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Die Wahrheit des Alligators

Die Wahrheit des Alligators

Titel: Die Wahrheit des Alligators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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brachte mir noch einen Calvados. »Auf Kosten des Hauses. Es muß was Wichtiges passiert sein«, kommentierte er und zwinkerte mir zu.
    Benjamino knabberte zerstreut an einem Butterhörnchen herum, die Zeitung war auf der Seite mit dem Artikel von Galderisi aufgeschlagen. Er hob den Blick und empfing mich mit einem: »Ein schöner Schlamassel, Marco, wirklich ein schöner Schlamassel. Im Radio, im Fernsehen und in den Zeitungen ist von nichts anderem die Rede. Wenn wir nicht aufpassen, landen wir mitten in der Scheiße.«
    Ich setzte mich zu ihm. »Ich liebe Optimismusspritzen am Montag morgen.«
    »Sei nicht albern. Jetzt wissen die Bullen, daß da jemand den Privatdetektiv spielt. Seinetwegen steht die gesamte Polizei ziemlich dumm da. Habe ich dir je gesagt, daß Bullen nachtragend sind? Jetzt werden sie die Augen aber ganz weit offenhalten.«
    »Wir auch, keine Sorge.«
    Über dem Foto des Mannes mit der Maske titelte die Zeitung: Ist das der wahre Mörder von Frau Belli?
    Wie schon gestern berichtet, ist aus anonymer Quelle Fotomaterial in unsere Hände gelangt, das das Doppelleben der Piera Belli bezeugt. Heute veröffentlichen wir das maskierte Gesicht eines Mannes, der unserem Informanten zufolge der wirkliche Mörder sein könnte. Das Motiv: Erpressung. In der Tat soll Piera Belli diesen Mann über längere Zeit gezwungen haben, sich ihren sexuellen Wünschen zu fügen und erhebliche Summen Geldes an sie zu zahlen, um sich ihr Schweigen zu erkaufen. Der Grund dafür ist bislang unbekannt, der mysteriöse Anrufer erklärt, er wolle ihn noch nicht offenbaren. Vermutungen also, keinerlei Gewißheit bezüglich der Unschuld von Alberto Magagnin. Sicher wäre es interessant herauszufinden, wer dieser Mann ist, der auf der Fotografie (von der wir hier nur diesen Ausschnitt wiedergeben, da wir sie aus Gründen der öffentlichen Moral nicht vollständig publizieren können) nur mit der Maske bekleidet erscheint. Neben ihm das Opfer, völlig nackt. Wir können dieser Beschreibung nichts weiter hinzufügen, da die Aufnahme von den Ermittlungsbehörden beschlagnahmt wurde, wie wir an anderer Stelle berichten. Eine Maske hat an sich schon etwas Geheimnisvolles, aber diese hier mit dem Reißverschluß auf der Höhe des Mundes ist wirklich beängstigend. Wer verbirgt sich hinter einer solchen Maskierung? Ein perverser Spielgefährte oder ein Mann, der durch eine schreckliche Erpressung gezwungen ist, sich für derart üble Praktiken herzugeben?
    Der Artikel von Galderisi warf so viele Zweifel auf, daß es einem Plädoyer vor Gericht gleichkam.
    »Er hätte Anwalt werden sollen, als Journalist ist seine Begabung vergeudet«, erklärte Benjamino voller Bewunderung. »Was hast du ihm sonst noch gesagt?«
    »Nichts weiter, nur was er geschrieben hat. Er riecht, daß da was faul ist, und hat mir seine Mitarbeit angeboten.«
    »Ein Journalist hat uns gerade noch gefehlt im Team. Warum heuerst du nicht auch gleich noch einen Psychologen und einen Priester an?«
    »Ganz ruhig, Partner. Es sind nur telefonische Kontakte. Er hat mir gesagt, der Chefredakteur werde aus ›gewissen Kreisen-unter Druck gesetzt, aber er wollte sich nicht dazu äußern, von welchen, deshalb ist das sein letzter Artikel über den Fall. Der Chefredakteur hat ihn schon fallenlassen, in der Tat befaßt sich der Leitartikel von heute mit den Schmiergeldaffären der italienischen Politiker.«
    »Es könnte sich um die Rolex-Bande handeln.«
    »Es ist verfrüht, das zu sagen.«
    »Marco. ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll.«
    »Sag es mit deinen eigenen Worten«, frotzelte ich. »Wenn sie uns schnappen. wenn wir im Knast landen., diese Geschichte mit uns als Privatdetektiven, weißt du, die Jungs würden uns jahrelang damit aufziehen.«
    »Ich werde deinen Ruf schützen, Benjamino, bis in den Tod werde ich jegliche Beteiligung deinerseits leugnen. Die lächerliche Figur des Idioten gebe ich alleine ab.«
    Ein paar Minuten vor vier kamen wir ins Geschäft des Fotografen, und er war schon da und erwartete uns. »Ich habe einen Großteil der Nacht in der Dunkelkammer zugebracht. Ich mußte das Teleobjektiv benutzen. Es waren nicht viele Leute da, aber die Verwandten mochten die Anwesenheit von Fotografen nicht.«
    Sorgetti breitete rund dreißig Bögen mit Probeabzügen auf der Ladentheke aus und legte eine Lupe dazu. »Suchen Sie die heraus, die ich vergrößern soll.«
    Er hatte tolle Arbeit geleistet. Trotz des winzigen Formats der Fotogramme waren die

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