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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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»Josh, Josh, tu das nicht, halt deine verdammten Augen auf. Schlaf mir bloß nicht ein, Josh!«
    Schließlich öffnete Josh die Augen und schien einen lichten Moment zu haben. »Du mußt hier weg, Rufus. All diese Schüsse ... jemand könnte sie gehört haben und nachsehen kommen. Du mußt hier weg. Sofort.«
    »Das ist richtig - wir müssen hier weg.«
    Rufus hob Josh vorsichtig hoch und untersuchte seinen Rücken. Die Kugel war nicht ausgetreten, steckte noch irgendwo im Körper. Rufus säuberte beide Wunden.
    Irgendwann hielt Josh seinen Arm fest. »Rufus, verdammt noch mal, verschwinde von hier«, sagte er.
    »Wenn du nicht gehst, gehe ich auch nicht. Also müssen wir dich wieder hinkriegen.«
    »Du bist noch immer verrückt.«
    »Ja, ich bin völlig durchgeknallt, also lassen wir es dabei bewenden.« Er war mit dem Säubern fertig und verband die Wunden. Dann hob er seinen Bruder vorsichtig hoch, doch die Bewegung löste bei Josh einen Hustenanfall aus, und Blut floß aus seinem Mund auf das Hemd. Rufus trug ihn zum Campingwagen und legte ihn davor auf den Boden.
    Josh warf einen verzweifelten Blick auf das völlig verbeulte Fahrzeug. »Scheiße, Rufus, die Karre bringt uns nirgendwo mehr hin.«
    »Das ist mir auch klar.« Rufus holte eine Flasche Wasser aus dem Campingwagen, schraubte sie auf und hob sie an Joshs Lippen. »Kannst du die halten? Du brauchst jetzt viel Flüssigkeit.«
    Josh antwortete, indem er die Flasche mit der unverletzten Hand ergriff und einen Schluck trank.
    Rufus stand auf und ging zu dem umgestürzten Jeep. Tremaine hatte die Maschinenpistole zwischen dem Sitz und der metallenen Türverstrebung des Jeeps eingeklemmt. Der Mann hatte einen Draht, ein Stück Metall und eine Schnur benutzt, um den Abzug der Maschinenpistole auf Dauerfeuer einzustellen, während er den Hinterhalt für Josh vorbereitete. Rufus zog die Waffe heraus, sah sich den Jeep kurz an und drückte dann gegen die Motorhaube, um das Fahrzeug aufzurichten. Doch auf diese Weise bekam er keinen günstigeren Ansatzpunkt, und seine Füße glitten in dem losen Kies aus. Er sah sich das Fahrzeug noch einmal an. Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit für ihn, es aufzurichten.
    Er drückte den Rücken gegen die Oberkante der Fahrerseite und ging in die Hocke. Dann grub er die Finger in die Erde und den Kies, bis sie sich unter der Seite des Jeeps befanden, und schloß sie fest um das Metall. Er schob kräftig, um abzuschätzen, womit er es zu tun hatte. Der Jeep war schwer, verdammt schwer. Vor dreißig Jahren wäre das kein großes Problem für ihn gewesen. Als junger Mann hatte er den vorderen Teil eines Buicks, mit Motor und allem, um einen guten halben Meter hochgehoben. Aber er war keine zwanzig mehr. Er schob erneut und spürte, daß der Jeep sich ein Stückchen bewegte, bevor er dann wieder zurückkippte. Er schob erneut, keuchte vor Anstrengung, und die Muskeln in seinem Nacken spannten sich unter der Haut.
    Josh setzte die Flasche ab und schaffte es sogar, sich aufzurichten und gegen den zerfetzten Reifen des Campingwagens zu lehnen, um zu beobachten, was sein Bruder vorhatte.
    Rufus war bereits müde. Seine Arme und Beine waren nicht mehr daran gewöhnt, seit langer Zeit nicht mehr. Er war immer stark gewesen, stärker als jeder andere. Doch würde seine Kraft nun ausreichen, da er sie wirklich brauchte? Wenn er diesen verdammten Jeep nicht aufrichten konnte, würde sein Bruder auf jeden Fall sterben.
    Er ging wieder in die Hocke, schloß die Augen und öffnete sie wieder. Dann schaute er in den Himmel, in dem träge eine große, schwarze Krähe kreiste. Ohne die geringsten Sorgen auf der Welt, mit langgezogenen, gemächlichen Pinselstrichen auf der blauen Leinwand.
    Während der Schweiß nur so von Rufus’ Gesicht strömte, schloß er wieder fest die Augen und tat, was er immer tat, wenn er nicht mehr weiter wußte, wenn er glaubte, er würde es nicht schaffen. Er betete. Er betete für Josh. Er bat den lieben Gott, ihm die Kraft zu geben, die er brauchte, um seinem Bruder das Leben zu retten.
    Er ergriff wieder die Seite des Jeeps und spannte die mächtigen Muskeln an. Er schob mit den langen Armen und streckte die gekrümmten Beine. Einen Moment lang schwebten Jeep und Mensch in einem prekären Gleichgewicht, bewegten sich weder auf noch ab - der Jeep wollte nicht nachgeben, und Rufus war genauso starrsinnig. Doch dann wurde das Gewicht einfach zuviel für Rufus, und er sank langsam zurück. Aber er spürte, er

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