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Die Wahrheit

Die Wahrheit

Titel: Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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dann los und schaffte es zum Rand der Hütte.
    »Rufus!« rief er. »Bei drei!«
    »Fang an zu zählen!« rief Rufus zurück. Seine Stimme zitterte leicht vor Furcht.
    Drei Sekunden später eröffnete Josh das Feuer auf Tremaine. Die Kugeln prallten vom Rahmen des Jeeps ab. Rufus lief zum Heck des Wagens. Dort mußte er jedoch in Deckung gehen, als es Tremaine gelang, eine Salve zwischen den Wagen und die Hütte zu feuern. Die Luft roch nach Schüssen und dem Schweiß verängstigter Männer.
    Josh und Rufus sahen sich an, und als Josh dann spürte, daß in seinem Bruder die Panik emporstieg, zwang er sich ein Lächeln ab.
    »He, Vic«, rief er, »wie wär’s, wenn du den verdammten Witwenmacher fallen läßt und mit erhobenen Händen rauskommst?«
    Tremaine antwortete, indem er dicht über Joshs Kopf ein Stück Holz aus der Hütte schoß.
    »Okay, okay, Vic, ich hab’ verstanden. Jetzt bleib mal schön cool, ja, Kleiner? Keine Angst, wir werden dich und Rayfield begraben. Lassen euch nicht liegen, als Fraß für die Bären und so. Das ist ’ne üble Scheiße, wenn Tiere Leichen fressen. Das hast du doch in Vietnam gesehen, nicht wahr, Vic? Vielleicht bist du aber auch zu schnell in die andere Richtung gelaufen, um das mitzukriegen.« Während Josh sprach, bedeutete er Rufus, an Ort und Stelle zu bleiben, und zeigte dann um die Hütte herum, um seinem Bruder zu erklären, was er vorhatte.
    Rufus nickte; er hatte verstanden. Josh würde versuchen, den Mann ins Blickfeld seines Bruders zu treiben, damit Rufus ihn dann ausschalten konnte. Rufus zog seine Waffe heran und schob ein neues Magazin hinein. Zum Glück hatte sein Bruder sich die Zeit genommen, ihm zu zeigen, wie das ging. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Atmen; die Waffe in seiner Hand kam ihm unglaublich schwer vor. Er befürchtete, daß er, ganz zu schweigen vom nötigen Geschick, nicht die Nerven, den Killerinstinkt haben würde, den Mann niederzuschießen, selbst wenn Tremaine auf ihn zustürmen und mit dieser verdammten Maschinenpistole auf ihn feuern würde. Rufus hatte im Gefängnis gegen viele Männer gekämpft, um zu überleben - aber nur mit den Händen, auch wenn seine Gegner mit selbstgebastelten Messern oder Rohren bewaffnet gewesen waren. Aber eine Schußwaffe war etwas anderes. Eine Schußwaffe konnte aus der Entfernung töten. Doch wenn er nicht schoß, würde sein Bruder sterben. Und diesmal konnte er Gott nicht bitten, ihm zu helfen. Er konnte seinen Herrn nicht auffordern, ihm zu helfen, einen anderen Menschen zu töten.
    Halb gebückt lief Josh vorn an der Hütte vorbei und blieb gelegentlich stehen, um eindringlich zu lauschen. Einmal wagte er es, den Kopf zu einem der Fenster zu heben, in der Hoffnung, er könne vielleicht durch den Raum und zum hinteren Fenster wieder hinaus sehen, wo irgendwo der Jeep liegen mußte. Doch der Winkel war ungünstig, und die Sicht war ihm versperrt. Josh war jetzt völlig konzentriert. Die Furcht war noch da, sehr stark sogar, doch er hatte sein Bestes gegeben, um sie in Adrenalin umzuwandeln, all seine Sinne zu schärfen. Er hielt die Pistole nach vorn gerichtet; nur allzu gut wußte er, daß Tremaine vielleicht ahnte, was er vorhatte. In diesem Fall würde er hinter dem Jeep hervorschlüpfen, von der anderen Seite um die Hütte herumkommen und ihn irgendwo auf halbem Wege treffen. Maschinenpistole gegen Pistole, hundert Schüsse gegen einen, das hieß: Josh würde sterben, und danach auch Rufus.
    Er trat noch einen Schritt vor. Dann hörte er, wie die Maschinenpistole wieder losratterte und die Kugeln in den Campingwagen schlugen. Er lief weiter und um die Ecke. Solange Tremaine auf Rufus schoß, konnte Josh ihn umgehen und den Mistkerl ein für allemal zum Schweigen bringen.
    Dieser Plan war zum Scheitern verurteilt, denn als er um die Ecke bog, stand Tremaine dort und richtete seine Pistole genau auf Joshs Kopf. Der erstaunte Josh blieb so abrupt stehen, daß seine Füße im Kies den Halt verloren und er der Länge nach hinfiel. Das war sein Glück, denn so schlug die Kugel in seine Schulter statt in sein Herz. Sein Schwung trug ihn weiter, und seine Beine rissen die Tremaines weg, und beide fielen schwer zu Boden. Ihre Pistolen flogen in hohem Bogen durch die Luft.
    Tremaine war als erster wieder oben; Josh wurde von der blutenden Schulter behindert, die er sich hielt. Tremaine zog ein Messer aus dem Gürtel. Im Hintergrund verklangen die Schüsse der Maschinenpistole. Josh schrie auf, als Tremaine

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