Die Wahrheit
der erste Versuch gebracht hat. Diese ach so großartigen Richter sind dir sofort zu Hilfe geeilt, was?«
»Es spielt keine Rolle, wenn du nicht mitkommen willst, Josh. Aber ich muß es versuchen.«
»Was ist mit Mexiko? Verdammt, Rufus, du bist frei. Im Augenblick jedenfalls. Wenn wir in dieser Sache herumschnüffeln, landest du wieder im Knast, falls sie dich vorher nicht abknallen. Wir müssen verschwinden, solange wir es noch können, Mann.«
»Ich will frei sein. Aber ich kann diese Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Wenn ich jetzt nach Mexiko gehe, sterbe ich vor Schuldgefühlen, falls der Herr mich nicht vorher niederstreckt.«
»Vor Schuld? Du hast fünfundzwanzig Jahre für nichts abgesessen. Wenn du stirbst, kommst du in den Himmel und wirst auf Gottes Schoß sitzen. Das hast du dir verdient.«
»Gib’s auf, Josh. Du kannst es mir nicht ausreden.«
Josh spuckte erneut auf den Boden und starrte durch das schmutzige, gesprungene Fenster. »Du bist total verrückt. Das Gefängnis hat dir den letzten Rest Verstand geraubt. Verdammter Mist!«
»Vielleicht bin ich verrückt.«
Josh funkelte ihn an. »Wo ist Riders Büro?«
»Ungefähr eine halbe Stunde von Blacksburg entfernt. Mehr weiß ich nicht. Sollte aber nicht schwer herauszufinden sein, wo genau es ist.«
»Wahrscheinlich wimmelt es da von Cops.«
»Vielleicht auch nicht. Nicht wenn sie tatsächlich glauben, daß Rider seine Frau erschossen und dann Selbstmord begangen hat.«
»Mist!« Josh trat wütend gegen die Wand, drehte sich dann zu seinem Bruder um. »Na gut. Wir warten, bis es dunkel wird, dann fahren wir los.«
»Danke, Josh.«
»Danke mir nicht dafür, daß ich dir helfe, uns beide umzubringen. Auf so ’nen Dank kann ich gern verzichten.«
KAPITEL 35
Die Flagge vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten wehte auf halbmast. Sämtliche Zeitungen, Fernseh- und Radiosender brachten Meldungen über die beiden ermordeten Assessoren. Die Telefone im Presse- und Informationsbüro des Gerichts klingelten unaufhörlich. Aus dem angrenzenden Presseraum hatte man die Stühle hinausgeräumt, um mehr Platz zu schaffen. Große Fernseh- und Radiosender berichteten live aus Mini-Studios im Erdgeschoß des Gebäudes. Die Gerichtspolizei, verstärkt um fünfzig Beamte der Polizei von Washington, D.C., der Nationalgarde und des FBI, riegelten das Gerichtsgelände ab.
Die Gänge vor den Kammern der Richter waren voller Menschen, die sich zu kleinen Gruppen zusammendrängten und nervös unterhielten. Die meisten Richter hatten sich in ihre Kammern zurückgezogen. Sie hatten mit Mühe und Not die mündlichen Verhandlungen hinter sich gebracht, ohne sich richtig auf die Fälle und die Darlegungen der Anwälte konzentrieren zu können. Auch den jungen Gesichtern der Assessoren war das Entsetzen anzusehen, das die Morde ausgelöst hatten.
Der kleine Raum im ersten Stock, in dem normalerweise die Konferenzen der Richter stattfanden, war überfüllt. Die Wände waren dunkel getäfelt und von Regalen gesäumt, in denen ledergebundene Bände standen, die sämtliche Urteile enthielten, welche in der zweihundertjährigen Geschichte des Gerichts ergangen waren. In eine Wand war ein Kamin eingelassen, in dem an diesem sehr warmen Tag jedoch kein Feuer brannte. Unter der Decke hing ein großer Kronleuchter. Ramsey saß am Kopf des Tisches; Richterin Knight und Richter Murphy hatten in ihren angestammten Sesseln Platz genommen.
Während die Blicke Elizabeth Knights über den Tisch hin und her schossen, hielt Murphy den Kopf gesenkt und befingerte nervös eine alte Taschenuhr, welche mit einer Kette an seinem Anzug befestigt war, der sich um seine beträchtliche Leibesfülle spannte. Ebenfalls anwesend waren Chandler, Fiske, Perkins, Ron Klaus und McKenna. Fiske und McKenna stellten gelegentlich Blickkontakt her, doch Fiske hatte sich unter Kontrolle.
Die Leiche Wrights war in einem Park gefunden worden, ein halbes Dutzend Querstraßen von seiner Wohnung auf dem Capitol Hill entfernt. Er war durch einen Kopfschuß getötet worden. Wrights Geldbörse fehlte, genau wie bei Michael Fiske. Das oberflächliche Motiv war Raub, aber niemand im Raum glaubte, daß die Antwort so einfach war. Die vorläufigen Ermittlungen hatten ergeben, daß Wright zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens erschossen worden war.
Auf der Fahrt zum Gericht hatte Chandler Fiske über die jüngsten Entwicklungen informiert. Er hatte angeordnet, Michael Fiskes Autopsie
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