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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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Stühlen farbenfrohe, marokkanisch aussehende Kissen liegen.
    «Ich hol uns an der Bar was zu trinken», sagt Robbie.
    «Super Idee», sagt Alice. «Ich möchte eine Flasche Champagner.»
    «Eine ganze Flasche?» Robbie schaut sie erstaunt an. «Fin dest du das nicht ein bisschen   –»
    «Nein», fällt Alice ihm ins Wort. «Ich finde es gerade richtig. Eine Flasche. Danke.»
    Robbie schüttelt den Kopf und sieht mich an. «Katherine?»
    «Eine Sprite, bitte.»
    Alice verdreht die Augen. «Eine Sprite, bitte.» Sie äfft mich in hoher, spöttischer Stimme nach. «Keinen Alkohol für unser
     braves Mädchen.»
    «Ich darf nicht, Alice. Ich bin noch minderjährig.»
    «Du musst dich nicht entschuldigen, Katherine», sagt Robbie. «Ich nehme auch nur eine Cola. Ich hab morgen Fußball. Alice
     wird allein trinken müssen.»
    «Na toll.» Alice seufzt. «Mit euch lebt man ja so richtig wild und gefährlich. Hab ich ein Schwein.»
    Robbie starrt sie finster an, die Lippen zusammengepresst, die Augen kalt, ehe er sich abwendet und zur Bar geht.
    Alice schaut ihm nach. «Ich glaube, er ist sauer auf mich», sagt sie achselzuckend. Sie sieht sich im Raum um und mustert
     die anderen Gäste ungeniert.
    Ich schaue zu Robbie hinüber, der an der Bar steht und auf die Getränke wartet. Er starrt stur geradeaus, mit ausdruckslosem
     Gesicht. Er wirkt unglücklich.
    «Was ist denn los?», sage ich. «Warum ist er auf einmal so wütend?»
    |104| «Ach, ich glaube, ich hab ihn an was erinnert, vorhin, als ich von unserem Skiurlaub erzählt hab. Er hat sich ziemlich aufgeregt,
     als wir zusammen da waren. Ich hab ein bisschen mit einem von den Skilehrern rumgemacht. Bloß eine Nacht. Das fand Robbie
     nicht so gut.»
    «Rumgemacht? Eine Nacht? Wie meinst du das?»
    Alice sieht mich nicht an. Sie starrt ein Pärchen an, das an einem Tisch seitlich von uns sitzt. «Ich meine es genau so, wie
     ich’s gesagt hab.» Sie seufzt und spricht mit klarer, bedächtiger Stimme weiter, als hätte ich was an den Ohren oder wäre
     schwer von Begriff. «Bloß eine Nacht. Mit einem anderen Mann. In seinem Zimmer. Ich muss ja wohl nicht ins Detail gehen, oder?
     Robbie war nicht begeistert. Er hat anscheinend irgendwelche unangemessenen Besitzansprüche an mich.»
    Ich bin so schockiert, dass es mir die Sprache verschlägt, und ich sitze einen Moment lang blöde da, eine Hand vor dem Mund.
     Ich wusste, dass Alice ihre Beziehung zu Robbie ziemlich locker sieht, ich wusste, dass sie sich weniger an ihn gebunden fühlt
     als er sich an sie, aber dass sie auf einem gemeinsamen Skiurlaub mit Robbie die Nacht mit einem anderen verbringt, haut mich
     doch um. Entweder war das ein Akt unsäglicher und bewusster Grausamkeit oder, und das wäre ebenso schockierend, der Beweis
     für Alice’ groteske Unfähigkeit, sich vorzustellen, wie ein derartiges Verhalten auf Robbie wirken muss.
    Ehe ich dazu komme, meine Gedanken zu sortieren und irgendetwas Intelligentes zu erwidern, springt Alice auf und wedelt mit
     den Armen.
    «Ben!», ruft sie und steuert prompt auf das Pärchen zu, das sie in den letzten Minuten beobachtet hat. «Ben Dewberry! Du bist
     es wirklich. Du kamst mir gleich so bekannt vor. Ich hab dich die ganze Zeit angestarrt, und dann hab ich deinen Akzent gehört.
     Da ist dann der Groschen gefallen.»
    |105| Alice ist so laut, dass es einen Moment lang still wird im Restaurant, weil alle anderen Gäste verstummen und zuhören. Ben
     und seine Begleiterin – eine großgewachsene junge Frau mit langer roter Haarmähne und blasser Haut – starren Alice stumm an,
     als sie auf sie zukommt. Ben wirkt entsetzt, fast verängstigt.
    «Alice.» Er steht auf und streckt den Arm aus, als wollte er Alice die Hand geben, doch sie ignoriert die Geste und tritt
     näher, um ihn zu umarmen. Sie küsst ihn hart und lange auf den Mund. Als sie zurückweicht, sind Bens Wangen gerötet. Er wirkt
     unsicher und verlegen. «Mensch, was machst du denn hier?» Er hat einen amerikanischen Akzent.
    «Was essen, natürlich, du Dummkopf. Genau wie ihr.» Alice nimmt Bens Hand und dreht sich in genau dem Moment zu unserem Tisch
     um, als Robbie mit den Getränken kommt. «Robbie, Katherine. Das ist Ben. Ben Dewberry, die erste große Liebe meines Lebens.»
    Ben wirft seiner Begleiterin über Alice’ Schulter einen Blick zu und zuckt die Achseln. Er will etwas sagen, doch Alice, die
     Bens Freundin den Rücken zuwendet, zieht Ben am Arm.
    «Komm, setzt euch zu uns»,

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