigerlich heftig werden würde. »Ich habe mir eben Sorgen gemacht«, sagte sie leise. »Immerhin bin ich für ihn verantwortlich.«
    »Was für ein verantwortungsvolles Mädchen Sie doch sind.« Ashmore sprach langsam, als genösse er das Gefühl, jeden Buchstaben über die Zunge rollen zu lassen. »Sie geben fein drauf acht, die Aufgaben, die man Ihnen gibt, sorgfältig zu erledigen.«
    Seine Wortwahl irritierte sie. Er schien etwas anzudeuten, von dem sie keine Ahnung hatte, was es sein könnte. Als ihr Blick auf die Federhalter fiel, die vor ihr lagen, erschien deren akkurate Anordnung mit einem Mal in einem völlig anderen Licht. Ihr Stiefvater war stets auf andere angewiesen gewesen, die seinen Haushalt in Ordnung hielten. Selbst in seiner Wut war er chaotisch gewesen, sodass es Mina stets gelungen war, ein Schlupfloch zu finden. Ashmore hingegen würde es ihr niemals so einfach machen, ihm zu entkommen. »Das stimmt.« Sie räusperte sich. »Wenn man wie Sie einem großen Haushalt vorsteht, können Sie sicherlich nachvollziehen, wie groß die Verantwortung ist, die man für seine Untergebenen hat.«
    Wie ein unsichtbarer Geist strich sein leises Lachen über ihr Ohr. »Schmeicheleien?« Es gehörte schon viel Geschick dazu, ihr so nahe zu kommen, ohne sie zu berühren. Vergiss die Schreibfedern, wahre Präzision wurde aus Disziplin geboren und spiegelte sich in seinem Körper wider.
    »Ich glaube, Sie überschätzen mich«, murmelte er. »Mit jeder Stunde, die vergeht, zeigt sich deutlicher, dass es eine Menge gibt, von dem ich nichts verstehe. Sie, zum Beispiel. Wie sind Sie aus dem Zimmer gekommen?«
    Seiner Stimme wohnte jetzt etwas Beiläufiges, fast schon Spielerisches inne. Doch so leicht ließen Minas Überlebensinstinkte sich nicht einlullen. Sie wusste, dass sie gut daran tat, auf sie zu hören, wenn sie ihr sagten, dass Ashmore fuchsteufelswild war. »Die Tür war nicht verriegelt.«
    Eine heiße Hand schob sich unter ihr offenes Haar und legte sich sanft, aber bestimmt um ihren Nacken. Ganz langsam verstärkte er den Druck seiner Finger, als wollte er ihr einen Vorgeschmack darauf geben, wie es sein würde, wenn er sie erwürgte. Doch dann glitt seine Hand um ihren Hals herum, legte sich um ihr Kinn und drückte es in einem unangenehm steilen Winkel nach oben, sodass ihr Gesicht zur Decke gewandt war. »Sehen Sie mich an«, sagte er streng.
    Um ihre auflodernde Wut halbwegs unter Kontrolle zu bringen, atmete Mina kraftvoll durch die Nase. Ashmore sprang mit ihr um wie ein primitiver Bauer mit einem Tier, das er vor dem Schlachten festschnürte. War das sein Dank dafür, dass sie ihm das Leben gerettet hatte?
    »Sehen Sie mich an.«
    Sie zwang ihren Blick in seine Richtung, was alles andere als einfach war, da sie ihn nur aus den äußersten Augenwinkeln sehen konnte – was ihr zudem einen pochenden Schmerz in den Schläfen bescherte. Im hellen Mondlicht wirkten seine sonst so weichen Lippen wie aus Marmor gemeißelt. »Wie. Sind. Sie. Herausgekommen?«
    »Das war nicht weiter schwer.« Wegen der extremen Drehung ihres Halses klang ihre Stimme heiser. »Ich habe das Schloss geknackt.«
    Am Ausdruck auf Ashmores Gesicht ließ sich nicht ablesen, ob ihre Enthüllung ihn überraschte. Sein Daumen strich über Minas Wange, was ein Schaudern in ihr auslöste; ihr war jedoch schleierhaft, ob Abscheu oder Furcht der Ursprung dafür waren.
    »Verstehe«, sagte er, ehe er wieder mit seiner rauen, warmen Daumenkuppe über ihre Wange strich, wie ein Liebender es tun würde. So, als wollte er andeuten, dass ihm eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung stünde, derer er sich bedienen konnte und die er allesamt in Betracht zog. »Ist das eine besondere Fähigkeit von amerikanischen Mädchen? Oder sind Sie ein Unikum?«
    Anfänglich dachte Mina, es

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