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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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gehört?«
    »Nein.«
    »Daf find Typen, die andere auf Fpaf überfallen. Sie treten ihren Opfern mit dem Fuf inf Geficht, alf wäre ef ein Ball.«
    »Mein Gott, wie furchtbar! Das tut mir leid.«
    Luther hob schicksalsergeben die Achseln.
    »Lass dich nicht unterkriegen!«, riet Stern ihm freundschaftlich. »Wenn das Leben dir einen Tiefschlag verpasst, zeig ihm die Zähne! Hast du vielleicht Lust auf einen Job? Ich suche jemanden, der sich um meine Autos kümmert und als Fahrer für mich arbeitet. Du gefällst mir. Wenn dich das Angebot reizt, stelle ich dich ein.«
    Eine Woche später zog Luther ins Dienstbotenhaus auf dem riesigen Besitz der Sterns in Concord.

    Sylla fand, dass die Begegnung mit Stern für ihren Bruder ein Geschenk des Himmels gewesen war. »Dank Stern ist Luther wieder zum Menschen geworden«, erklärte sie. »Er hatte Arbeit und wurde dafür bezahlt. Und vor allem fing er wieder mit dem Malen an. Stern und er verstanden sich sehr gut. Luther war zwar sein Fahrer, aber auch seine rechte Hand, ja fast so etwas wie ein Freund, würde ich sagen. Stern hatte kurz zuvor die Geschäfte seines Vaters übernommen. Er lebte allein in diesem Herrenhaus, das viel zu groß für ihn war. Ich glaube, er freute sich über Luthers Gesellschaft. Sie hatten eine starke Verbindung zueinander. Luther ist neun Jahre lang in seinen Diensten geblieben, bis zu seinem Tod.«
    »Mrs Mitchell, was für ein Verhältnis hatten Sie zu Ihrem Bruder?«
    »Luther war ein ganz besonderer Mensch. So sanft! Er liebte Blumen, und er liebte die Kunst. Er hätte nicht als gewöhnlicher Chauffeur enden dürfen. Nichts gegen Chauffeure, aber Luther war etwas Besseres! Er besuchte uns sonntags oft zum Mittagessen. Er kam vormittags, verbrachte den Tag mit uns und fuhr abends zurück nach Concord. Ich liebte diese Sonntage, vor allem wenn er zum Malen in sein ehemaliges Zimmer ging, das er zum Atelier umfunktioniert hatte. Er besaß enormes Talent. Sobald er zu zeichnen begann, ging von ihm eine wilde Schönheit aus. Ich setzte mich hinter ihn auf einen Stuhl und sah ihm dabei zu. Ich beobachtete, wie die Striche zuerst chaotische Formen bildeten, die sich schließlich in unfassbar realistische Darstellungen verwandelten. Anfangs wirkte es so, als würde er einfach drauflosmalen, aber plötzlich entstand inmitten des Gekritzels ein Bild, bei dem jede einzelne Linie saß. Es war einfach unglaublich. Ich habe zu ihm gesagt, dass er mit dem Zeichnen weitermachen, auf die Kunstakademie gehen und seine Bilder ausstellen soll, aber davon wollte er nichts mehr wissen – wegen seines Gesichts, seiner Aussprache, wegen allem. Vor dem Überfall hatte er immer gesagt, dass er malt, weil es in ihm steckt. Als er endlich wieder damit anfing, hat er gesagt, dass er malt, um nicht mehr so einsam zu sein.«
    »Dürften wir ein paar von seinen Bildern sehen?«, fragte Gahalowood.
    »Ja, selbstverständlich. Mein Vater hat so eine Art Sammlung angelegt, sie umfasst sämtliche Gemälde, die Luther bei uns in Portland gelassen hat, und auch die, die wir nach seinem Tod aus seinem Zimmer bei Stern geholt haben. Er meinte, dass man sie vielleicht eines Tages einem Museum schenken könnte, aber letztlich hat er sie lediglich gehortet. Seit dem Tod meiner Eltern bewahre ich sie hier bei mir auf.«
    Sylla führte uns in den Keller, wo einer der Vorratsräume mit großen Holzkisten vollgestellt war. Mehrere große Gemälde ragten aus ihnen heraus, während sich in ihrem Innern gerahmte Zeichnungen und Skizzen stapelten. Die schiere Menge war beeindruckend.
    »Es ist ein riesiges Durcheinander«, entschuldigte sie sich. »Ein Wust aus Erinnerungen. Ich habe mich nicht getraut, etwas wegzuwerfen.«
    Beim Herumstöbern stieß Gahalowood auf ein Gemälde, das eine blonde junge Frau darstellte.
    »Das ist Eleanore«, erklärte Sylla. »Diese Bilder stammen aus der Zeit vor dem Überfall. Er liebte es, Eleanore zu malen. Er sagte, er könnte sie sein ganzes Leben lang malen.«
    Eleanore war eine hübsche blonde junge Frau. Und das Verblüffendste: Sie sah Nola sehr ähnlich. Es gab noch zahlreiche Porträts mehrerer anderer, durch die Bank blonder Frauen, die dem Datum nach alle aus der Zeit nach dem Überfall stammten.
    »Wer sind die Frauen auf diesen Bildern?«, erkundigte sich Gahalowood.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Sylla. »Wahrscheinlich sind sie Luthers Phantasie entsprungen.«
    In diesem Augenblick entdeckten wir eine Reihe von Kohlezeichnungen. Auf

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