Die Wahrheit
lehnen.
»Lassen Sie die Pfoten oben, bis die Lady meine Frage beantwortet hat.« McKenna zerrte Fiskes Hände in die Höhe. »Die Flossen hoch, verdammt noch mal.«
»Um Himmels willen, was soll denn das?« rief Sara. »Er hält mich nicht gegen meinen Willen fest. Hören Sie auf! Lassen Sie ihn in Ruhe!« Sie stieß McKennas Hände zurück.
Perkins trat vor. »Agent McKenna«, sagte er, doch der kalte Blick des FBI-Mannes ließ ihn verstummen.
»Er hat ein Gewehr im Wagen«, sagte McKenna. »Von mir aus können Sie Ihre Männer in Gefahr bringen. Aber bei mir läuft das nicht so.«
Eine weitere Limousine bremste mit kreischenden Reifen. Chandler und zwei uniformierte Polizisten sprangen heraus. Sie hatten ihre Waffen gezogen.
»Keine Bewegung!« brüllte Chandler.
McKenna blickte sich um. »Sagen Sie Ihren Männern, Sie sollen die Waffen wegstecken, Chandler. Ich habe die Lage unter Kontrolle.«
Chandler ging zu McKenna, blieb dicht vor ihm stehen. »Befehlen Sie Ihren Männern sofort, die Waffen wegzustecken, McKenna. Auf der Stelle. Oder ich lasse Sie von diesen Beamten wegen tätlichen Angriffs verhaften.«
McKenna rührte sich nicht. Chandler beugte sich vor, bis sein Gesicht das des FBI-Mannes beinahe berührte. »Sofort, SpeCIAl Agent Warren McKenna, oder Sie rufen aus einer Zelle in Virginia die Rechtsabteilung des FBI an. Wollen Sie wirklich einen solchen Vermerk in Ihrer Dienstakte?«
Endlich gab McKenna nach. »Steckt die Waffen ein«, sagte er zu seinen Männern.
»Und jetzt treten Sie von dem Mann zurück, verdammt noch mal«, befahl der Detective.
McKenna wich ganz langsam von dem noch immer am Boden hockenden Fiske zurück. Dabei ließ er Chandler nicht aus den Augen.
Chandler kniete nieder und legte Fiske eine Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung, John?«
Fiske nickte unter großen Schmerzen, hielt den Blick aber auf McKenna gerichtet.
»Würde uns bitte jemand sagen, was hier los ist?« rief Sara.
»Steven Wright wurde ermordet aufgefunden«, sagte Chandler.
KAPITEL 34
Die Hütte befand sich inmitten eines dichten Waldes in einem abgelegenen Teil des südwestlichen Pennsylvania, der an den Bundesstaat West Virginia grenzte. Man konnte sie lediglich über eine verschlammte, unbefestigte und von Reifen zerfurchte Straße erreichen. Josh trat zur Vordertür. Die NeunMillimeter-Pistole steckte in seinem Gürtel, roter Lehm und Kiefernnadeln klebten an seinen Stiefeln. Das Wohnmobil stand unter dem Blätterdach eines hoch aufragenden Walnußbaums, doch Josh hatte eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme getroffen und das Fahrzeug mit einem Tarnnetz bedeckt. Aus der Luft entdeckt zu werden war seine größte Sorge. Er konnte nicht das Risiko eingehen, ein Feuer zu entfachen; man wußte nie, wohin der Rauch zog. Doch zum Glück waren die Nächte noch warm.
Rufus saß auf dem Boden, den breiten Rücken an die Wand gelehnt, die Bibel auf dem Schoß. Er trank Cola aus der Dose, und die Reste seines Mittagessens lagen neben ihm. Mittlerweile trug er einige der Kleidungsstücke, die sein Bruder mitgebracht hatte.
»Alles klar?«
»Hier sind nur wir und die Eichhörnchen. Wie fühlst du dich?«
»Verteufelt glücklich und höllisch verängstigt.« Rufus schüttelte den Kopf und lächelte. »Es fühlt sich gut an, frei zu sein, hier zu sitzen, eine Coke zu trinken und nicht ständig zu befürchten, daß jemand mich zur Minna machen will.«
»Die Wächter oder die anderen Häftlinge?«
»Rate mal?«
»Sowohl als auch, nehme ich an. Du weißt ja, ich war auch für ’ne Weile im Knast. Wir könnten wahrscheinlich ein Buch darüber schreiben.«
»Wie lange werden wir hier bleiben?«
»Ein paar Tage. Wir warten, bis der Aufruhr sich gelegt hat. Dann fahren wir weiter, schlagen uns nach Mexiko durch. Da kann man mit einem Zehntel von dem, was man hier braucht, gut leben. Nach dem Krieg war ich einige Male dort. Außerdem leben ein paar alte Kumpel aus der Army in Mexiko. Sie helfen uns, über die Grenze zu kommen und uns dann irgendwo niederzulassen. Wir besorgen uns ein Boot, gehen fischen, leben am Strand. Hört sich das gut an?«
»Für mich würde es sich sogar gut anhören, in der Gosse zu leben.« Rufus stand auf. »Ich möchte dich mal was fragen.«
Sein Bruder lehnte sich gegen die Wand und schnitt mit einem Taschenmesser einen Apfel in Keile. »Ich höre.«
»In dem Wagen waren jede Menge Lebensmittel, zwei Gewehre und die Pistole, die in deinem Gürtel steckt. Und die Sachen,
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