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Die Wahrheit über Alice

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca James
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und sein zärtliches Gute Nacht ist das Letzte,
     was ich höre, ehe ich die Augen schließe.
    Am Nachmittag meiner letzten Prüfungsklausur, Geschichte, wartet er auf mich, als ich aus dem Saal komme. Ich hatte nicht
     mit ihm gerechnet, und ich spüre, wie ich rot werde, als ich auf ihn zugehe. Ich komme mir in meiner Schuluniform albern vor,
     unattraktiv und kindlich, und ich spüre deutlich, dass uns die anderen Schüler anstarren. Aber Mick lächelt, fasst meine Hand,
     zieht mich an sich und schlingt seine Arme um mich. Und in Micks Armen ist mir auf einmal egal, was die anderen denken. Es
     ist mir schnurz, wie ich aussehe. Er liebt mich, und das allein zählt. Wir fahren schnurstracks zu Mick nach Hause, und als
     er mich in seinem Zimmer in die Arme schließt und küsst, vergesse ich alles um mich herum.
    |201| Stunden später, als es dunkel geworden ist und ich aus einem tiefen, zufriedenen Schlaf erwache, bringt Mick mir ein Sandwich
     und eine Tasse Tee ans Bett und schaut zu, wie ich esse. Ich bin hungrig und esse schnell, und anschließend legt Mick sich
     zu mir, und wir lieben uns erneut. Und als wir später eng aneinandergeschmiegt daliegen, kommen mir die Tränen.
    «Was ist?» Mick legt die Stirn in Falten und stützt den Kopf auf die Hand. «Was hast du denn?»
    «Das mit dir ist einfach zu schön. Zu viel. Ich bin zu glücklich. Es ist beängstigend.»
    Er lacht und küsst mich. «Sei nicht albern. Du darfst doch glücklich sein, Katherine.»
    «Darf ich das? Ich weiß es nicht, manchmal denke ich   –»
    «Nein.» Er schüttelt den Kopf und hindert mich mit einem weiteren Kuss am Sprechen. Seine Stimme ist eindringlich und klingt
     fast panisch. «Schsch. Sag nichts. Das bringt Unglück. Du bist glücklich. Ich bin glücklich. Das ist nicht zu schön, um wahr
     zu sein. Viele Menschen sind glücklich. Das ist normal. Das ist gut. Denk nicht über irgendwelche schlimmen Dinge nach. Tu’s
     nicht.»
    «Okay», sage ich. «Okay.» Und angesichts von Micks Aberglauben, seiner offensichtlichen Angst, behalte ich meine Befürchtungen
     für mich und rede mir ein, dass ich es verdient habe, glücklich zu sein, genau wie alle anderen auch.
     
    Am Abend fahre ich nach Hause und übernachte dort, weil Vivien am nächsten Morgen nach Europa abreist und ich mit ihr frühstücken
     und mich von ihr verabschieden möchte.
    «Hattest du einen schönen Abend?», fragt sie am nächsten Morgen. Ich habe darauf bestanden, für sie Rühreier zu machen, und
     sie langt kräftig zu.
    «Ja. Es war superschön.» Und es liegt wohl irgendwas in |202| meiner Stimme, ein besonderer Unterton von Glück oder Begeisterung, denn sie schaut mich fragend an, die Augenbrauen hochgezogen.
    «Ach, so schön war’s also?»
    «Ja.» Ich starre meinen Teller an und hoffe, dass meine Wangen nicht so rot sind, wie sie sich anfühlen. «Es ist einfach ein
     tolles Gefühl, fertig zu sein. Frei zu sein.» Ich erzähle ihr nichts von Mick. Ich kann nicht. Ich fürchte, es könnte Unglück
     bringen und alles auseinanderbrechen lassen, wenn ich zu früh darüber rede. Und obwohl sie ganz sicher niemals mein Vertrauen
     enttäuschen würde, möchte ich noch nicht, dass meine Eltern es erfahren.
    «Du wirkst in letzter Zeit viel fröhlicher», sagt sie, als sie mich zum Abschied umarmt. «Richtig glücklich.»
    «Ich glaube, das bin ich auch», sage ich.
    Mick hat am Abend einen Gig. Seine Band spielt von zehn bis eins in einem Pub in der Nähe. Wir sind tagsüber bei ihm zu Hause,
     und er fährt um acht los. Ich bleibe noch, um zu duschen und mich anzuziehen und auf Philippa zu warten. Sie kommt um halb
     zehn mit Danni, einer Freundin von der Uni. Sie bringen mir einen Strauß Blumen mit, als Glückwunschgeschenk für die überstandenen
     Prüfungen.
    «Gratuliere», sagt Philippa und gibt mir einen Kuss auf die Wange, «dass du die jahrelange Tortur hinter dir hast.»
    «Nie wieder Schule», sage ich. «Kaum zu glauben.»
    «Und?», fragt Danni. «Was denkst du, wie du abgeschnitten hast?»
    «So einigermaßen, schätze ich.» Ich zucke die Achseln. «Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist.»
    «Ich wette, Mick ist auch froh.» Philippa grinst und stupst mich mit dem Ellbogen an. «Du hast ihm schrecklich gefehlt. Er
     hat regelrecht nach dir geschmachtet.»
    |203| Mick hat mir zwar erzählt, wie sehr er mich vermisst hat, aber es von Philippa zu hören, macht es für mich irgendwie noch
     realer und kostbarer.
    Die Band spielt

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