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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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eingesetzt?«
    Barker seufzte tief. »Diese Stadt war immer mein Zuhause,
    Miss Evans, und man kann nicht sein Leben lang gegen die herrschenden Kräfte ankämpfen, auch wenn sie es verdient haben. Ich will nicht behaupten, ich wäre ein großer Freund der Schwarzen; denn das bin ich nicht. Und ich will Sie auch nicht belügen und sagen, ich wäre für Josh Harms’ Sache eingetreten; denn das habe ich, ehrlich gesagt, nicht getan.«
    »Nun ja, nicht zuletzt deshalb sind wohl die Gerichte da. Um Menschen wie die Bewohner Ihrer Stadt daran zu hindern, Leute wie Josh Harms fertigzumachen. Bitte rufen Sie mich zurück und geben Sie mir den Namen von Harms’ Anwalt durch.«
    Sara legte auf. Vor Wut über das, was sie gerade gehört hatte, zitterte sie am ganzen Leib. Andererseits ... wie viele Schwarze hatte sie selbst gekannt, als sie in Carolina aufgewachsen war? Die Generationen armer Leute ein Stück die Straße hinunter. Menschen, die ohne Rechtsanspruch auf unbebautem Land gesiedelt hatten. Oder die Aushilfskräfte, die ihr Vater als Erntehelfer eingestellt hatte. Sara hatte diese Männer von der Veranda aus beobachtet; Schweiß tränkte den dünnen Stoff ihrer Hemden, und ihre Haut wurde unter der brennenden Sonne noch dunkler. Sie und ihre Mutter brachten ihnen Limonade und etwas zu essen. Sie murmelten ihren Dank, mieden aber jeden Blickkontakt, aßen ihre Mahlzeit und schleppten sich in die Dunkelheit davon. In Saras Schule waren nur weiße Kinder gewesen, trotz der zahlreichen Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs, die etwas anderes verlangten. Diese Fälle waren die Schlachtfelder der Rassengleichheit des zwanzigsten Jahrhunderts; sie ersetzten die Antietams, Gettysburgs und Chickamaugas des vorherigen. Und einige Schlachten wurden ebenso sinnlos und vergeblich geschlagen. Hier, an diesem Gericht, gab es nur einen schwarzen Richter, der den sogenannten Thurgood-Marshall-Sitz innehatte, und derzeit nur einen schwarzen Assessor - einen von sechsunddreißig. Viele der Richter hatten nie einen Assessor gehabt, der einer Minderheit entstammte. Was für eine Botschaft verkündete das? Beim höchsten Gericht des Bundes?
    Als Sara auf der Suche nach Fiske über den Korridor eilte, fragte sie sich, ob sie jemals die Wahrheit herausfinden würden. Falls die Army die Brüder Harms zuerst fand, würde die Wahrheit höchstwahrscheinlich mit ihnen sterben.

KAPITEL 37
    Fiske stand draußen vor dem Büro seines Bruders, während Chandler die Fortschritte des Teams überwachte, das die Spurensicherung vornahm. Auch einige Angehörige der Rechtsabteilung des Gerichts schauten aufmerksam zu. Doch nach dem Mord an zwei Assessoren waren die Bedenken bezüglich der Vertraulichkeit hinter die Notwendigkeit zurückgetreten, den oder die Mörder zu finden. Wenn die Beamten mit Michael Fiskes Büro fertig waren, würden sie gegenüber auf dem Flur weitermachen und sich Steven Wrights Büro vornehmen.
    Fiske blickte auf die Bürotür seines Bruders, dann zur Tür von Wrights Büro. Er schaute noch ein paarmal von einer Tür zur andern, als schließlich ein Gedanke Gestalt annahm. Fiske ging zu Chandler hinüber.
    »Wo genau wurde Wrights Leiche gefunden?«
    Chandler schlug sein Notizbuch auf und blätterte es durch. »Übrigens ... ich habe Ihren Wagen wieder freibekommen. Er steht jetzt hinter meinem Büro auf einem schönen Parkplatz, auf dem das Parken auch erlaubt ist.«
    »Danke.«
    »Danken Sie mir nicht. Mit dem Abschleppen und dem Strafzettel und so weiter wird Sie das etwa zweihundert Mäuse kosten.«
    »Zweihundert Dollar? So viel Geld für einen lausigen Strafzettel habe ich nicht.«
    »Ach was? Na ja, vielleicht kann ich an ein paar Fäden ziehen, Sie wissen schon, Ihnen einen Gefallen tun. Aber den müssen Sie abarbeiten. An meinem Haus muß einiges gestrichen werden.« Chandler grinste schief und hörte endlich auf, in seinem Notizbuch zu blättern. »Hier haben wir es ja. Wright wohnte etwa einen Häuserblock von der U-Bahnstation Eastern Market entfernt. Seine Leiche wurde im Garfield Park gefunden. Der liegt an der Ecke F Street und Second Street, ungefähr ein halbes Dutzend Querstraßen vom Gericht entfernt.«
    »Wie ist Wright normalerweise zur Arbeit gekommen?«
    »Mehreren Kollegen zufolge ist er entweder zu Fuß gegangen oder mit dem Taxi gekommen, gelegentlich auch mit der U-Bahn.«
    »Liegt dieser Garfield Park auf seinem Nachhauseweg?«
    Chandler legte den Kopf schräg und studierte seine Notizen.

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