Die Wahrheit über Geld - Wie kommt unser Geld in die Welt und wie wird aus einem Kleinkredit ein großer Finanzcrash (German Edition)
Milliarden-Rettungsschirme wirklich?
Was diese Ökonomen nämlich ausblenden, ist die Tatsache, dass der Euro die wirtschaftlichen Bedingungen lediglich verzerrt. Früher zum Beispiel wirkte die latente Währungsschwäche der Südländer disziplinierend. Sie führte nämlich dazu, dass die Zinsen in diesen Ländern weitaus höher waren als zum Beispiel bei uns in Deutschland. Dies war eine wirksame Mahnung an die dortigen Regierungen, aber auch an Unternehmen und Privatleute, das Schuldenmachen nicht auf die Spitze zu treiben.
Mit der Euro-Einführung verschwand diese heilsame Wirkung – ja, sie hat sich sogar ins Gegenteil verkehrt: Die Südländer wurden fortan mit Zinsen verwöhnt, die fast so niedrig waren wie bei uns. Das hatten sie noch nie erlebt und es kam für sie einer Einladung zum Schuldenmachen gleich, die sie – wie schon erwähnt – auch weidlich nutzten. Dadurch kam es dort in den ersten Eurojahren zu einer Schulden- und Geldschwemme, die in einen Konjunkturboom mündete, in eine Art Scheinblüte, die später wieder in sich zusammenfiel. Der Euro hatte diese Länder für eine Zeitlang also lediglich gedopt.
In Deutschland lief es dagegen genau umgekehrt: Wir „verschenkten“ mit dem Euro unsere niedrigen Zinsen an die Südländer, wie es der Eurokritiker Wilhelm Hankel gerne formuliert. Dies führte im Süden zu einem Boom an Investitionen, während hierzulande in den ersten Eurojahren kaum noch investiert wurde. Damit floss in dieser Zeit sehr viel Kapital aus Deutschland – und aus anderen Ländern an Deutschland vorbei – in die neuen Boomländer. Bei uns herrschte dagegen Saure-Gurken-Zeit. Die damalige Schlagzeile „Deutschland – der kranke Mann Europas“ ist uns noch sehr gut in Erinnerung. Der Euro wirkte bei uns am Anfang wie ein lähmendes Gift.
Später wendete sich das Blatt komplett: Die Tatsache, dass die Gemeinschaftswährung dauerhaft schwächer war, als es die D-Mark gewesen wäre, sorgte bei uns für einen Export- und Konjunkturboom. Demgegenüber litten die Südländer jetzt immer mehr darunter, dass der Euro für ihre Verhältnisse auf Dauer zu stark war. Dazu kam, dass diesen Ländern nun ihre anfängliche Schuldenorgie um die Ohren flog. Die Konsequenz: Jetzt dopte der Euro unsere Wirtschaft und strangulierte die der Südländer.
Tatsächlich hat der Euro also Europa wirtschaftlich vollkommen durcheinandergebracht. Ist es das, was die Eurogläubigen wollen? Ist es etwa eine gedopte deutsche Wirtschaft auf Kosten anderer Länder? Und müsste man, ihrer Argumentation folgend, dann nicht alles daransetzen, um den Wechselkurs noch tiefer in den Keller zu drücken? Wenn „ein wenig schwach“ gut ist, ist „noch etwas schwächer“ besser, oder?
Nein – weder eine besonders schwache noch eine besonders starke Währung sind erstrebenswert. Eine Währung sollte einfach nur genau zur wirtschaftlichen Lage des jeweiligen Landes passen. Dass der Euro aber nicht passt – weder zu uns noch zu den Südländern –, ist offensichtlich.
ENTSCHEIDEND IST, WAS HINTEN RAUSKOMMT
Als weiterer wirtschaftlicher Vorteil des Euro wird oft genannt, dass nun die Kosten eingespart würden, die früher anfielen, wenn man D-Mark in Währungen der europäischen Nachbarländer umtauschen musste. Das ist richtig. Dieser Vorteil gilt sowohl für Unternehmen als auch für Touristen. Für Touristen steht ihm aber der Nachteil gegenüber, dass sie bei Reisen in andere Euroländer nicht mehr wie früher von D-Mark-Aufwertungen profitieren können. Oft hat man doch gerne Unbill und Kosten des Umtauschs in Kauf genommen, wenn man dafür in Spanien, Italien oder Griechenland viel billiger leben konnte als zu Hause.
Bei der Kostenersparnis für Unternehmen stellt sich die Frage, ob sie überhaupt so ausgeprägt ist, dass sie tatsächlich messbare Ergebnisse bringt. Sind etwa die Gewinne deutscher Unternehmen seit der Euro-Einführung allein deshalb gestiegen? Oder haben die Kosteneinsparungen zu spürbaren Preissenkungen in Deutschland geführt, falls die Unternehmen diese an ihre Kunden weitergegeben haben? Beides kann nicht festgestellt werden – und das, obwohl die Unternehmen seither nicht nur die Kosten für den Umtausch, sondern auch für eine eventuelle Absicherung des Wechselkursrisikos im Handel mit Euroländern sparen.
Da nicht messbar, lässt sich dieser Nutzen bei der Gesamtbetrachtung also mit Fug und Recht vernachlässigen – abgesehen davon, dass dieser Vorteil für alle anderen
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