Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition)

Titel: Die Wahrheit deiner Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
Situation, in der sie sich befand, beeindruckend gewesen, aber dieses Lachen war einfach hinreißend. »Ich habe Sie doch noch nie enttäuscht«, gab sie zur Antwort.
    Phin musste lächeln, wenngleich er merkte, dass er ihr in puncto Unverschämtheit nicht das Wasser reichen konnte. Aber das war nicht weiter tragisch, schließlich war sie diejenige, die etwas zu verlieren hatte. »Und ich habe doch tatsächlich geglaubt, dass Sie mich gestern Abend in meinem Arbeitszimmer enttäuscht haben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Man kann nur enttäuscht werden, wenn man bestimmte Erwartungen hat. Und Sie haben nie so viel von mir gehalten, um welche zu haben. Was haben Sie in Hongkong eigentlich über mich gedacht? Dass ich ein hirnloses, albernes Ding bin?« Sie machte eine Pause. »In jener Nacht haben Sie mich gefragt, auf wessen Seite ich stehe. Erinnern Sie sich?«
    Unwillkürlich zuckte Phin zusammen. Ja, sie hatte recht. Selbst damals, als sie die Fensterläden aufgehebelt hatte, um ihm zu einer schnellen Flucht zu verhelfen, hatte er angenommen, dass sie zum Spiel dazugehörte. Im Nachhinein war er jedoch zu einem anderen Schluss gekommen. Auf meiner, hatte sie ihm geantwortet. Ich bin, wie ich bin. Doch erst jetzt ging ihm auf, wie aufschlussreich diese Formulierung im Grunde war, wenngleich er noch immer nicht wusste, wie er sie deuten sollte. »Ja«, sagte er. »Daran erinnere ich mich.«
    Mina legte den Kopf schief, als hätte sein Eingeständnis sie überrascht. Immerhin etwas. »Dann frage ich mich … Angenommen, Sie haben mir geglaubt. Wie erklären Sie sich dann, was ich für Sie getan habe? Haben Sie sich gesagt, ich hätte Sie gerettet, weil mir gerade der Sinn danach stand? Weil ich ein bisschen Spaß haben wollte, ohne einen Gedanken an mögliche Konsequenzen zu verschwenden?« Auf ihren Lippen lag Sarkasmus. »Haben Sie sich gesagt, dass ich es bereuen würde, nachdem Sie fort waren?«
    Ihre Worte kamen der Wahrheit unangenehm nahe. Vier Jahre lang hatte er hart daran gearbeitet, sie zu vergessen. Wenn er sich je einen Feigling geschimpft hatte, weil er sie so beharrlich aus seinem Gedächtnis verbannt hatte, musste er sie jetzt nur ansehen, um die Weisheit dieser Entscheidung zu erkennen. So, wie sie jetzt im Sonnenlicht dasaß, konnte er sie nicht mehr ignorieren. Sie nahm das Licht förmlich in sich auf und strahlte so hell, dass sie alle seine Sinne fesselte. Wenn er sie ansah oder auch nur an sie dachte, brachte er sich bereits in Gefahr. »Ich habe nie darüber nachgedacht«, entgegnete er kurz angebunden.
    »Wie eigenartig. Ich für meinen Teil hätte bestimmt viel darüber nachgedacht, wenn mir jemand das Leben gerettet hätte. Aber sei’s drum«, sagte sie forsch und erhob sich. Als ihr die Decke von den Schultern rutschte, verschlug es Phin für einen kurzen Moment den Atem. Sie trug das Kleid, das sie aus der Pension geholt hatte. Es war ein Gewand, das durch seine Einfachheit bestach. Der weiße Stoff umfloss ihren Körper in geradem Fall vom Hals bis zu den Füßen. Im Gegenlicht, in dem sie stand, bot sich Phin ein faszinierender Blick auf ihre Silhouette: ihre schlanke Taille, die sinnlichen Rundungen ihrer Hüften, die wunderbar geschwungenen Schenkel.
    Wie auf Kommando geriet sein Innerstes in Wallung. Es war eine Sache, sie unverhohlen anzustarren, jedoch eine gänzlich andere, wie eine Marionette manipuliert zu werden; er war überzeugt, dass sie diese gottverdammte Szene inszeniert hatte.
    Phin zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. Sie lächelte noch immer. Allmählich beschlich ihn das ungute Gefühl, sie könnte in seinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch. »Ich habe Sie letzte Nacht überrascht«, sagte sie sanft. »Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie zu dem Ergebnis kommen, dass ich recht habe. Ich habe Sie sogar sehr überrascht. Und das nicht nur hier in London, sondern auch schon in Hongkong. Sie können sich das nicht erklären und grollen mir deshalb. Sie sagen sich, dass es noch eine andere Erklärung geben muss als die Wahrheit. Sie denken, dass ich für jemanden arbeite, der sehr clever ist. Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin. Denn das würde bedeuten, dass – nun ja, dass es hier nur einen Idioten gibt, und das sind Sie .«
    »Herbe Worte«, urteilte Phin. »Und klar formuliert. Angenommen, ich bin tatsächlich der Idiot, Miss Masters, wie kann es dann sein, dass ich im Besitz der Schlüssel

Weitere Kostenlose Bücher