Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
die Verantwortung für alles, was geschehen war. So war das!
Emma hielt inne. Und trotzdem liebte sie ihn. Jetzt, wo sie wieder in seiner Nähe war, spürte sie deutlich, wie sehr er ihr gefehlt hatte. Trotz allem! »Oh, hallo, wir kennen uns doch?«
Emma sah hoch. Neben ihr stand die Frau, die ihr an der Beerdigung das Taschentuch gereicht hatte.
»Wie geht es Ihnen?« Die Frau lächelte freundlich.
»Danke, gut.« Emma stand auf.
»Wie schön, das freut mich für Sie. Zeit heilt einfach alle Wunden, darauf kann man immer vertrauen.
Emma sah sie an und dann war es auf einmal vorbei. Sie brach schluchzend zusammen. Die Frau legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Liebes Kind, was ist denn los?«
Emma klammerte sich wimmernd an sie. Und dann erzählte sie ihr, einer völlig Fremden, alles, was sie bedrückte. Es brach aus ihr heraus, wie eine Flutwelle. Und die Frau saß nur da, hielt Emmas Hand und hörte zu. Nach einer Weile ließ ihr Schluchzen nach und sie beruhigte sich. Die Frau hielt weiter Ihre Hand:
»Und was wollen Sie jetzt tun?« Sie streichelte tröstend Emmas Rücken.
»Ich weiß es nicht! Wenn Alex Freundin schwanger ist, dann darf ich ihn nicht mehr sehen!«
»Wollen Sie ihn denn sehen?«
»Ja und nein. Er hat mir sehr wehgetan, aber wenn ich in seiner Nähe bin, dann kann ich es fast nicht aushalten. Er fehlt mir so!«
»Und wie sieht er die Sache?«
»Ich habe mich noch nicht getraut, mit ihm darüber zu sprechen. Aber seine Freundin sagt, dass ich ihn belaste und dass ich ihn in Ruhe lassen soll.«
»Da hat sie sicher Recht. Aber nur, wenn er auch noch etwas für Sie empfindet.«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, was er fühlt.«
Die Frau bedachte jetzt sorgsam ihre Worte:
»Wenn seine Freundin wirklich ein Baby bekommt, dann dürfen Sie von ihm nichts mehr erwarten.«
Emma schlug sich die Hände vors Gesicht: »Oh, mein Gott!«
»Sie müssen Ihren Anspruch an ihn aufgeben, ihn wirklich freigeben und ihm von Herzen alles Gute wünschen. Wenn Ihnen das gelingt, wird auch ihr Schmerz nachlassen. Denn Sie lieben ihn ja noch. Und wirklich lieben heißt, den anderen bedingungslos lieben. Ihm wünschen, dass es ihm gut geht, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.«
»Das ist so schwer!«
»Ich weiß, aber es ist der einzige Weg!«
»Wie soll ich das denn anstellen? Ihn mir aus dem Herzen schneiden?«
Die Frau lächelte: »Ich bin mir sicher, dass es in Ihrer Nähe noch andere Männer gibt. Vielleicht ist da ja einer, der es wirklich gut mit Ihnen meint und der wegen Alex im Augenblick bei Ihnen keine Chance hat. Gibt es so jemanden?«
Emma sah sie überrascht an. Dann dachte sie plötzlich an Antonio und musste unwillkürlich lächeln.
Die Frau lächelte ebenfalls. »Es gibt also jemanden?«
Emma nickte verlegen.
»Na dann machen Sie diesen Herrn glücklich und verabreden Sie sich mit ihm! Beginnen Sie ein neues Leben!«
Emma atmete tief durch. »Sie haben Recht. Ich muss an mich denken! Ich muss endlich dafür sorgen, dass es mir gut geht.«
»Und dieser andere Herr würde dafür sorgen, dass es Ihnen gut geht?«
»Ich kann alles von ihm haben. Alles, was ich will. Das hat er gesagt.«
»Und er ist reich, berühmt und attraktiv?«
Emma blickte überrascht hoch. »Woher wissen Sie das?«
Die Frau lachte: »Das ist doch selbstverständlich. Für eine Prinzessin kommt nur ein Prinz in Frage.«
Jetzt musste Emma auch lachen. Da klingelte erneut ihr Handy. Sie starrte verblüfft auf das Display.
»Das ist er!«
»Wer?«
»Der Prinz.«
»Na dann werde ich Sie mal schleunigst alleine lassen!« Die Frau stand auf. »Das Schicksal meint es gut mit Ihnen!« Das Handy klingelte immer noch. Sie zwinkerte Emma zu: »Gehen Sie schon ran!« Dann drehte sie sich um und ging weg.
Emma starrte auf das klingelnde Telefon. Ein neues Leben? Wenn sie sich jetzt mit Antonio traf, würde diese Entscheidung alles beeinflussen. Sie atmete tief durch. Ein neues Leben! Emma nahm den Hörer an ihr Ohr:
»Antonio?«
»Cara mia bellissima! Emma, wo sind Sie? Seit Stunden versuche ich Sie zu erreichen, und Sie verstecken sich vor mir! Emma, das ist nicht schön.«
»Sie haben Recht, Antonio, das ist nicht schön, und wenn Sie wollen«, Emma holte tief Luft und versuchte, nicht an Alex graue Augen zu denken, »dürfen Sie sich jetzt mit mir verabreden.«
»Was? Jetzt sofort?«
»Ja.«
»Ich bin im Ritz, wo sind Sie?«
Und schon hatte Antonio Emma eingeladen. Da es noch früh am Morgen
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