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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Hand Luft zu. »Würden Sie mir eine Minute geben, Euer Ehren? Ich bin noch ganz aufgewühlt von dieser Ansprache … der Geschichte mit dem Fischen und all das.« Sie atmet tief durch und schenkt dann dem Richter ein einnehmendes Lächeln. »Ah. Jetzt ist es besser. Nun. Ich denke, im Augenblick habe ich nichts zu sagen, das die Ausführungen meines Kollegen übertrumpfen könnte. Aber ich verrate Ihnen etwas: Wenn ich das Bedürfnis verspüre, mich doch noch dogmatisch auszulassen, darf ich das vielleicht zu Beginn meiner Zeugenvernehmung tun?«
    »Gut. Mr. Metz, rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf.«
    Nach einem ermutigenden Blick in Richtung seines Mandanten ruft Metz Colin White in den Zeugenstand. Colin steht auf und schafft es, gleichzeitig schüchtern und selbstsicher auszusehen. Er betritt den Zeugenstand und wendet sich dem Gerichtsdiener zu, der ihm eine Bibel hinhält. »Schwören Sie, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit?«
    »Ich schwöre.«
    Malcolm nähert sich dem Zeugenstand, während Colin noch für das Protokoll Namen und Adresse angibt. »Mr. White«, beginnt er, »in welcher Beziehung stehen Sie zu Faith?«
    »Ich bin ihr Vater.«
    »Nur der Information halber … Können Sie uns über die Ereignisse des vergangenen Sommers aufklären?«
    »In meiner Ehe kriselte es«, gibt Colin zu, »und ich wusste nicht, mit wem ich darüber sprechen sollte.«
    Metz runzelt die Stirn. »Warum nicht mit Ihrer Frau?«
    »Nun, sie hat sich in der Vergangenheit als emotional labil erwiesen, und ich hatte ein wenig Angst davor, wie sie reagieren würde, wenn sie merkte, dass unsere Ehe in Gefahr war.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie wurde vor sieben Jahren nach einem Selbstmordversuch mit Depressionen in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen.«
    »Wenn Sie die Probleme nicht angesprochen haben, wie ist es dann zum Bruch und zur Scheidung gekommen?«
    Colin errötet. »Ich habe Trost bei einer anderen Frau gesucht.«
    Joan hört Mariah an ihrer Seite leise murmeln: »Herr im Himmel…« Sie fühlt, wie sie auf ihrem Stuhl schwerer wird. Sie wagt kaum, Luft zu holen oder auch nur einen Muskel zu bewegen, weil sie bei Colins verlegenem Geständnis am liebsten im Erdboden versinken würde.
    »Und was geschah dann?«, hakt Metz vorsichtig nach.
    »Eines Tages war diese besagte Frau bei mir zu Hause, und meine Frau erfuhr von unserem Verhältnis.«
    »Das muss sehr unangenehm für Sie gewesen sein, Colin.«
    »Das war es«, gibt er zu. »Gott, ich habe mich hundeelend gefühlt deswegen.«
    »Und welche Konsequenzen haben Sie damals aus dieser Situation gezogen?«
    »Ich war selbstsüchtig. Aber ich wusste einfach, dass ich mein Leben neu ordnen musste. Ich nahm an, dass es Faith bei Mariah gut gehen würde, während ich damit beschäftigt war. Aber ich wusste von Anfang an, dass ich irgendwann meine Tochter zu mir holen wollte.«
    »Haben Sie sie aufgefordert, mit Ihnen zu kommen?«
    »Damals nicht«, entgegnet Colin und verzieht schmerzlich das Gesicht. »Ich hielt es für falsch, sie aus ihrer gewohnten Umgebung herauszureißen, nachdem gerade erst ihre Familie zerbrochen war.«
    »Und was taten Sie dann?«
    »Ich reichte die Scheidung ein. Ich versuchte, Faith zu besuchen, wann immer es mir möglich war. Und ich machte meiner Ex-Frau unmissverständlich klar - oder zumindest dachte ich, ich hätte unmissverständlich klar gemacht -, dass ich mir wünschte, dass Faith weiterhin Teil meines Lebens bliebe. Nachdem ich … gegangen war, versuchte ich, sie zu sehen. Einmal wurde ich praktisch hinausgeworfen. Aber Faith wollte mich sehen; ich weiß es.«
    »Colin, vielleicht könnten Sie uns von einigen ganz besonderen Augenblicken erzählen, die Sie mit Faith zusammen verbracht haben.«
    »Oh, wir haben uns sehr nahegestanden. Es gibt viele Kleinigkeiten, die sich mir ins Gedächtnis eingebrannt haben… beispielsweise wie ich ihr nach dem Baden das Haar gebürstet oder sie zugedeckt habe, wenn sie schlief. Wie sie meine Füße im Sand vergraben hat.«
    »Wie ist ihr gegenwärtiger Familienstand?«
    Colin lächelt in Richtung des Zuschauerraumes, von wo aus Jessica ihm diskret zuwinkt. »Ich bin seit zwei Monaten glücklich verheiratet, und wir bekommen ein Baby. Faith wird es ganz sicher gefallen, ein kleines Brüderchen oder Schwesterchen zu haben.«
    »Meinen Sie nicht, dass sich manch einer darüber wundern könnte, dass Sie innerhalb von nur zwei kurzen Monaten Ihre Meinung

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