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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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bezüglich des Sorgerechts für Ihre Tochter so radikal geändert haben?«
    Colin nickt. »Ich behaupte ja gar nicht, mich in allem richtig verhalten zu haben. Das habe ich nicht. Ich habe Fehler gemacht, die ich mir wünschte, ungeschehen machen zu können. Aber ich habe meine Meinung Faith betreffend nie geändert. Ich wollte sie nur nicht aus der ihr vertrauten Umgebung herausreißen, nachdem gerade erst ihr Familienleben aus den Fugen geraten war.« Er blickt zu Jessica hinüber. »Ich liebe meine neue Frau, und ich liebe das Leben, das wir dabei sind, uns aufzubauen. Ich kann dem neuen Baby kein Vater sein, ohne auch Faith einer zu sein. Ich brauche sie. Und so wie ich das sehe, braucht sie mich ebenso sehr.«
    Metz geht vor dem Richter her. »Colin, warum sind Sie jetzt hier?«
    Er schluckt hart. »Also, vor einiger Zeit habe ich eines Abends die Nachrichten eingeschaltet, als gerade über meine Tochter berichtet wurde. Sie lag im Krankenhaus, und es kursierte diese absurde Geschichte, dass sie eine religiöse Visionärin sei und an den Händen bluten würde. Ich konnte an nichts anderes denken als daran, dass Mariah sich schon einmal die Pulsadern aufgeschnitten hatte, und jetzt, da sie allein war mit meiner Tochter, blutete Faith plötzlich aus scheinbar unerklärlichen Wunden. Ich habe immer gewusst, dass meine Frau nicht ganz bei Trost ist, aber…«
    »Einspruch!«
    Der Richter runzelt die Stirn. »Ich werde das, was Sie gerade gesagt haben, nicht berücksichtigen, Mr. White. Bitte beschränken Sie sich darauf, die Ihnen gestellten Fragen zu beantworten.«
    Metz wendet sich wieder an seinen Mandanten. »Warum haben Sie beschlossen, das Sorgerecht zu beantragen?«
    »Vor ein paar Wochen ist mir klargeworden, dass Faith in der Obhut ihrer Mutter nicht annähernd so sicher ist, wie ich es glaubte.«
    »Hatten Sie früher schon einmal Grund zu der Annahme, Mariah wäre als Mutter nicht zuverlässig?«
    »Nicht in den letzten Jahren. In der ersten Zeit nach ihrer Entlassung aus Greenhaven war sie ziemlich labil und hatte genug damit zu tun, sich um sich selbst zu kümmern, sodass sie mit einem Säugling hoffnungslos überfordert war. Aber später wurde es dann besser, viel besser … dachte ich zumindest.«
    »Sind Sie der Meinung, dass Sie in der Lage sind, Faith größere Sicherheit zu bieten?«
    »Gott, ja. Wir leben in einem wunderbaren Viertel mit einem großen Garten zum Spielen… und ich würde die Presse von ihr fernhalten. Ich würde die ganze Sache im Keim ersticken, damit sie wieder ein unbeschwertes Kind sein kann.«
    »Wie stehen Sie als Vater zu Faith’ Situation?«
    Colins Blick begegnet Mariahs. Seine Augen sind weit geöffnet, glänzen und schauen aufrichtig drein. »Ich bin besorgt um sie. Ich glaube, ihr Leben ist in Gefahr. Und ich glaube, dass ihre Mutter hierfür die Ursache ist.«
    Mariah zupft an Joans Ärmel, bevor diese zum Kreuzverhör aufsteht. »Sie glauben, ich hätte Faith wehgetan?«, raunt sie ihrer Anwältin ungläubig zu. »Sie glauben, ich würde ihr das antun?«
    Joan. drückt die Hand ihrer Mandantin. Sie hat Mariah darauf geeicht, mit dem Schlimmsten zu rechnen, aber - wie Mariah - hatte sie erwartet, dass es um Seitenhiebe wegen ihres Aufenthaltes in der Psychiatrie gehen würde. Damit, dass man ihr Kindesmisshandlung vorwerfen würde, hat sie nicht gerechnet. Wegen Mariahs verspäteten Eintreffens vor Gericht hat Joan sie nicht mehr hinsichtlich Metz’ Strategie warnen können, und sie gedenkt nicht, ihrer Klientin jetzt inmitten der Zeugenbefragung zu eröffnen, dass der Richter ihr für die Dauer des Prozesses jeden Kontakt zu Faith untersagt hat. »Entspannen Sie sich. Lassen Sie mich nur meine Arbeit tun.« Joan steht auf und mustert Colin lange eindringlich, um ihm unmissverständlich klarzumachen, für wie verachtungswürdig sie ihn hält.
    »Mr. White«, beginnt sie kalt, »Sie sagten, in Ihrer Ehe hätte es gekriselt.«
    »Das ist richtig.«
    »Und doch haben Sie nicht mit Ihrer Frau über diese Probleme gesprochen, weil diese emotional so labil war.«
    »Exakt.«
    »Könnten Sie mir erläutern, was Sie unter >emotional labil< verstehen?«
    »Einspruch«, meldet sich Metz zu Wort. »Mein Mandant ist kein Experte in Psychologie.«
    »Dann hätte er diese Bezeichnung gar nicht erst benutzen dürfen«, kontert Joan.
    »Ich lasse die Frage zu«, entscheidet Richter Rothbottam.
    Colin rutscht unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Sie war vor sieben Jahren in einer

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