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Die Wahrheit des Blutes

Die Wahrheit des Blutes

Titel: Die Wahrheit des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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durchtränkt. Und aus diesem Grund blieb ihr heute nichts anderes übrig, als ihre Ehre mit dem Blut ihrer Gegnerin reinzuwaschen. Es war Wahnsinn.
    »Sie werden einander bis zum letzten Atemzug bekämpfen«, sagte Shigeru. »In dieser Angelegenheit gibt es eine Mutter zu viel.«
    Passan versuchte sich an die praktischen Details zu klammern.
    »Immerhin muss sie zunächst einmal ein Schwert finden.«
    »Sie hat eines. Unser Vater hat es ihr zum vierzehnten Geburtstag geschenkt. Es ist eine Antiquität, die er immer sorgfältig in seinem Büro aufbewahrte.«
    WAHNSINN.
    »Hat sie es mitgenommen?«
    »Das war das Erste, was ich nach unserer Rückkehr aus der Bar überprüft habe.«
    Es gab nichts mehr hinzuzufügen. Das Prasseln des Regens hüllte sie ein und hörte sich irgendwie tröstlich an. Passan fühlte sich innerlich gleichzeitig fast wie ausgesetzt und doch geschützt, als wäre er immun geworden.
    »Glaubst du, sie hat eine Chance?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ich weiß es nicht. Es hängt davon ab, ob Ayumi weiter trainiert hat.«
    Sandrines Leiche gab die Antwort. Dass Ayumi Naokos Freundin mit einem einzigen Streich hatte töten können, bewies ein erbarmungsloses Training. Naoko hingegen hatte seit über zehn Jahren keinen Bokken mehr in der Hand gehabt.
    Er musste Nagasaki unbedingt vor dem Blutbad erreichen. Darin lag seine einzige Chance.
    Bei diesem Gedanken fiel ihm wieder ein, dass der Kaiken nicht mehr in Naokos Nachttischschublade gelegen hatte.

89
    Nagasaki, ein Uhr morgens. Tausend Kilometer von Tokio entfernt war das Wetter nicht besser. Als Passan das Flughafengebäude verließ, ging gerade ein heftiger Wolkenbruch nieder.
    Er hatte Shigeru überreden können, in Tokio zu bleiben. Jetzt musste er sich zunächst um ein Taxi kümmern. Die meisten anderen Fluggäste spannten ihre Schirme auf. Niemand reagierte schockiert oder genervt auf den Dauerregen. Passan hatte eine ähnlich unbekümmerte Haltung gegenüber den Unbilden der Witterung bereits in Indien und Afrika erlebt, wo der Monsun ganz normal zum Leben gehörte und klaglos hingenommen wurde.
    Plötzlich entdeckte er ein orangefarbenes Auto, das in einer Wasserfontäne heranbrauste. Dankbar registrierte er die auffällige Farbe, die auch im Dunkeln erkennbar war. Als er die Hand hob, öffnete sich die Wagentür wie von Geisterhand. Er stieg ein und sagte nur ein einziges Wort: »Hotel.« Dem Fahrer schien das zu genügen.
    Passan hatte Nagasaki schon früher besucht und hauptsächlich zwei wichtige Erinnerungen mitgenommen. Erstens: Die Hafenstadt war die kleine vergessene Schwester Hiroshimas. Am 9. August 1945 hatten die Amerikaner auch hier eine Atombombe abgeworfen, doch in der Öffentlichkeit war nur der Name des ersten Ziels gegenwärtig. Und zweitens: Man hatte Nagasaki – zumindest das Stadtzentrum – im traditionellen Stil wiederaufgebaut. Passan entsann sich einer von der Bucht an aufsteigenden Stadt, geschwungener Dächer, warmer Rot- und Schokoladentöne und hübscher Steingärten.
    Im Augenblick allerdings sah er gar nichts. Nagasaki lag so dunkel da, als herrsche Ausgangssperre. Der Fahrer ließ sich einzig von seinen Scheinwerfern leiten. Passan sah zum Fenster hinaus und kniff die Augen zusammen. Das Taxi schlängelte sich eine hoch gelegene Straße entlang. Unter ihm stiegen Gassen und Häuser in Terrassen hügelan.
    Der Wagen zwängte sich durch ein Gewirr von Gässchen. Schließlich kam am Ende einer Sackgasse ein Hotel in Sicht. Es war ein lang gestrecktes, einstöckiges Bauwerk, aus dessen Erdgeschoss warmes gelbes Licht auf die Straße fiel. Der richtige Ort, um einige Stunden zu schlafen.
    Er bezahlte das Taxi. Der Regen hatte aufgehört, die Wolken verzogen sich. Plötzlich konnte Passan den Mond sehen, der, wie in Haikus gern besungen, einer reifen, frisch geernteten Frucht glich. Nach wie vor war es sehr warm. Die feuchte Hitze tauchte die Stadt in dampfige Schwüle und legte sich wie ein Film auf die Haut. Passan eilte in das Hotel.
    Der Empfang war mit einem abgenutzten Teppichboden und beigefarbenen Wänden ausgestattet. Es herrschte eine Kälte wie in einem Leichenschauhaus. Hier wurde kein Strom gespart. Am Tresen schien eine alterslose Frau auf ihn gewartet zu haben. Ihre fleckig graue Haut spannte sich über ihre vorspringenden Wangenknochen. Sie trug eine Art Uniform in Schwarz und Dunkelrot, die man irgendwo zwischen Steward-Weste und Küchenschürze ansiedeln konnte.
    Passan sprach sie auf

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