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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Boden. »So viel bin ich schon lange nicht mehr geschwommen.«
    Fiske reichte ihr ein Handtuch, das er aus der kleinen Kabine geholt hatte, ohne Sara dabei anzuschauen. Sie trocknete sich rasch ab und zog dann ihr Kleid wieder an. Als sie Fiske das Handtuch zurückgab, streiften sich ihre Arme. Fiske schaute sie an. Sie atmete noch immer schwer vom Schwimmen. Schweigend betrachtete er für einen Augenblick ihr Gesicht, schaute dann zum Himmel empor. Auch Sara drehte den Kopf und blickte nach oben. Es dämmerte allmählich; am Horizont hatte sich ein blaßblauer Streifen gebildet, vor dem sich rosa Wolkenspiralen zu drehen schienen. Wohin sie auch schauten, war das sanfte, fahle Licht des anbrechenden Tages zu sehen. Die Bäume, die Blätter, das Wasser bildeten eine schimmernde Fassade, die durch die Bewegungen des Bootes sanft zu schaukeln schien.
    »Es ist wunderschön«, sagte sie leise.
    »O ja«, sagte er.
    Als Sara sich ihm wieder zuwandte, hob sie die Hand, langsam zuerst, zögernd, und ihre Augen suchten nach einer Reaktion auf seinem Gesicht. Ihre Finger berührten sein Kinn, strichen darüber; sie spürte seine Bartstoppeln rauh an ihrer Haut. Ihre Hand glitt höher, an seinen Wangen entlang, an den Augen vorbei und über die Schläfen, legte sich dann auf sein Haar, und jede ihrer Berührungen war sanft und behutsam. Als sie die Hand um seinen Nacken legte und seinen Kopf zu ihrem herunterzog, spürte sie, wie er zusammenzuckte. Sie sah seine feucht schimmernden Augen, und ihre Lippen zitterten. Sie löste die Hand von ihm und trat zurück.
    Fiske schaute plötzlich wieder über das Wasser, als würde er dort immer noch zwei Jungen sehen, die schwammen, was das Zeug hielt. Schließlich drehte er sich wieder zu Sara um. »Mein Bruder ist tot, Sara«, sagte er schlicht. Seine Stimme zitterte leicht. »Ich bin ... im Augenblick ... völlig durcheinander .« Er wollte noch etwas anderes sagen, doch die Worte kamen einfach nicht über seine Lippen.
    Sara trat langsam zurück, setzte sich. Sie wischte sich die Augen ab und griff dann unwillkürlich nach dem Saum ihres Kleides, versuchte, es zu glätten, etwas von der Feuchtigkeit auszuwringen. Der Wind hatte aufgefrischt, und das Boot schaukelte heftig. Sie schaute zu Fiske hoch.
    »Ich habe Ihren Bruder wirklich gemocht. Und es tut mir schrecklich leid, daß er tot ist.« Sie blickte auf ihre bloßen Füßen, als könnten diese ihr die richtigen Worte eingeben. »Und es tut mir leid, was ich gerade getan habe.«
    Fiske wandte kurz den Blick ab; dann schaute er sie wieder an, und auf seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung. »Ich hätte vorher etwas sagen können. Ich weiß nicht genau, warum ich es nicht getan habe.«
    Sara stand auf und legte die Arme um die Schultern. »Mir ist ein wenig kalt. Wir sollten zurückfahren, ja?«
    Fiske holte den Anker ein, während Sara das Tau löste. Dann ließ er den Motor an, und sie fuhren zurück zur Anlegestelle. Sie wagten einander nicht anzuschauen, aus Furcht vor dem, was geschehen würde, was ihre Körper tun würden - trotz der Worte, die sie gerade gesprochen hatten.
    Am Ufer war der Mann mit der brennenden Zigarette davongegangen, als Sara sich Fiske genähert hatte.

KAPITEL 31
    Fiske und Sara vertäuten das Boot, gingen schweigend zum Golfwagen und stiegen ein. Plötzlich hörte Fiske Schritte und drehte sich um. »Pop? Was tust du denn hier?«
    Sein Vater antwortete nicht, stürmte schweigend auf sie los. Fiske trat ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Pop, ist alles in Ordnung?«
    Eine verwirrte Sara beobachtete das Geschehen vom Golfwagen aus.
    Die Männer waren noch einen Schritt voneinander entfernt, als Ed Fiske ausholte und seinem Sohn die Faust ans Kinn schmetterte. »Du Arschloch!« brüllte Ed.
    Die Wucht des Schlages trieb Fiske nach hinten, doch Ed setzte nach, hämmerte weiterhin mit beiden Fäusten auf ihn ein.
    John wich vor seinem Vater zurück. Blut floß ihm aus Nase und Mund. »Verdammt, was ist los mit dir?« rief er.
    Sara wollte gerade aus dem Golfwagen steigen, erstarrte aber, als Ed auf sie zeigte.
    »Schaff diese Schlampe und deinen dreckigen Arsch hier weg! Verschwinde von hier! Hast du verstanden?«
    »Pop . wovon sprichst du?«
    Wieder fiel Ed wutentbrannt über seinen Sohn her. Diesmal trat Fiske zur Seite, legte die Arme um seinen Vater und hielt ihn in eisernem Griff, während der Ältere sich wie verrückt drehte und mit aller Kraft versuchte, einen weiteren Treffer zu

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