Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
sprechen.
»Ein Foto von Ihnen in der SUN. Es war ein Artikel über die Beerdigung Ihrer Mutter.
»Ach ja, stimmt!« Emma hätte den Fotografen jetzt gerne gewürgt.
»Aber sie waren nicht allein auf dem Foto. Alex war auch mit drauf. Sie beide in enger Umarmung. Sie und Alex!«
Plötzlich war Spannung im Raum. Die Frauen starrten sich an. Emma hatte das Gefühl, den Vorfall erklären zu müssen, nervös kaute sie an ihrer Unterlippe:
»Ja, stimmt. Alex hat ja auf der Beerdigung die Orgel gespielt. Er hat mir sein Beileid ausgesprochen und genau in diesem Augenblick – klick - hat der Fotograf abgedrückt!« Emma lachte nervös. Schon wieder rechtfertigte sie sich.
»Aber das weiß ich doch!« Cindy lachte ebenfalls, ein glockenhelles Lachen. »Das hat Alex mit doch schon alles erzählt. Möchten Sie einen Cappuccino?«
Sie stand in der Küche vor der vollautomatischen Kaffeemaschine.
»Nur einen Espresso, danke.«
Die Maschine tat ihren Dienst und eine unangenehme Stille breitete sich aus. Cindy war die Erste, die sie durchbrach.
»Sie sind auch Sängerin, hat mir Alex erzählt?«
»Ja.« Emma war etwas verlegen. »Ich hatte Gesangsunterricht. Aber ich singe nicht professionell.«
»Ah ja? Ich habe Gesang studiert. Und nächste Woche singe ich die Lucia.«
»Lucia di Lammermoor? Toll. Das ist eine schwere Partie.«
»Ja, sehr schwer. Aber Geoffrey, ich meine Mr. Anderson, der Operndirektor, traut sie mir zu. Er meint, ich sei die beste Lucia, die es am Royal Opera House je gegeben hat. Und die Jüngste.«
»Toll, wenn ihre Stimme so gut ist. Gratuliere.«
»Gesang ist mein Leben. Dafür gebe ich alles.«
»Toll.« Emma wusste nicht mehr so recht, was sie noch weiter sagen sollte und verstummte. Wieder breitete sich Stille aus. Cindy reichte Emma den Espresso, dann räusperte sie sich.
»Sie fragen sich sicher, warum ich Sie hereingebeten habe, nicht wahr?« Das Lächeln, das sie Emma jetzt zuwarf, war undefinierbar.
Emma sah überrascht hoch: »Um ganz ehrlich zu sein, ja. Ich bin die Ex-Freundin von Alex und bestimmt nicht der Mensch mit dem Sie unbedingt einen Kaffee trinken müssen.«
»Da haben Sie Recht.« Cindy reichte Emma den Espresso. »Zucker?«
»Ja, bitte.«
Cindy stellte einen Zuckerbecher auf den Tisch. »Aber ich wollte etwas mit Ihnen besprechen. Es ist gut, dass Alex nicht da ist, denn es geht um ihn.«
»Ach ja?« Emma betrachtete Cindy neugierig. Was kam jetzt?
»Ja, wissen Sie, Alex hat mir erzählt, was zwischen ihnen vorgefallen ist. Das Ganze war ja nicht sehr erfreulich.«
»Ganz und gar nicht, das stimmt!« Emma rührte Zucker in ihren Kaffee und nahm einen Schluck. Der Kaffee schmeckte trotz der Süße äußerst bitter.
»Ja, und deshalb wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich in Zukunft von ihm fernhalten würden.«
»Wie meinen Sie das?« Emma sah sie verwirrt an.
»Ich weiß, es ist eine ungewöhnliche Bitte, aber Ihre Anwesenheit ist für Alex eine große Belastung. Er würde das nie zugeben, aber ich kenne ihn. Ich spüre den Druck, unter dem er steht, seit dem Sie wieder da sind. Und da wir demnächst heiraten werden…«
»Alex heiratet?« Emma konnte die Enttäuschung, die sie plötzlich überfiel, fast nicht verbergen.
»Ja, wir heiraten und ich möchte einfach nicht, dass die Vergangenheit ihn wieder einholt. Er hat lange genug gebraucht, um sich von Ihnen zu erholen.«
»Sich von mir zu erholen?«
»Na ja, er hat sehr unter Ihnen gelitten und ich möchte einfach nicht, dass das alles wieder hochkommt. Das verstehen Sie doch, oder?« Cindy lächelte wieder ihr eigenartiges Lächeln.
»Tut mir leid, ich weiß nicht, was Sie meinen.« Emma war wirklich verärgert. Was redete diese Person da?
Cindy zog ihr letztes Ass aus dem Ärmel.
»Ich erwarte von Alex ein Kind!«
»Wie bitte?«
»Ja, ich bin schwanger, und ich möchte Sie wirklich bitten, sich von meiner Familie in Zukunft fernzuhalten.« Ihre Stimme hatte plötzlich einen schneidenden Ton. Die beiden Frauen starrten sich an. Die Fronten waren geklärt.
Emma stand auf: »Ich verstehe.«
»Gut.« Cindy erhob sich ebenfalls.
Emma ging zur Tür. »Vielen Dank für den Kaffee. Und Sie können Alex ausrichten, dass ich ihn in Zukunft nicht mehr belästigen werde.«
»Und Sie werden auch nicht mehr mit ihm musizieren?«
Täuschte sich Emma, oder schwang da ein Hauch Panik in ihrer Stimme?
Sie sah Cindy Briggs direkt ins Gesicht:
»Keine Sorge. So wichtig ist mir das Ganze sowieso
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