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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Happyends mehr.«
    »Sag so etwas nicht. Bis zur Verhandlung ist noch viel Zeit.« Er steht auf und versucht, sie durch Gedankenübertragung dazu zu bringen, ans Fenster zu treten. »Weine nicht, Schatz, wenn ich nicht bei dir sein kann.«
    »Es tut mir leid. Ich … O Gott, was musst du nur von mir denken! Es ist nur dieses ganze Durcheinander, Ian. Ein Albtraum nach dem anderen.«
    Er holt tief Luft. »Ich werde keine Sendung über Faith machen, Mariah. Möglicherweise werde ich ganz von hier weggehen, damit es aussieht, als wäre ich einer anderen Sache auf der Spur. Zumindest bis nach der Verhandlung.«
    »Das wird keinen Unterschied machen. Es sind noch genug andere Leute übrig, die aus Faith so etwas wie eine Märtyrerin machen wollen. Hast du Hollywood Tonight! gesehen?«
    »Nein… Warum?«
    »Colin wurde gezeigt. Er ist vor laufender Kamera zusammengebrochen und hat unter Tränen gesagt, man könne Faith nicht länger ein solches Leben zumuten.«
    »Er benutzt die Medien für seine Zwecke, Mariah. Sein Anwalt ist so raffiniert, das Gesicht seines Mandanten in der Öffentlichkeit zu präsentieren, um Mitgefühl zu wecken.« Er zögert einen Moment. »Eigentlich ist das gar keine so schlechte Idee. Du solltest dich aus eigenem Antrieb bei Hollywood Tonight! melden und ihnen anbieten, deine Version zu erzählen. Gib der guten Petra ein Exklusivinterview.«
    Mariah wird sehr still. »Das kann ich nicht, Ian.«
    »Aber natürlich kannst du. Ich werde dich beraten und hindurchlavieren, so wie der Anwalt es bei deinem Mann gemacht hat.«
    »Das ist es nicht.« Ihre Stimme kHngt plötzlich ganz dünn und wie aus weiter Ferne. »Ich kann mich nicht den Fragen eines Reporters stellen, weil es in meinem Leben Dinge gibt, von denen ich nicht will, dass sie publik werden. Dinge, die ich nicht einmal dir erzählt habe.«
    Ian hat schon vor langer Zeit gelernt, dass es manchmal das Klügste ist, zu schweigen. Er setzt sich im Winnebago auf die Sofakante und wartet, dass Mariah ihm anvertraut, was er schon seit Wochen weiß. »Ich habe vor sieben Jahren versucht mich umzubringen, und Colin hat mich daraufhin in eine Anstalt einweisen lassen.«
    »Ich weiß.« Bei dem Gedanken an den Boston Globe verkrampfen sich Ians Eingeweide. »Du … du weißt?«
    »Natürlich«, entgegnet er und schlägt dabei bewusst einen lockeren Tonfall an. »Bevor deine nicht unbeträchtlichen Reize mich völlig umgehauen haben, habe ich an einer Story über dich und deine Tochter gearbeitet, schon vergessen?«
    »Aber … aber du hast es mit keinem Wort erwähnt.«
    »Nicht öffentlich, nein. Und auch nicht privat, weil es für mich keinen Unterschied gemacht hat. Mariah, du bist der normalste Mensch, den ich kenne. Und was die Einstellung betrifft, du hättest nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnt, tue ich verdammt was ich kann, um dich vom Gegenteil zu überzeugen.«
    Und da hört er die Freude, die aus ihr hervorbricht. »Danke. Tausend Dank dafür.«
    »Für dich tue ich alles.«
    »Pass nur auf, dass ich dich nicht beim Wort nehme«, entgegnet Mariah, und sie lachen beide.
    Hierauf entsteht eine entspannte Gesprächspause; nur vereinzelte Eulenrufe und Hundegebell aus der Ferne sind zu hören. »Du solltest es trotzdem tun«, sagt Ian nach einer Weile. »Lass Petra Saganoff rüberkommen. Das ist die beste Möglichkeit, vielen Leuten zu zeigen, dass deine kleine Tochter nur ein kleines Mädchen ist. Sag Petra, sie kann eine B-Rolle filmen und mit Off-Ton versehen, soweit sie es für nötig hält, dass du aber keine Live-Interviews gibst.« Er lächelt am Telefon. »Kämpfe, Mariah. Schlag zurück.«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Braves Mädchen.« Eine Gestalt taucht an ihrem Schlafzimmerfenster auf. »Bist das du am Fenster?«
    »Ja. Wo bist du?«
    Er sieht, wie sie in der Dunkelheit Ausschau hält nach einem Gesicht, das sie nicht sehen kann. Ian blendet kurz auf. »Hier. Hast du es gesehen?« Sie klemmt sich den Hörer zwischen Kinn und Schulter und legt die Hände gegen das Glas. Ian erinnert sich noch gut daran, wie sie sich auf seiner Brust angefühlt haben, kühl und neugierig. »Ich wünschte, ich wäre jetzt bei dir.«
    »Ich weiß.«
    »Weißt du auch, was ich tun würde, wenn ich jetzt bei dir wäre?«
    »Was?«, fragt Mariah atemlos. Ian grinst. »Schlafen.«
    »Oh. Ich dachte da eigentlich an etwas anderes.«
    »Okay, dann vielleicht auch das. Aber es ist eine Ewigkeit her, Jahre, seit ich das letzte Mal so tief und fest

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