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Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Titel: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joël Dicker
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Beweis!«, keifte sie wutentbrannt. »Ich hatte einen! Stell dir vor, ich hatte einen handgeschriebenen Text von ihm, der sehr kompromittierend war. Er lag in meinem Safe im Restaurant. Ich besitze als Einzige einen Schlüssel dazu! Und weißt du, wo ich den aufbewahre? An einer Kette an meinem Hals! Ich mache ihn nie ab! Nie! Neulich wollte ich dieses verflixte Stück Papier herausholen, um es Chief Pratt zu übergeben, aber es war weg! Es lag nicht mehr in meinem Safe! Wie kann das sein? Ich habe keine Ahnung. Das ist Hexerei.«
    »Vielleicht hast du es einfach nur verlegt«, gab Jenny zu bedenken.
    »Halt den Mund, Tochter. Ich bin doch nicht verrückt, oder? Bobbo, bin ich verrückt?«
    Robert bewegte den Kopf in einer Weise, die weder Ja noch Nein bedeutete, was seine Frau nur noch mehr reizte.
    »Warum antwortest du nicht, wenn ich dir eine Frage stelle, Bobbo?«
    »Weil ich Krebs habe«, sagte er schließlich hilflos.
    »Na, dann bekommst du auch keinen Kuchen. Der Arzt hat es selbst gesagt: Nachtisch könnte dein Tod sein, und zwar auf der Stelle.«
    »Ich habe nicht gehört, wie der Arzt das gesagt hat!«, protestierte Robert.
    »Siehst du, der Krebs macht dich schon taub. In zwei Monaten bist du bei den Engeln, mein armer Bobbo.«
    Travis versuchte, die Lage zu entspannen, indem er den Gesprächsfaden wiederaufgriff. »Wie auch immer: Wenn Sie keine Beweise haben, lässt sich diese Behauptung nicht aufrechterhalten«, stellte er fest. »Polizeiliche Ermittlungen sind eine präzise, wissenschaftliche Angelegenheit. Ich weiß, wovon ich rede, schließlich war ich auf der Polizeiakademie Jahrgangsbester.«
    Der Gedanke, dass sie nicht wusste, wohin das Blatt Papier gekommen war, das Harrys Untergang besiegeln könnte, machte Tamara ganz wahnsinnig. Um sich zu beruhigen, griff sie nach dem Tortenmesser und säbelte mit martialischer Miene mehrere Kuchenstücke ab, während Bobbo schniefte, weil er nicht sterben wollte.

    Mittwoch, 17. September 1975
    Tamara Quinn war wie besessen von diesem Blatt Papier. Zwei Tage lang hatte sie ihr Haus, ihr Auto und sogar die Garage, die sie sonst nie betrat, danach abgesucht – vergeblich. An diesem Morgen zog sie sich nach der ersten Frühstücksschicht in ihr Büro zurück und leerte den Inhalt des Safes auf dem Boden aus. Kein Mensch hatte Zugang zu ihrem Safe, der Zettel konnte also unmöglich daraus verschwunden sein, er musste noch da sein. Vergeblich durchwühlte sie noch einmal den ganzen Inhalt und machte sich dann verdrossen daran, die Sachen wieder einzuräumen. In diesem Augenblick klopfte Jenny an die Tür und steckte den Kopf durch den Spalt. Sie sah ihre Mutter Kopf voraus in dem riesigen Schlund aus Stahl stecken. »Ma! Was machst du da?«
    »Ich habe zu tun.«
    »Ach, Ma, sag bloß, du suchst immer noch nach diesem bescheuerten Stück Papier!«
    »Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Tochter! Wie spät ist es?«
    Jenny warf einen Blick auf ihre Uhr. »Kurz vor halb neun«, sagte sie.
    »Verflixt und zugenäht! Ich bin spät dran.«
    »Spät dran? Womit?«
    »Ich habe einen Termin.«
    »Einen Termin? Aber heute Vormittag werden die Getränke angeliefert. Du warst schon letzten Mittwoch –«
    »Du bist doch ein großes Mädchen, oder etwa nicht?«, unterbrach ihre Mutter sie scharf. »Du hast zwei Arme und weißt, wo der Vorratsraum ist. Man muss nicht in Harvard gewesen sein, um ein paar Cola-Kästen übereinanderzustapeln. Ich bin mir sicher, du schaffst das. Und mach dem Lieferanten keine schönen Augen, damit er dir das abnimmt! Es wird Zeit, dass du die Ärmel hochkrempelst!«
    Ohne ihre Tochter eines weiteren Blickes zu würdigen, schnappte Tamara sich ihre Autoschlüssel und ging. Eine halbe Stunde später hielt hinter dem Clark’s ein riesiger Lastwagen. Der Lieferant stellte eine Palette mit Cola-Kästen vor dem Serviceeingang ab.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte er Jenny, als sie die Quittung unterschrieb.
    »Nein, Sir. Meine Mutter will, dass ich das allein mache.«
    »Wie Sie wollen. Dann noch einen schönen Tag.«
    Der Lastwagen fuhr weiter, und Jenny machte sich daran, die schweren Kästen in den Vorratsraum zu schleppen. Sie hätte heulen können. In diesem Augenblick kam Travis im Streifenwagen vorbei und sah sie. Sofort hielt er an und sprang aus dem Wagen. »Soll ich dir helfen?«, fragte er.
    Sie zuckte nur mit den Schultern. »Geht schon. Du hast bestimmt zu tun«, erwiderte sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen.
    Er nahm einen Kasten

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