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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sämtliche Bescheinigungen in die entsprechende Aktenmappe. Doch es gab keine Akte unter dem Namen Rufus Harms. Was hatte Sheila mit der verdammten Bestätigung gemacht?
    Wie als Antwort auf Riders verzweifelte Frage kam die Frau zur Tür hinein. Sie war erstaunt, ihn zu sehen.
    »Herrje, Sie sind aber schrecklich früh dran, Mr. Rider.«
    Er bemühte sich, ganz beiläufig zu sprechen. »Ich muß noch einiges aufarbeiten.« Er trat von ihrem Schreibtisch zurück, doch sie vermutete ganz richtig, was er wollte. »Suchen Sie etwas?«
    »Äh ... jetzt, da Sie es erwähnen ... ja, allerdings. Ich habe einen Einschreibebrief aufgegeben, und die Empfangsbestätigung müßte mittlerweile eingetroffen sein. Aber dann fiel mir ein, daß ich Ihnen gar nichts davon gesagt habe. Dumm von mir.«
    Sheilas nächste Worte riefen bei Rider einen inneren Seufzer der Erleichterung hervor. »Das hat es also damit auf sich. Zuerst dachte ich, ich hätte vergessen, eine neue Akte anzulegen. Ich wollte Sie danach fragen, wenn Sie wieder hier sind.«
    »Dann haben Sie die Empfangsbescheinigung also bekommen«, sagte Rider und versuchte, sich seine Erregung nicht anmerken zu lassen.
    Sheila zog eine Schublade ihres Schreibtisches auf und nahm die grüne Bestätigung heraus. »Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten«, sagte sie ehrfürchtig, als sie Rider das Papier reichte. »Ich weiß noch, daß ich mich gefragt habe, ob wir jetzt auch mit diesen hohen Herren was zu tun haben.«
    Rider setzte seine beste Anwaltsmiene auf. »Aber nein, Sheila. Es handelt sich nur um eine Zulassungsfrage. Wir brauchen nicht nach Washington zu schauen, um unsere Brötchen zu verdienen.«
    »Ach ja, hier sind die Anrufe, die für Sie gekommen sind, als Sie verreist waren. Ich habe versucht, sie nach Dringlichkeit zu ordnen.«
    Rider drückte anerkennend Sheilas Hand. »Sie sind die Tüchtigkeit in Person«, sagte er galant.
    Sie lächelte und hantierte an ihrem Schreibtisch.
    Rider ging in sein Büro zurück, schloß die Tür und betrachtete die Empfangsbestätigung. Der Antrag war bei Gericht eingegangen. Die Unterschrift bestätigte es. Aber wo war dann Rufus?
    Der Großteil des Morgens war für eine Konferenz über die mögliche Errichtung eines Einkaufszentrums auf einem großen Baugelände verplant, das seit den vierziger Jahren als Schrottplatz benutzt wurde. Einer der Männer, die an der Besprechung teilnahmen, war an diesem Morgen mit einem Propellerflugzeug von Washington nach Blacksburg, Virginia, geflogen und befand sich zur Zeit auf dem Weg zu Riders Büro. Angesichts der Gedanken, die Rider durch den Kopf gingen, konnte er sich allenfalls darum bemühen, sich einigermaßen normal zu verhalten, als der Mann einige Zeit später in seinem Büro eintraf.
    Der Besucher hatte ein Exemplar der Morgenausgabe der Washington Post bei sich. Während Sheila ihm eine Tasse Kaffee brachte, warf Rider einen müßigen Blick auf die Schlagzeilen der Post. Eine davon erregte seine besondere Aufmerksamkeit. Der Mann bemerkte Riders Interesse.
    »Eine verdammte Schande.« Er deutete mit dem Kopf auf die Zeitung, auf die Rider sich konzentrierte. »Einer der Besten und Klügsten«, sagte er, während Rider erneut stumm die Schlagzeile mit den Lippen bildete: ASSESSOR DES OBERSTEN GERICHTSHOFS ERMORDET.
    »Haben Sie ihn gekannt?« fragte Rider. Es konnte keinen Zusammenhang geben. Das war völlig unmöglich.
    »Nein. Aber wenn er an diesem Gericht Assessor war, muß er zu den Besten der Besten gehört haben. Und ein solcher Mann wurde ermordet! Das zeigt mal wieder, wie gefährlich die Zeiten geworden sind. Niemand ist mehr sicher.«
    Rider schaute seinen Besucher einen Augenblick an; dann blickte er auf die Zeitung und das darin abgedruckte Foto. Michael Fiske, dreißig Jahre alt. Hatte an der Columbia University seinen Doktor gemacht und war dann zur University of Virginia gewechselt, wo er Herausgeber der Law Review gewesen war. Er war der Oberassessor von Richter Thomas Murphy gewesen. Keine Verdächtigen, keine Spuren, von einer fehlenden Brieftasche einmal abgesehen. Niemand ist mehr sicher. Riders Finger umkrampften die Zeitung geradezu, während er das körnige, deprimierende Foto des Toten anstarrte. Es konnte einfach nicht sein. Aber es gab eine Möglichkeit, sich Gewißheit zu verschaffen.
    Er entschuldigte sich, eilte in sein Büro und rief bei der Verwaltung des Obersten Gerichtshofs an.
    »Wir haben keinen Fall ... wie war der Name, Sir? Harms?

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