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Die Wahrheit eines Augenblicks

Die Wahrheit eines Augenblicks

Titel: Die Wahrheit eines Augenblicks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Moriarty
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Und sie würde für immer da sein.
    Denk an etwas anderes ! Sie nahm ihr iPhone und begann, eine Liste anzufertigen. Das Ostersonntagsmahl für heute war natürlich ausgefallen, doch Pollys Party zu ihrem siebten Geburtstag würde stattfinden. Ob sie die Piratenparty ins Krankenzimmer verlegen könnten? Bestimmt. Es würde die wunderbarste, fantastischste Party überhaupt werden. Sie würde an alle Krankenschwestern Augenklappen verteilen.
    »Mum?« Polly schlug die Augen auf.
    »Hallo, Prinzessin Polly«, sagte Cecilia. Diesmal war sie bereit – wie eine Schauspielerin, die im Begriff steht, die Bühne zu betreten. »Rate mal, wer gestern Abend etwas für dich abgegeben hat?« Sie zog ein Osterei unter Pollys Kopfkissen hervor. Es war eingewickelt in schillerndes Goldpapier mit einem roten Samtband um die Mitte.
    Polly lächelte. »Der Osterhase?«
    »Noch besser. Mr. Whitby.«
    Polly schickte sich an, ihre Hand nach dem Osterei auszustrecken, und ein Ausdruck von leichter Verwirrung flog über ihr wunderschönes Gesicht. Sie zog die Stirn in Falten, schaute ihre Mutter an und wartete darauf, dass sie alles wiedergutmachte.
    Cecilia räusperte sich, lächelte und nahm Pollys linke Hand fest in die ihre.
    »Liebling«, sagte sie.
    Der Anfang war gemacht.

Epilog
    Unser Leben ist voller Geheimnisse, von denen wir nie erfahren werden.
    Rachel Crowley wird nie erfahren, dass ihr Mann nicht, wie er behauptet hatte, in Adelaide war, um Kunden zu treffen an jenem Tag, an dem Janie ermordet wurde. Er war auf einem Tennisplatz, nahm an einem Intensivtraining teil, weil er endlich lernen wollte, den verfluchten Aufschlag von diesem elenden Toby Murphy offensiv abzuwehren (er hatte durchaus bemerkt, wie Toby seine Frau ansah, und auch, wie Rachel diese Blicke erwidert hatte). Er hatte Rachel im Vorfeld nichts davon erzählt, weil ihm seine Beweggründe peinlich waren. Auch danach nicht, denn er war zutiefst beschämt und machte sich Vorwürfe, dass er an Janies Todestag nicht für sie da gewesen war. Nie wieder packte er einen Tennisschläger an. Er nahm sein Geheimnis mit ins Grab.
    Apropos Tennis: Polly Fitzpatrick wird nie erfahren, dass sie zu ihrem siebten Geburtstag von ihrer Tante Bridget einen Tennisschläger geschenkt bekommen hätte, wenn sie an jenem Karfreitag nicht auf ihrem Rad gesessen und Rachel Crowley direkt vor das Auto gefahren wäre. Zwei Wochen später wäre sie zu ihrer ersten Tennisstunde gegangen, wo ihr Trainer nach wenigen Minuten zum Cheftrainer auf dem angrenzenden Tennisplatz hinüberspaziert wäre, um ihn auf sie aufmerksam zu machen: »Die Vorhand dieses Kindes musst du dir ansehen!« Und sie wird nie erfahren, dass der schnelle Schwung, mit dem sie ihren Tennisschläger bewegte, ihre Zukunft so blitzartig verändert hätte wie der schnelle Schwung, mit dem sie ihr Fahrrad gelenkt hatte, um Mr. Whitby nachzujagen.
    Gleichwohl wird Polly nie erfahren, dass Mr. Whitby an jenem unseligen Karfreitag sehr wohl gehört hatte, wie sie lauthals nach ihm rief, dass er sich jedoch nichts anmerken ließ, weil er schnellstmöglich nach Hause und diesen lachhaften Drachen wieder im Schrank verstauen wollte, zusammen mit seinen ebenso lachhaften Hoffnungen auf eine zweite Chance mit seiner gottverdammten Exfreundin Tess. Connors lähmende Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, die er sich wegen Pollys Unfall machte, ermöglichten der Tochter seiner Therapeutin ein weiteres Jahr den Besuch einer Privatschule. Diese Schuldgefühle werden erst langsam abklingen mit dem Tag, da er schließlich seine Augen hebt, um dem Blick der wunderschönen Frau zu begegnen, die Inhaberin des indischen Restaurants ist, in das er nach seinen Therapiesitzungen immer essen geht.
    Tess Curtis wird nie erfahren, ob ihr Mann Will tatsächlich der biologische Vater ihres zweiten Kindes ist, oder ob es das Ergebnis eines »Unfalls« in einer merkwürdigen Woche im April in Sydney ist. Die Pille wirkt bekanntlich nur, wenn man sie auch einnimmt, doch Tess hatte die Packung in Melbourne vergessen, als sie Hals über Kopf nach Sydney abreiste. Kein Wort wird je darüber fallen, auch nicht, als Tess’ viel geliebte Tochter eines schönen Weihnachtstages beim Festmahl verkündet, sie habe beschlossen, Sportlehrerin zu werden, ihre Großmutter sich an einem Bissen Truthahn halb verschluckt und die Cousine ihrer Mutter ihrem attraktiven französischen Ehemann den Champagner über den Schoß kippt.
    John-Paul Fitzpatrick wird nie erfahren,

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