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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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nachdem Nola verschwunden war, richtig?«
    »Selbstverständlich! Ich habe mit Chief Pratt darüber gesprochen und ihm alles gesagt, was ich wusste, alles, was ich jetzt Ihnen erzählt habe. Er hat gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, er würde die Sache schon aufklären.«
    »Wären Sie bereit, das alles vor Gericht zu wiederholen?«
    »Natürlich, wenn es nötig ist.«
    Ich hatte große Lust, mich noch einmal mit Reverend Kellergan zu unterhalten, und zwar in Gahalowoods Beisein. Also rief ich Letzteren an, um ihm meine Idee zu unterbreiten.
    »Den alten Kellergan zu zweit befragen? Ich nehme an, Sie haben dabei einen bestimmten Hintergedanken?«, fragte Gahalowood.
    »Ja und nein. Ich würde mit ihm gern über die neuesten Ermittlungserkenntnisse sprechen: über die Beziehungen seiner Tochter und die Schläge, die sie bekommen hat.«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich ihn fragen, ob seine Tochter vielleicht eine Schlampe war?«
    »Hören Sie, Sergeant, Sie wissen selbst, dass wir bei der Klärung von ein paar wichtigen Sachverhalten kurz vor dem Durchbruch stehen. Innerhalb einer Woche sind alle Ihre Gewissheiten vom Tisch gefegt worden. Können Sie mir heute sagen, wer Nola Kellergan wirklich war?«
    »Einverstanden, Schriftsteller, Sie haben mich überzeugt. Ich komme morgen nach Aurora. Sie kennen das Clark’s, oder?«
    »Selbstverständlich. Warum?«
    »Wir treffen uns dort um zehn Uhr. Dann besprechen wir alles Weitere.«
    Am nächsten Morgen war ich etwas früher im Clark’s, um noch kurz mit Jenny über die Vergangenheit reden zu können. Ich sprach sie auf den Sommerball des Jahres 1975 an, und sie gestand mir, dass sie diesen Ball in besonders trauriger Erinnerung behalten habe, weil sie ursprünglich davon ausgegangen sei, ihn an Harrys Arm zu besuchen. Am schlimmsten sei es gewesen, als Harry bei der Tombola auch noch den ersten Preis gewonnen habe. Sie habe insgeheim gehofft, dass sie die glückliche Auserwählte sein und Harry sie eines Morgens abholen würde, um mit ihr einen einwöchigen Liebesurlaub in der Sonne zu verbringen.
    »Ich habe mir Hoffnungen gemacht«, gestand sie. »Ich habe so gehofft, dass seine Wahl auf mich fällt. Tagelang habe ich gewartet. Ende Juli ist er dann für eine Woche verschwunden, und mir ist klar geworden, dass er offenbar ohne mich nach Martha’s Vineyard gefahren ist. Wen er mitgenommen hat, weiß ich nicht.«
    »Er ist allein gefahren«, log ich, um sie zu schonen.
    Sie lächelte, als wäre sie erleichtert. Dann sagte sie: »Seit ich über Harry und Nola Bescheid weiß, seit ich weiß, dass er für sie dieses Buch geschrieben hat, fühle ich mich nicht mehr richtig als Frau. Warum hat er sich für sie entschieden?«
    »Diese Dinge lassen sich nicht erzwingen. Hast du von Harry und Nola denn nichts geahnt?«
    »Von Harry und Nola? Wer wäre schon auf so eine Idee gekommen?«
    »Deine Mutter, oder etwa nicht? Sie behauptet, dass sie von Anfang an Bescheid wusste. Hat sie mit dir früher nie darüber geredet?«
    »Sie hat nie von einer Beziehung zwischen den beiden gesprochen. Aber es stimmt, dass sie gesagt hat, sie hätte Harry in Verdacht, nachdem Nola verschwunden war. Ich erinnere mich noch, dass Travis, der mich damals umwarb, manchmal sonntags zum Mittagessen zu uns kam und Mom dann ständig zu ihm sagte: ›Ich bin mir sicher, dass Harry etwas mit dem Verschwinden der Kleinen zu tun hat!‹ Und Travis antwortete dann: ›Wir brauchen Beweise, Mrs Quinn, sonst ist diese Behauptung haltlos.‹ Und darauf meine Mutter: ›Ich hatte einen Beweis, und zwar einen eindeutigen, aber er ist mir abhandengekommen.‹ Ich habe ihr das nie abgenommen. Mom verübelte Harry die verdorbene Gartenparty auf den Tod.«
    Gahalowood traf um Punkt zehn Uhr im Clark’s ein.
    »Sie haben einen guten Riecher gehabt, Schriftsteller«, sagte er, während er sich neben mich an die Theke setzte.
    »Inwiefern?«
    »Ich habe Nachforschungen über diesen Luther Caleb angestellt. Das war nicht einfach, aber hören Sie sich an, was ich herausgefunden habe: Er wurde 1940 in Portland im Bundesstaat Maine geboren. Ich weiß nicht, was ihn hier in die Gegend geführt hat, aber zwischen 1970 und 1975 wurde er bei der Polizei von Concord, Montburry und Aurora wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber Frauen aktenkundig. Er trieb sich herum und machte Frauen an. Eine gewisse Jenny Quinn, verheiratete Dawn, hat ihn sogar angezeigt. Ihr gehört dieses Lokal hier. Sie hat im August

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