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Die Wahrheit der letzten Stunde

Die Wahrheit der letzten Stunde

Titel: Die Wahrheit der letzten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Faith’ Zustand von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen konstant verschlechtert, bis sie schließlich ins Koma fiel und die Ärzte um ihr Leben fürchten mussten. Und doch ist sie heute offenbar gesund hier bei uns. Mariah, wo waren Sie von zwei bis vier Uhr früh am Sonntagmorgen?«
    Ich sehe Joan an und antworte so, wie wir es geübt haben: »Ich war bei Faith im Krankenhaus.«
    »Einspruch!« Metz erhebt sich und zeigt mit dem Finger auf mich. »Das ist Missachtung des Gerichts.«
    »Anwälte, treten Sie vor.«
    Eigentlich sollte ich ihre Unterhaltung nicht mithören, aber sie sind so erregt, dass sie sich fast anschreien. »Sie hat einen Gerichtsbeschluss missachtet!«, sagt Metz. »Ich verlange diesbezüglich noch heute eine Anhörung!«
    »Himmel, Malcolm. Ihr Kind lag im Sterben.« Joan wendet sich wieder an den Richter. »Aber dann ist Mariah gekommen, und sie ist nicht gestorben. Im Gegenteil. Euer Ehren, diese Aussage beweist meine Theorie.«
    Der Richter mustert mich eindringlich. »Ich will das hören«, sagt er ruhig. »Ms. Standish, Sie dürfen fortfahren. Um die Missachtung des Gerichtsbeschlusses kümmern wir uns später.«
    Joan fährt mit ihrer Befragung fort. »Was passierte, als Sie ins Krankenhaus kamen?«
    Ich denke zurück an den Moment, da ich Faith das erste Mal mit den vielen Schläuchen und Drähten gesehen habe. »Ich setzte mich zu ihr und fing an, mit ihr zu sprechen. Die Maschine, die ihren Herzschlag wiedergab, fing an laut zu piepen, und eine Schwester sagte, sie müsse den Doktor rufen. Als sie das Zimmer verließ, schlug Faith die Augen auf.« Ich sehe wieder vor mir, wie ihre Wangen sich gerötet haben, als der Beatmungsschlauch aus ihrem Hals gezogen wurde, höre wieder ihre krächzende Stimme, als sie nach mir rief. »Die Ärzte haben allerlei Tests durchgeführt. Alles - Herz, Nieren und sogar ihre Hände - war wieder in Ordnung. Es war … nun ja, verblüffend.«
    »Gab es hierfür eine klinische Erklärung?«
    »Einspruch«, meldet sich Metz wieder zu Wort. »Seit wann ist Mrs. White studierte Medizinerin?«
    »Abgelehnt.«
    »Die Ärzte meinten, dass manchmal die Gegenwart eines Angehörigen bei Komapatienten wie ein Katalysator wirkt«, antworte ich. »Aber sie sagten außerdem, sie hätten bisher erst ein einziges Mal eine so drastische Genesung erlebt.«
    »Und wann war das?«
    »Als meine Mutter ins Leben zurückgekehrt ist.«
    Joan lächelt. »Das muss in der Familie liegen. War noch jemand Zeuge dieser bemerkenswerten Genesung?«
    »Ja. Zwei Ärzte und sechs Krankenschwestern. Außerdem meine Mutter und die Prozesspflegerin.«
    »Die allesamt auf meiner Zeugenliste stehen, Euer Ehren, falls Mr. Metz sie hierzu befragen möchte.« Aber Joan hat mir erklärt, warum er das nicht tun wird. Es würde seinem Mandanten nicht zugute kommen, wenn acht Personen erklären würden, sie wären Zeugen eines Wunders gewesen.
    »Mariah, in diesem Gerichtssaal ist viel über Sie gesagt worden, und über einige Dinge möchte der Richter vielleicht Näheres erfahren. Fangen wir mit Ihrer Zwangseinweisung vor sieben Jahren an. Können Sie uns etwas dazu erzählen?«
    Joan hat mich gründlich vorbereitet. Wir haben diese Fragen bis Sonnenaufgang geprobt. Ich weiß, was ich zu sagen habe, was sie dem Richter vermitteln will. Kurz, ich bin gewappnet für alles … nur habe ich nicht damit gerechnet, was es für ein Gefühl ist, meine sehr private Geschichte vor so vielen Leuten auszubreiten.
    »Ich habe meinen Mann sehr geliebt«, fange ich an, ganz so wie wir es geprobt haben. »Und ich habe ihn mit einer anderen Frau im Bett erwischt. Es brach mir das Herz, aber Colin meinte, nicht mein Herz, sondern mein Verstand müsse behandelt werden.«
    Ich wende mich Colin zu. »Es war offensichtlich, dass Colin mich nicht mehr haben wollte. Ich bekam schwere Depressionen und glaubte, ich könnte ohne ihn nicht leben. Glaubte, ich wolle ohne ihn nicht leben.« Ich hole tief Luft. »Wenn man Depressionen hat, schenkt man seiner Umwelt keine große Beachtung. Man will niemanden sehen. Man will bestimmte Dinge sagen - wichtige Dinge, ehrliche Dinge -, aber sie sind so tief im Inneren vergraben, dass es große Anstrengung kostet, sie hervorzuholen.« Meine Züge werden weicher. »Ich glaube nicht, dass Colin ein Monster ist, weil er mich hat einweisen lassen. Wahrscheinlich hatte er furchtbare Angst. Ich wünschte nur, er hätte vorher mit mir gesprochen. Vielleicht hätte ich ihm auch da nicht sagen

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