Die Wahrheit
Assessorin schnüffeln herum. Fiske hilft dem Detective, der in den beiden Mordfällen ermittelt.«
Rayfield fuhr erschrocken zusammen. »In beiden Mordfällen? Gibt es mehr als einen?«
»Steven Wright.«
»Verdammt noch mal, was ist passiert?« fragte Rayfield.
»Wright sah eine bestimmte Person aus Michael Fiskes Büro kommen. Und er hat etwas gehört, das er nicht hören sollte. Wir konnten uns nicht darauf verlassen, daß er den Mund hält, also mußte ich ihn aus dem Gebäude locken und töten. Aus dieser Richtung kann uns jetzt nichts mehr passieren.«
»Bist du verrückt geworden?« stieß Rayfield wütend hervor. »Die Sache gerät völlig außer Kontrolle.«
Der Mann blickte Tremaine an. »He, Vic, sag deinem Vorgesetzten, er soll die Ruhe bewahren. Vietnam hat wohl ziemlich an deinen Nerven genagt, was, Frank? Seitdem bist du nicht mehr der Alte.«
»Vier Morde, und du sagst, ich soll ruhig bleiben? Und Harms und sein Bruder laufen noch frei herum.«
»Ja, die beiden müssen wir auch noch beseitigen. Die beiden wichtigsten Personen. Das ist dir doch klar, Vic?«
»Ja«, erwiderte Tremaine.
Der Mann schaute zu Rayfield hinüber. Sein Blick war eiskalt.
Rayfield schluckte nervös. »Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr.«
»Da hast du recht.«
»John Fiske und diese Assessorin ... Was willst du wegen der beiden unternehmen? Wenn Fiske sich dazu berufen fühlt, den Mörder seines Bruders zu finden, könnte er zum Problem werden.«
»Er ist bereits ein Problem. Wir halten sie an der ganz kurzen Leine, bis wir beschlossen haben, was wir mit ihnen anstellen sollen.«
»Und das heißt?« fragte Rayfield.
»Das heißt, daß wir vielleicht nicht nur zwei, sondern vier Personen beseitigen müssen.«
Sara saß in ihrem neuen Büro. Chandler hatte den Zutritt zu dem Zimmer verboten, das sie sich mit Wright geteilt hatte, dem Gerichtspersonal aber gestattet, Saras Computer und Akten in diesen viel zu kleinen Raum zu bringen. Fiske hatte ihr die Liste der Staatsgefängnisse gegeben, die er erstellt hatte, und Sara hatte sich ans Telefon geklemmt. Nach einer halben Stunde legte sie deprimiert den Hörer auf. In keiner Anstalt in einem der in Frage kommenden Staaten saß ein Häftling mit Namen Harms ein. Sara versuchte, sich an irgendein anderes Wort oder eine Formulierung aus den Dokumenten zu erinnern, die sie gesehen hatte, doch ihr fiel nichts ein. Seufzend stand sie auf - und in diesem Augenblick sah sie es. Sie hatte mit ihrer ruckartigen Bewegung einen Aktenstapel umgestoßen, ohne es zu bemerken. Ganz oben lag die Vorlage zum Fall Chance . Am gestrigen Abend hatte sie Wright ausgerichtet, er solle die Akte abschließen, und wenn er die ganze Nacht daran arbeiten müsse. Am Deckel war eine handschriftliche Notiz mit der Bitte befestigt, Sara möge sich das Gutachten noch einmal ansehen.
Sie setzte sich, und ihr Kopf sank auf die Schreibtischplatte. Was, wenn es tatsächlich irgendeinen Psychopathen gab, der es auf Assessoren abgesehen hatte? War es nur Zufall, daß Wright ermordet worden war und nicht sie? Einen Moment lang saß sie regungslos da. Komm schon, Sara, du wirst damit fertig. Du mußt damit fertig werden, drängte sie sich. Mit der letzten Entschlossenheit, die sie aufbringen konnte, erhob sie sich und verließ das Büro.
Kurz darauf betrat sie das Verwaltungsbüro und ging zu einem Assessor, der hinter einem der Computerterminals saß, die Zugriff auf die Datenbank ermöglichten. Sara wollte ihm eine Frage stellen, die sie schon einmal gestellt hatte, doch sie mußte absolut sichergehen.
»Könnten Sie mal überprüfen, ob ein Fall eingereicht wurde, bei dem der Kläger oder Beklagte Harms heißt?«
Der Mitarbeiter nickte und machte sich an die Arbeit. Nach etwa einer Minute schüttelte er den Kopf.
»Ich finde nichts. Wann wurde der Antrag denn eingereicht?«
»Vor kurzem. Innerhalb der letzten Wochen.«
»Ich bin ein halbes Jahr zurückgegangen, aber es gibt keinen solchen Fall. Haben Sie sich nicht schon mal danach erkundigt?«
Bevor Sara antworten konnte, erklang hinter ihr eine andere Stimme. »Wie war der Name? Harms?«
Sara drehte sich um und sah den anderen Kollegen an. »Ja. Harms ist der Nachname.«
»Das ist aber komisch.«
Sara wurden vor Aufregung die Knie weich. »Wie meinen Sie das?«
»Heute morgen hat jemand angerufen und sich nach einem Berufungsantrag erkundigt. Er hat diesen Namen genannt. Ich habe ihm gesagt, daß hier kein Fall mit diesem Namen
Weitere Kostenlose Bücher