Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
sie begeistert wäre, wenn sie morgen als Pornostar im Internet auftritt.«
»Sie wollen sie erpressen?« Alex Augen funkelten vor Wut.
»Erpressen?« Steel lachte verächtlich. »Die hat so viel Kohle, die wird überhaupt nicht merken, wenn was fehlt.«
»Haben Sie die Sachen auf einem Computer?«
»Na klar. Heute geht doch nichts mehr ohne Computer! Und da sind auch noch Filme mit drauf.« Er zog einen USB-Stick aus der Tasche. »Ich hab alles dabei. Wenn Sie wollen, verkauf ich Ihnen das Zeug!«
Alex wurde blass: »Wie viel?« Er zückte seinen Geldbeutel.
»Nicht ganz billig!« Steel sah ihn durchtrieben an. »Sie ist ne scharfe Braut!«
»Wie viel?« Alex platzte vor Ungeduld.
»Ich glaube nicht, dass Sie so viel Asche mit sich rumtragen!« Steel steckte den Stick mit einem Grinsen wieder ein.
»Hören Sie«, Alex öffnete seinen Geldbeutel, »ich gebe Ihnen hundert Pfund, und Sie geben mir jetzt diesen Stick! Wenn Sie ihn mir nicht geben, rufe ich auf der Stelle die Polizei und Sie bekommen jede Menge Ärger!«
»Moment mal! So geht das aber nicht!« Steel stand auf. Sein Gesicht hatte sich plötzlich in eine hässliche Grimasse verwandelt.
»Oh doch! So geht das!« Alex packte ihn am Kragen. »Sie können froh sein, dass ich Ihnen überhaupt etwas dafür bezahle. Und wagen Sie es nicht, diese Aufnahmen zu veröffentlichen! Die Frau auf diesen Fotos ist nicht Emma Cavendish. Und wenn Sie das behaupten, sitzen Sie Morgen im Knast!«
»Und wer ist dann auf den Fotos? Das liebe Jesulein?«
»Es ist Tatjana.«
»Wer?«
»Tatjana Cavendish. Emma hatte eine Zwillingsschwester. Die Frau auf den Fotos ist sie!«
Alex wusste zwar nicht, ob das stimmte, zu ähnlich waren sich die Schwestern, aber diesem Kerl würde er Emma bestimmt nicht ausliefern.
»Ach nee, ne Zwillingsschwester? Sie können mir ja viel erzählen.«
Alex ließ ihn los, Steel plumpste wie ein nasser Sack auf die Bank zurück. Alex hielt ihm das Geld unter die Nase: »Einhundert Pfund! Das ist mein letztes Wort. Und damit kommen Sie gut aus der Sache raus.«
Steel fixierte das Geld. Dann nahm er es hastig und steckte es ein. Im Gegenzug zog er aus seiner Tasche den Stick.
»Was Sie da machen ist ne üble Abzocke und Erpressung. Diese Aufnahmen sind ein paar Tausender wert.«
Alex nahm den Stick und steckte ihn zusammen mit den Fotos ein. »Reden Sie keinen Blödsinn! Und wenn Sie davon Kopien haben, gebe ich Ihnen einen guten Rat. Löschen Sie die Dateien! Denken Sie erst gar nicht daran, die Sachen noch weiter zu verkaufen! Falls Sie es doch tun, werde ich wie ein Gespenst immer in ihrer Nähe sein. Und Sie werden nicht wissen, wann sie sterben!«
»Wow!« Steel war beeindruckt. »Sie fahren ja richtig ab auf die Kleine! Respekt! Wenn das so ist, dann lass ich natürlich meine Finger von ihr.«
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden. Und noch mehr Freude würden Sie mir bereiten, wenn Sie jetzt endlich verschwinden!«
Steel stand auf. »Aber eine Frage hab ich noch.«
»Ja?« Alex starrte ihn misstrauisch an.
»Diese Zwillingsschwester, Tatjana, wo finde ich die?«
»Auf dem Friedhof!«
»Wie bitte?«
»Auf dem Friedhof. Sie ist vor fünf Jahren gestorben.«
11
Emma saß weinend am Grab ihrer Mutter. Von Alex Haus war sie direkt hierher gelaufen. Der Friedhof war wunderschön. Ein Ort der Ruhe und des Friedens. Alte Bäume spendeten Schatten und viele Bänke luden zum Verweilen.
Das Grab von Margaret Cavendish befand sich unter einer Trauerbuche. Die langen Zweige umarmten zärtlich den steinernen Engel, der ihr Grab bewachte. Tatjanas Grab lag direkt daneben.
Emma schluchzte. Es fiel ihr schwer, sich zu beruhigen. Die beiden Frauen waren ihre einzigen Verwandten gewesen. Weder ihre Mutter noch ihr Vater hatten Geschwister, und Emmas Vater war gestorben, als Emma noch ein Kind war. Und ihre Großeltern waren lange tot. Wie sehr hätte sie jetzt ihre Mutter gebraucht. Ihren Zuspruch und vor allem ihren Rat.
Alex wurde Vater! Das war mehr, als Emma verkraften konnte. Jetzt, wo sie ihn tatsächlich an eine andere Frau verloren hatte, war ihr plötzlich klar, wie sehr sie ihn immer noch liebte. Cindy Briggs! Ihre Worte gingen Emma nicht mehr aus dem Kopf:
»Alex hat lange genug gebraucht, um sich von Ihnen zu erholen.«
Was hatte sie damit gemeint? Wieso musste Alex sich von ihr erholen? Emma hatte Alex nichts angetan. Er hatte ihr etwas angetan. Er hatte ihr Leben zerstört. Und das von Tatjana. Und das ihrer Mutter! Er trug
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