Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
ganz zu schweigen von der NBA. Deshalb saßen sie beide nun hier im Bezirksgefängnis und musterten sich gegenseitig.
    »Die Staatsanwaltschaft bietet vorsätzliche Körperverletzung an. Was allerdings immer noch ein Kapitalverbrechen wäre.«
    »Warum nicht fahrlässige Körperverletzung, Mann? Oder im Affekt?«
    Fiske starrte ihn an. Diese Burschen standen so oft vor Gericht, daß sie das Strafgesetzbuch besser kannten als die meisten Anwälte.
    »Körperverletzung im Affekt . das wäre in der Hitze des Gefechts gewesen, Derek. Ihre Hitze kam einen Tag später.«
    »Der Typ hatte ’ne Knarre. Ich leg’ mich doch nich’ mit ’nem Wichser an, wenn der ’ne Wumme hat, Mann. Und ich hatte meine nich’ dabei. Sind Sie blöd, Mann, oder was?«
    Fiske hätte am liebsten ausgeholt und dem Jungen Vernunft eingebleut. »Tut mir leid, die Staatsanwaltschaft geht nicht von vorsätzlicher Körperverletzung runter.«
    »Wie lange müßte ich sitzen?« fragte Derek frostig. Seine Ohrläppchen waren durchstochen, mindestens zwölfmal, wie Fiske zählte.
    »Fünf Jahre, die Untersuchungshaft eingerechnet.«
    »Oh, Scheiße! Fünf Jahre, weil ich Pack ’n bißchen mit ’nem verdammten Taschenmesser angekratzt hab’?«
    »Mit einem Stilett. Ein Stilett mit fünfzehn Zentimeter langer Klinge. Und Sie haben ihn nicht angekratzt, sondern zehnmal auf ihn eingestochen. Vor Zeugen.«
    »Mann, der Typ hat meine Schnalle angemacht. Sind das
    nich’ mildernde Umstände?«
    »Sie können von Glück reden, daß man Sie nicht wegen Mordes drankriegen will, Derek. Die Ärzte sagen, es sei ein Wunder, daß der Bursche nicht schon am Tatort verblutet ist. Und wäre Pack nicht so ein gefährlicher Mistkerl, kämen Sie nicht mit vorsätzlicher Körperverletzung davon. Dann wäre es schwere Körperverletzung. Und das bedeutet zwanzig Jahre bis lebenslänglich. Das wissen Sie.«
    »Pack hat mit meiner Schnalle ’rumgemacht.« Derek beugte sich vor und ließ seine dünnen Knöchel knacken, um die vollkommene Logik sowohl seiner juristischen als auch moralischen Auffassung zu unterstreichen.
    Fiske wußte, daß Derek einen gut bezahlten Job hatte, wenn auch einen illegalen. Er war der First Lieutenant des zweitgrößten Drogenhändlerrings in Richmond, daher auch sein Spitzname DB-1. Der Boß, obwohl erst vierundzwanzig Jahre alt, hieß Turbo. Turbos Reich war straff organisiert. Er verlangte absolute Disziplin und verlieh seinem Unternehmen den Anstrich von Legalität, indem er mehrere chemische Reinigungen, ein Café, eine Pfandleihe und einen ganzen Stall von Buchhaltern und Anwälten unterhielt, die sich mit den gewaschenen Drogengeldern befaßten. Turbo war ein sehr kluger junger Mann mit Sinn für Zahlen und Geschäfte. Fiske hatte ihn schon immer mal fragen wollen, warum er keinen Immobilienhandel aufmachte. Der Ertrag wäre fast genauso hoch, die Sterblichkeitsrate jedoch beträchtlich niedriger.
    Normalerweise hätte Turbo einen seiner Anwälte von der Main oder Franklin Street mit Gebührensätzen von dreihundert Dollar die Stunde beauftragt, Derek rauszupauken. Aber Dereks Tat hatte nichts mit Turbos Geschäften zu tun, und deshalb hatte er ihm diesen Gefallen nicht erwiesen. Derek jemandem wie Fiske vorzuwerfen war eine Art Bestrafung dafür, daß er so dumm gewesen war, wegen einer Frau den Kopf zu verlieren. Turbo brauchte auch nicht zu befürchten, daß Derek auspackte und ihn verpfiff. Der Staatsanwalt hatte gar nicht erst versucht, Derek ein dahingehendes Angebot zu machen; er wußte, daß es sinnlos war. Wer redete, starb - ob im Knast oder draußen, spielte keine Rolle.
    Derek war in einer netten Mittelschicht-Familie in einem netten Mittelschicht-Viertel aufgewachsen, bis er von der High School abgegangen war und den raschen, leichten Weg zum Drogenhandel eingeschlagen hatte, statt wirklich für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Er besaß alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche berufliche Karriere, hätte alles aus seinem Leben machen können. Doch es gab so viele Derek Browns auf der Welt, daß die Menschen sich gar nicht mehr dafür interessierten, wie schrecklich das Leben jener Kinder war, die sich dem Zuckerelixier zuwandten, das Leute wie Turbo ihnen besorgten. Genau deshalb hätte Fiske sich Derek gern eines Nachts geschnappt, um ihn mit einem Baseballschläger in der Hand in eine dunkle Gasse zu schleifen und ihm ein paar gute altmodische Werte und Moralvorstellungen einzuprügeln.
    »Der Staatsanwaltschaft

Weitere Kostenlose Bücher